Die Vorbereitungen auf die olympischen Spiele in London laufen auf Hochtouren. Als Gastgeber sind die Briten in allen Mannschaftswettbewerben gesetzt. Auch in Sportarten, die auf der Insel keinen interessieren. Der SV Poseidon Hamburg bietet Hilfe an.

Hamburg/London. England ist das Mutterland des Wasserballs und sogar dreimaliger Olympiasieger. Allerdings sind die olympischen Triumphe (1908, 1912, 1920) lange her und seitdem hat sich im britischen Wasserball einiges getan. Die Teams der heimischen Liga befinden sich auf dem Niveau eines durchschnittlichen deutschen Zweitligisten. Die gesamte Sportart hat im Laufe der Jahre gelitten, vor allem, weil die finanziellen Mittel fehlen. Der Schwimmverein Poseidon Hamburg bietet dem englischen Wasserballverband nun seine professionelle Hilfe an. „Wir können einige junge Spieler bei uns aufnehmen und ihnen auf hohem Niveau Trainings- und Wettkampfpraxis bieten“, sagt Landeswasserballwart Thomas Schlünz.

Als Ausrichter der olympischen Spiele 2012 bekommt Großbritannien eine Wild-Card für alle Mannschaftswettbewerbe und muss nun zusehen, konkurrenzfähige Mannschaften auf die Beine zu stellen, auch wenn das bei einigen Sportarten schwierig ist. So hat der Handball-Bundesligist TuSem Essen, in der abgelaufenen Rückrunde als Zwangsabsteiger feststehend, britischen Spielern die Möglichkeit gegeben, auf hohem Niveau Spielpraxis zu sammeln. Handball spielt in Großbritannien so gut wie keine Rolle, dementsprechend schlecht sind auch die Spieler.

Ähnlich sieht es mit dem britischen Wasserballsport aus. Der Fußball strotzt nur so vor Dominanz, und das britische Sportministerium lässt viele Randsportarten unbeachtet, besonders in finanzieller Hinsicht. Doch in Hinblick auf Olympia 2012 geht es den stolzen Briten plötzlich um Prestige und ihr Image als Sportnation. Drei Jahre bleiben nun noch, um ein Team in die olympischen Wettkämpfe zu schicken, das nicht komplett vorgeführt wird.

Der SV Poseidon Hamburg könnte zwei bis vier britischen Spielern die Ausbildung ermöglichen. „Wir würden die Spieler in einer Wohnung unterbringen und auch auf eine internationale Schule schicken“, so Schlünz. Die Spieler sollten zwischen 18 und 20 Jahre alt sein, schließlich sollen sie sich in Hamburg noch bis zu drei Jahre lang entwickeln. Und die Voraussetzungen in Hamburg sind gegeben. Der SV Poseidon Hamburg spielt in der Bundesliga und könnte den Briten allein im Training ein Wettkampfniveau bieten, das auf der Insel undenkbar wäre. Zudem ist der Verein bekannt für seine gute Nachwuchsförderung.

Jedoch hinkt die einstige Wasserballmacht Großbritannien im internationalen Vergleich mittlerweile hinterher. Jahrelang wurde es vermisst über den Tellerrand hinauszugucken und sich fortzubilden. Internationale Fortbildungslehrgänge wurden verpasst und auch im Training gab es nur wenige Variationen. „Physisch sind die Briten durchaus konkurrenzfähig, aber vor allem im taktischen und technischen Bereich gibt es doch deutlich Defizite“, benennt Thomas Schlünz die Schwächen.

Die jahrelange Vernachlässigung soll nun in nur drei Jahren kompensiert werden – ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Plötzlich ist die britische Regierung bereit, Gelder bereitzustellen - dem Olympiafond sei dank. Schließlich geht es auch um Gesichtsverlust im internationalen Vergleich. Eine eventuelle Finanzierung für das Hamburger Modell würde von den Spielern selber, aber vor allem vom britischen Sportministerium kommen. Mit den zwei bis vier Spielern, die Hamburg aufnehmen würde, ist aber noch lange kein konkurrenzfähiges Team zusammengestellt. Zumal das Hamburger Angebot europaweit noch das einzige ist. „Wir haben dem britischen Verband das Angebot gemacht, aber jetzt seit längerem keine Antwort erhalten“, so Schlünz. Alles deutet vorerst darauf hin, dass die britische Wasserballnationalmannschaft, trotz des Hamburger Entgegenkommens, vor heimischem Publikum bei Olympia 2012 untergehen wird.