"Es ist ein historischer Tag für das deutsche Eishockey"
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Pyeongchang. Erstmals überhaupt steht Deutschland in einem olympischen Halbfinale. Schwedischer Torhüter lässt seinem Frust freien Lauf.
Schier endlose Sekunden warteten Deutschlands Eishockey-Helden um Matchwinner Patrick Reimer auf den Videobeweis, dann war das Olympia-Wunder von Pyeongchang perfekt. Wie wild hüpften und tanzten die müden deutschen Kufen-Cracks nach dem Triumph im Krimi gegen Weltmeister Schweden über das Eis, und auf der Bank versank ein ausgelassener Bundestrainer Marco Sturm in einer Jubeltraube. Nach dem sensationellen 4:3 (2:0, 0:0, 1:3) nach Verlängerung gegen den haushohen Favoriten steht die DEB-Auswahl erstmals überhaupt in einem olympischen Halbfinale und greift zum ersten Mal seit 1976 bei Winterspielen nach einer Medaille.
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„Es ist ein historischer Tag für das deutsche Eishockey“, sagte Star-Verteidiger Christian Ehrhoff und Coach Sturm war einfach nur stolz: „Das ist unglaublich. Ein Moment, von dem man geträumt hat. Dass es dann so umgesetzt wird, ist einzigartig. So kann es weitergehen.“ Ganz anders dagegen die Stimmung bei den Tre Kronor: Torwart Viktor Fasth zertrümmerte beim Gang in die Kabine vor Wut seinen Schläger. "Es fühlt sich schwer an", titelte Online-Ausgabe der schwedische Zeitung "Dagens Nyheter".
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Nach 1:30 Minuten in der Overtime sorgte Patrick Reimer für den Sudden Death der Schweden. Ausgerechnet Reimer, dessen Einsatz noch am Morgen wegen einer Verletzung nicht feststand. „Ich war heiß und habe darauf gebrannt zu spielen. Wer weiß, wann es wieder die Gelegenheit gegeben hätte, bei Olympia zu spielen“, sagte Reimer.
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Deutscher Hunger auf Kanada
Und der Traum geht weiter. Im Halbfinale trifft Deutschland am Freitag auf Olympiasieger Kanada, der gegen Finnland 1:0 gewann. „Es wird wieder ein hartes Spiel. Wir werden alles daran setzen“, sagte Kapitän Marcel Goc. Ähnlich sah es Patrick Hager: „Wir feiern nicht, wir genießen das. Wir sind eine hungrige Truppe, wir sind ehrgeizig. Wir haben die Qualität und können bei diesem Turnier jeden Gegner schlagen. Jetzt wollen wir natürlich den nächsten Schritt machen.“
Verbandschef Franz Reindl warnte zwar: „Kanada ist eine Highspeed-Maschine.“ Doch der Bronze-Gewinner von 1976 meinte auch: „Die Mannschaft ist so fokussiert und so vom Siegeswillen geprägt, dass sie weiß, was sie tun muss, um auch gegen Kanada zu bestehen.“
Deutsche Jubel-Zitate nach dem Sieg gegen Schweden
„Halbfinale - allein das Wort - das ist unglaublich.“
(Bundestrainer Marco Sturm am Mittwoch in Pyeongchang nach dem Halbfinaleinzug der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft.“
„Es kann uns nichts mehr schocken.“
(Sturm über Kanada als nächsten Gegner)
„Unglaublich. Wie immer, wenn es läuft, dann ist vieles vorstellbar.“
(DOSB-Präsident Alfons Hörmann über das nächste Spiel gegen Kanada)
„Es ist ein historischer Tag für das deutsche Eishockey.“
(Verteidiger Christian Ehrhoff)
„Deutschlands Eishockey-Nationalmannschaft ist über sich hinausgewachsen. Von außen betrachtet ist der Sieg über Schweden mehr als eine Sensation.“
(DEB-Präsident Franz Reindl nach dem Halfinaleinzug)
„Schweden hat uns gebogen und gebogen, aber hat uns nicht gebrochen, und deshalb sind wir verdient weiter.“
(Nationalspieler Patrick Hager)
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"Auch ein Sieg der Gerechtigkeit"
In der regulären Spielzeit hatten am Mittwoch Kölns Ehrhoff (14. Minute), Marcel Noebels (15.) und Dominik Kahun (49.) getroffen. Für den großen Favoriten waren Anton Lander (47.), Patrik Hersley (50.) und Mikael Wikstrand (52.) erfolgreich. Auf der Tribüne feierten erneut zahlreiche deutsche Olympia-Athleten inklusive Präsident Alfons Hörmann mit der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) den historischen Erfolg, den sich das Sturm-Team mit viel Leidenschaft erkämpfte und verdiente.
„Wenn man das letzte Spiel gegen Schweden gesehen hat, war dies vielleicht auch ein Sieg der Gerechtigkeit. Die Mannschaft war einfach mental stark, hat sich auch von den Gegentoren nicht beeindrucken lassen“, sagte Hörmann und fügte hinzu: „Wir haben oben gesagt, wir trauen es dem Team zu. Unglaublich. Wie immer, wenn es läuft, dann ist vieles vorstellbar. Dass es schwieriger wird, ist klar. Aber Schweden war ja auch nicht irgendwer.“
Erinnerungen an Sensation von Innsbruck
Damit werden Erinnerungen an den sensationellen Gewinn der Bronzemedaille 1976 in Innsbruck wach. Damals waren die Medaillen über die Endabrechnung einer Sechser-Runde vergeben worden. Auch beim Bronze-Gewinn 1932 hatte es bei nur vier Teilnehmern kein Halbfinale gegeben. Der 13. Sieg im 103. Länderspiel gegen die Schweden toppt die überraschende Halbfinal-Teilnahme bei der Heim-WM 2010 noch, zumal damals anders als diesmal bei Olympia auch NHL-Profis dabei gewesen waren. Auch deshalb kommt die Fortsetzung des Aufschwungs unter Bundestrainer Sturm völlig unverhofft.
Deutschlands NHL-Rekordspieler hatte die DEB-Auswahl bereits bei den Weltmeisterschaften 2016 und 2017 schon unter die Top Acht geführt, dabei aber jeweils auch auf seine besten Spieler aus Nordamerika zurückgreifen können. Wegen der Weigerung der besten Liga der Welt, ihre Saison für die Spiele in Südkorea zu unterbrechen, hatte Sturm selbst vor Olympia Zweifel an seinem nur aus der heimischen Deutschen Eishockey Liga rekrutierten Kader gehabt.
In Überzahl gelang die Wende
Nach fünf Minuten hatten die Skandinavier bereits neun Torschüsse, Deutschland gar keinen. Mit Glück und Geschick verhinderte Torhüter Danny aus den Birken Schlimmeres. In Überzahl gelang dann die Wende. Ex-NHL-Verteidiger Ehrhoff von den Kölner Haien überwand nach gut 13 Minuten den schwedischen Keeper Viktor Fasth, kurz darauf legte Angreifer Noebels von den Eisbären Berlin sogar nach.
Im Anschluss kämpfte Deutschland aufopferungsvoll trotz schwerer Beine nach dem Sieg am Vortag gegen die Schweiz für den ersten Erfolg gegen Schweden bei einem großen Turnier seit 26 Jahren. Damals hatte Deutschland bei der WM 1992 5:2 gewonnen. Diesmal kamen die Skandinavier im Schlussdrittel sogar zum Ausgleich, doch Reimer sorgte nach 1:30 Minuten in der Verlängerung für die Sensation.