Pyeongchang. IOC schickt Bach-Gegner nach Hause. Savchenko und Massot laufen Kür ihres Lebens. Nächste Medaille für Dahlmeier.

Tag sechs in Pyeongchang ist vorbei – und Deutschland konnte seine Medaillenbilanz weiter aufbessern. Abendblatt.de hält Sie über das Geschehen bei den Olympischen Winterspielen auf dem Laufenden.

Bäumler begeistert von Eiskunstlauf-Gold

Der frühere Eiskunstlauf-Star Hans-Jürgen Bäumler hat euphorisch auf den Olympiasieg von Aljona Savchenko/Bruno Massot reagiert. „Die Kür, die die beiden gelaufen sind, wird für Jahrzehnte eine Messlatte sein“, sagte der 76-Jährige in einem Telefon-Interview des TV-Senders Eurosport.

Bäumler, der zusammen mit Marika Kilius 1960 und 1964 Silber bei Winterspielen gewonnen hatte und zweimal Weltmeister war, äußerte großen Respekt vor der Leistung von vor allem der 34 Jahre alten Savchenko, die in Pyeongchang im fünften Anlauf bei Olympia triumphiert hatte. „Kein Mensch kann sich vorstellen, was es heißt: Ich habe meine Jugend geopfert, ich habe jetzt fünf Minuten um zu zeigen, was ich jahrzehntelang trainiert habe. Hut ab! Hut ab! Und für dich Aljona: Noch einen dritten Hut!“, sagte Bäumler.

Es war das erste olympische Paarlauf-Gold für Deutschland seit 66 Jahren, zuletzt gewann 1952 das Ehepaar Ria und Paul Falk. Nicht einmal das einstige Traumpaar Kilius/Bäumler schaffte es auf den Olymp. Bäumler ist davon überzeugt, dass seine Sportart einen Riesen-Aufschwung erleben wird. „Wir haben endlich wieder ein Paar in Deutschland, das viele Millionen dazu bringen wird, wieder Eiskunstlauf zu schauen“, sagte der Bayer.

Skandal um kritisches IOC-Mitglied

Das britische IOC-Mitglied Adam Pengilly wird die Olympischen Spiele nach einem Zwischenfall mit einem Wachmann verlassen. Pengilly hatte sich eine Auseinandersetzung mit einem Sicherheitsmann geliefert, als er am Donnerstagmorgen das IOC-Hotel verließ.

Adam Pengilly gehört im IOC zu den wenigen Kritikern von Präsident Thomas Bach
Adam Pengilly gehört im IOC zu den wenigen Kritikern von Präsident Thomas Bach © imago/Revierfoto | Interactive Sports

Pengilly bestritt, dass er den Wachmann angegriffen habe. "Ich habe versucht, an dem Wachmann vorbeizukommen, als dieser sagte, ich solle in eine andere Richtung gehen", sagte Pengilly dem Branchendienst "Insidethegames". Der Wachmann soll sich dem IOC-Mitglied in den Weg gestellt und nach der Akkreditierung gefragt haben. Im Anschluss, so Pengilly, habe er gehört, dass der Wachmann hingefallen sei und sich verletzt habe. "Zu keinem Zeitpunkt habe ich ihn angefasst", erklärte der Brite, der Selbstkritik übte, weil er sich nicht entschuldigt habe.

Das IOC erklärte, dass es sich "für das Verhalten eines seiner Mitglieder entschuldigen" wolle, und bedauerte den Vorfall, "der von Herrn Pengilly verursacht worden war". Nach einem Gespräch mit einem Beauftragten der IOC-Ethikkommission werde Pengilly die Spiele und Südkorea mit sofortiger Wirkung verlassen, erklärte ein IOC-Sprecher.

"Wir möchten uns noch einmal bei allen Behörden und Polizisten für ihre hervorragende Arbeit bedanken. Sie haben unseren Dank verdient. Herr Pengilly hat sich bei dem Sicherheitsmann entschuldigt", hieß es. Das IOC-Mandat des früheren Skeletonfahrers und zweimaligen Olympiateilnehmers endet ohnehin am 25. Februar.

Pengilly gehört zu den wenigen Gegnern von Präsident Thomas Bach im IOC. Vor den Olympischen Spielen in Rio hatte er als einziges Mitglied der Vollversammlung gegen Bachs Kurs in der russischen Doping-Krise gestimmt. Bei der IOC-Session vor den Spielen in Pyeongchang kritisierte der Brite die Entscheidung des IOC, eine Aufhebung der Suspendierung des Nationalen Olympischen Komitees Russlands vor der Abschlussfeier der Spiele in Aussicht zu stellen.

Eine derartige öffentliche Entschuldigung hat es in den zahlreichen jüngsten Fällen von Fehlverhalten oder Korruption anderer Mitglieder seitens des IOC nicht gegeben.

Deutsches Team übertrifft sich selbst

Der rasante Olympia-Beginn bietet schon viel Stoff für ein deutsches Wintermärchen in Pyeongchang. Mit den Olympiasiegen acht und neun durch das Eiskunstlauf-Paar Aljona Savchenko/Bruno Massot und dem Rodelteam um Natalie Geisenberger wurde die Goldbilanz von Sotschi 2014 (achtmal Gold) bereits nach dem sechsten Wettkampftag übertroffen. Biathlon-Ass Laura Dahlmeier legte nach zwei Olympiasiegen eine Gold-Pause ein, gewann aber die respektable Bronzemedaille über 15 Kilometer.

„Wir freuen uns über die Medaillenflut, die wir haben“, sagte Fahnenträger Eric Frenzel. In der nordischen Kombination hatte er zuvor ein Goldstück zur Medaillenausbeute beigetragen. „Es ist sicherlich für alle Athleten beflügelnd, wenn über die ganze Mannschaft verteilt so viele Medaillen erzielt werden.“

Vor vier Jahren in Sotschi, wo statt der kalkulierten 30 nur 19 Medaillen gewonnen wurden, hatte er das krasse Gegenteil erlebt. „Da hagelte die Kritik relativ schnell. Jetzt ist es viel schöner“, sagte Frenzel.

Die beiden Goldmedaillen am ersten Tag durch Dahlmeier und Skispringer Andreas Wellinger seien "sehr, sehr wichtig" gewesen, sagte Dirk Schimmelpfennig, der deutsche Chef de Mission: "Nicht nur für die Biathleten und Skispringer, sondern für die gesamte Mannschaft. Dadurch war das ganze Team D auf Kurs."

Deutsche Rodler holen Gold in der Teamstaffel

Die Rodler haben zum Abschluss ihrer olympischen Wettbewerbe die deutsche Bilanz in Pyeongchang weiter aufgebessert. Johannes Ludwig, Nathalie Geisenberger und die Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt wurden in der Teamstaffel ihrer Favoritenrolle gerecht und gewannen Gold vor Kanada und Österreich. Es war die insgesamt 1000. Goldmedaille in der Geschichte der Winterspiele.

Die Rodler Tobias Wendl, Tobias Arlt, Nathalie Geisenberger und Johannes Ludwig (v. l. n. r.) jubeln über Gold in der Mixed-Teamstaffel
Die Rodler Tobias Wendl, Tobias Arlt, Nathalie Geisenberger und Johannes Ludwig (v. l. n. r.) jubeln über Gold in der Mixed-Teamstaffel © REUTERS | ARND WIEGMANN

Für Einzel-Olympiasiegerin Geisenberger war es bereits der zweite Titel in Pyeongchang und der vierte Olympiatriumph insgesamt. Schon in Sotschi 2014 hatte die Bayerin das Double geschafft. Auch die zweimaligen Doppelsitzer-Olympiasieger Wendl/Arlt gehörten bereits damals zum siegreichen deutschen Team. Das Berchtesgadener Trio steigt somit zu den erfolgreichsten Olympioniken in ihrer Sportart auf und löste den dreimaligen Olympiasieger Georg Hackl ab.

Die deutschen Rodler haben in Pyeongchang in vier Rennen sechs Medaillen geholt. Geisenberger und Wendl/Arlt gewannen Gold, Dajana Eitberger Silber sowie Ludwig und die Doppelsitzer-Weltmeister Toni Eggert/Sascha Benecken Bronze.

Oranje erstmals nicht ganz oben

Der deutsche Hoffnungsträger Patrick Beckert hat beim ersten nicht-niederländischen Eisschnelllauf-Sieg der Winterspiele in Pyeongchang die Medaillenränge über die 10.000 m klar verpasst. Der 27 Jahre alte Erfurter belegte beim Goldlauf des kanadischen Weltrekordhalters Ted-Jan Bloemen in 13:01,94 Minuten Platz sieben. Hinter Bloemen, der in olympischer Rekordzeit von 12:39,77 Minuten gewann, holten der Sotschi-Olympiasieger Jorrit Bergsma (Niederlande) Silber und der Italiener Nicola Tumolero Bronze.

Der zweite deutsche Starter Moritz Geisreiter (Inzell/13:06,35) wurde Neunter, Weltmeister Sven Kramer (Niederlande/13:01,02), Sieger über die 5000 m, lief nur auf Platz sechs.

Johannes Thingnes Bö triumphiert, deutsche Biathlon-Serie reißt

Der Norweger Johannes Thingnes Bö hat das Einzelrennen der Biathleten gewonnen und seine erste olympische Goldmedaille geholt. Der dreimalige Weltmeister setzte sich nach 20 km trotz zweier Strafminuten mit 5,5 Sekunden Vorsprung vor den fehlerfreien Jakov Fak (Slowenien) und Dominik Landertinger (Österreich) durch.

Die deutschen Biathleten hatten bei der sechsten Entscheidung der Spiele zum ersten Mal nichts mit den Medaillenrängen zu tun. Erik Lesser belegte mit einem Schießfehler den neunten Platz und hatte nach 20 Kilometern 1:27,3 Minuten Rückstand auf den neuen Olympiasieger.

Schad erklärt den Medaillensegen

Snowboarder Konstantin Schad sieht im geringeren Druck auf die deutschen Sportler den Grund für den erfolgreichen Auftakt bei den Winterspielen in Pyeongchang. „Ich glaube, dass das Verbissene etwas weg ist. Vielleicht hat man den olympischen Gedanken etwas mehr verfolgt“, sagte der 30-Jährige am Donnerstag nach seinem Achtelfinal-Aus im Snowboardcross. Die Stimmung sei besonders gut. „In Sotschi hat man ja eine Fresse gezogen, weil man soo wenige Medaillen gemacht hat, das fand ich wirklich armselig.“

Mit der insgesamt achten Goldmedaille durch das Eiskunstlauf-Paar Aljona Savchenko und Bruno Massot stellte das deutsche Olympia-Team in Pyeongchang bereits am sechsten Wettkampftag mit Entscheidungen das Ergebnis von den Winterspielen 2014 in Sotschi ein. Die deutschen Snowboardcrosser blieben ohne Medaille.

Günstige Auslosung für Pechstein

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein hat für das 5000-m-Rennen der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang am Freitag ein attraktives Los erwischt. Die fünfmalige Olympiasigerin tritt im vorletzten Duell erneut gegen Ivanie Blondin an. Gegen die kanadische Topläuferin war Pechstein bereits bei ihrem neunten Platz über 3000 m ins Rennen gegangen. Nach Pechstein starten nur noch die dreimalige Olympiasiegerin Martina Sablikova (Tschechien) und Natalja Woronina, die für die Olympischen Athleten aus Russland (OAR) startet.

Pechstein peilt auf ihrer Spezialstrecke ihre zehnte Olympiamedaille an. Die 45-Jährige gewann im November den einzigen 5000-m-Lauf des Weltcups.

Snowboarder Schairer schwer verletzt

Der Österreicher Markus Schairer hat sich im Snwowboard-Cross bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang schwer verletzt. Der Weltmeister von 2009 zog sich bei einem Sturz am Finaltag einen Bruch des fünften Halswirbels zu. Schairer war in seinem Viertelfinale noch ins Ziel gefahren, ehe er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Langzeitschäden soll der 30-Jährige aber nicht davongetragen haben. Der Snowboarder soll möglichst bald mit ärztlicher Begleitung in die Heimat zurückreisen.

Olympiasieger wurde wie schon vor vier Jahren bei den Spielen in Sotschi der Franzose Pierre Vaultier. Martin Nörl (Adlkofen) belegte als bester Deutscher Rang acht.

Nach der Tempojagd mit zahlreichen Stürzen hatte es Kritik an der Strecke gegeben. Auch die deutschen Snowboarder bezeichneten den Kurs als gefährlich. „Ich habe ein Problem damit, mit jedem Sprung mein Genick zu riskieren“, sagte der Miesbacher Konstantin Schad. „Das ist nicht mein Verständnis von Boardercross.“ Der Konstanzer Paul Berg, der im Viertelfinale ebenfalls gestürzt war, erklärte, dass es schwer gewesen sei, die Kontrolle zu halten: „Es ist für die Leute extrem spektakulär, für uns Sportler ist es manchmal nicht so glücklich.“

IOC verbietet Gedenkbild

Die französischen Skirennläufer durften bei der Abfahrt in Pyeongchang zu Gedenken ihres tödlich verunglückten Teamkollegen David Poisson keine Sticker auf die Helme kleben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verweigerte dafür die Erlaubnis.

"Vor einigen Tagen hat uns ein IOC-Inspekteur aufgefordert, die Botschaft zu entfernen", sagte David Chastan, Chef der französischen Alpin-Männer, der Nachrichtenagentur AFP: "Wir akzeptieren die Regel des IOC und bleiben auch dabei, wir wollen keine Szene machen." Man könne Poissons Tod aber nicht "einfach so vergessen".

Im Weltcup durften die Franzosen den herzförmigen Aufkleber in den Nationalfarben mit der Aufschrift "DP" tragen. Poisson, 2013 WM-Dritter in der Abfahrt, war im November beim Training in Kanada mit 35 Jahren tödlich verunglückt.

Dahlmeier setzt ihre Medaillenserie fort

Biathlon-Königin Laura Dahlmeier hat bei den Olympischen Winterspielen im dritten Rennen ihre dritte Medaille gewonnen. Die siebenmalige Weltmeisterin holte am Mittwoch im Einzel Bronze und wird immer mehr zu einem der großen Stars von Pyeongchang. Nach ihrem Doppelsieg in Sprint und Verfolgung musste sich die 24-Jährige nach einem Schießfehler über 15 Kilometer nur der fehlerfreien schwedischen Überraschungs-Olympiasiegerin Hanna Öberg und Anastasiya Kuzmina (2 Fehler) aus der Slowakei geschlagen geben. Vierte wurde die starke Bayerin Franziska Preuß, der ohne Strafminute nur 18,5 Sekunden zu Rang drei fehlten.

"Drei Medaillen in drei Rennen", sagte die erstmals bezwungene Doppel-Olympiasiegerin bestimmt, "sind doch einfach nur grandios. Das ist absolut nicht normal!" Dass es nicht die goldene war, störte die Garmisch-Partenkirchenerin überhaupt nicht. "Es fühlt sich sogar großartig an. Das ist der Wahnsinn."

Dreimal Gold bei einem Olympia-Event waren zuvor nur Michael Greis 2006 in Turin und der Weißrussin Darja Domratschewa vor vier Jahren in Sotschi gelungen. Nur Norwegens Legende Ole Einar Björndalen ist noch besser. 2002 in Salt Lake City gewann er in den damals nur drei Einzeldisziplinen und der Staffel Gold.

Laura Dahlmeier freut sich über Bronze im Einzelrennen
Laura Dahlmeier freut sich über Bronze im Einzelrennen © REUTERS | TOBY MELVILLE

Nach ihrem Sieg in der Verfolgung hatte die von der Kälte ausgelaugte Dahlmeier noch einen Fernsehauftritt abgesagt. Doch davon und auch von der windbedingten Verschiebung von Mittwoch auf Donnerstag ließ sich die Ausnahmekönnerin nicht abbringen. Vor den Augen ihrer Eltern Susi und Andreas Dahlmeier startete sie stark in der Loipe, verfehlte jedoch gleich beim ersten Schießen eine Scheibe, anschließend agierte die junge Bayerin nervenstark und vermied am Schießstand weitere Strafminuten.

Als einzige der Favoritinnen hatte Dahlmeier zuvor die letzte Startgruppe gewählt und ging erst mit Nummer 80 ins Rennen. Sie und die Techniker hatten auf schneller werdende Bedingungen auf der Strecke spekuliert. Zudem wusste sie so, was die Konkurrenz abgeliefert hatte und konnte reagieren. Dauerrivalinnen wie Darja Domratschewa (4 Fehler) waren da längst im Ziel.

Nach ihrer historischen Rekordjagd vor einem Jahr bei der WM in Hochfilzen mit fünfmal Gold und einmal Silber ist Dahlmeier auf dem besten Weg, weitere Rekorde aufzustellen. Bei Großereignissen gewann sie nun bereits in 14 Rennen in Serie eine Medaille. Das ist bislang unerreicht.

Tor-Puck mit Museumswert

Der Puck, mit dem das gesamtkoreanische Eishockeyteam der Frauen bei den Olympischen Winterspielen sein erstes Tor erzielt hat, soll in der Hockey-Ruhmeshalle in Toronto ausgestellt werden. Der stellvertretende Sportmanager für Hockey bei den Winterspielen in Pyeongchang, Martin Hyun, sagte der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag, er habe den Puck an einen Vertreter des Internationalen Eishockey-Verbands (IIHF) übergeben.

„Sie wussten bereits, dass das ein historischer Puck ist“, wurde Hyun zitiert. Das Spielgerät werde jetzt an die internationale Hockey Hall of Fame in der kanadischen Großstadt übergeben. Hyun sagte, er habe sich den Puck rechtzeitig nach dem Tor beim Punktezähler gesichert. Wäre der Puck ins Spiel zurückgebracht worden, wäre er vermutlich für immer verloren gewesen.

Das erste Tor des Teams Korea bei den Winterspielen erzielte die in den USA geborene und normalerweise für Südkorea spielende Randi Heesoo Griffin am Mittwoch im Match gegen Japan, das mit 1:4 verloren ging. Nach zuvor zwei 0:8-Niederlagen in der Vorrunde gegen die Schweiz und Schweden verpassten die Koreanerinnen die K.-o.-Spiele.

Erstmals bei Olympia ist Korea dank einer Sondergenehmigung im Frauen-Eishockey mit einem Team aus Spielerinnen aus Nord- und Südkorea angetreten.

Niederländer von Manipulationsversuch betroffen

Das erfolgreiche Eisschnelllauf-Team der Niederlande ist in Pyeongchang von einem jetzt bekannt geworden Manipulationsversuch bei den Winterspielen in Sotschi betroffen. Das Nationale Olympische Komitee bestätigte am Donnerstag einen Bericht der Zeitung „De Volkskrant“. Danach soll der holländische Trainer Jillert Anema, der in Sotschi für die französische Mannschaft arbeitete, den niederländischen Teamchef Arie Koops gebeten haben, im direkten Duell bei der Teamverfolgung „nicht allzu hart gegen die französische Mannschaft zu sein, weil ein demütigendes Ergebnis finanzielle Konsequenzen“ für die Mannschaft haben könnte.

Das NOK stellte fest, dass ein solches Verhalten von Anema dem Ethikkodex des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) widerspreche und bedauerte den Vorfall. Konsequenzen gebe es aber derzeit nicht. Das Team habe damals „Anemas Vorschlag energisch abgelehnt“, hieß es in der NOK-Erklärung.

Anema weilt derzeit in Pyeongchang als Trainer des niederländischen 10.000-Meter-Olympiasiegers Jorrit Bergsma und dessen amerikanischer Frau Heather. Das niederländische Herrenteam hatte in Sotschi die Franzosen mit einer Zeit von 3:44,48 Minuten um 8,69 Sekunden besiegt.

Zuschauermangel: Svindal nimmt es sportlich

Aksel Lund Svindal hat nach seinem Olympiasieg in der Abfahrt die leeren Tribünen bei den Skirennen in Pyeongchang bedauert, zugleich aber auch Verständnis gezeigt. „Es ist komisch: Das sind die Olympischen Spiele und es sind so wenige Zuschauer da. Das ist ein bisschen traurig“, sagte der Norweger am Donnerstag.

Stadtmeisterschaften? Nein, die Siegerehrung bei Olympia
Stadtmeisterschaften? Nein, die Siegerehrung bei Olympia © Imago/Bildbyran

„Wenn wir dieses Rennen in Österreich, der Schweiz, Italien, Norwegen oder Schweden gehabt hätten, es wären 50 000 Leute da gewesen. In den USA vermutlich auch“, erklärte er. „Aber in diesen Ländern würde auch keiner Shorttrack anschauen. Hier ist es voll. Olympia ist größer als alpines Skifahren. Und wenn das hier einfach nicht die große Nummer ist, dann ist das Pech für uns.“ Offiziell meldeten die Veranstalter rund 2000 Zuschauer im Jeongseon Alpine Centre.

Langlauf: Norwegerin düpiert die Favoritinnen

Die norwegische Skilangläuferin Ragnhild Haga hat die Favoritinnen düpiert und Olympia-Gold über die 10-km-Freistil gewonnen. Die 26-Jährige gewann vor Skiathlon-Olympiasiegerin Charlotte Kalla aus Schweden, die am Sonnabend das erste Gold der Winterspiele in Pyeongchang gewonnen hatte. Bronze teilten sich Rekord-Winterolympionikin Marit Björgen aus Norwegen und die Finnin Krista Pärmäkoski.

Snowboard: Deutsche kritisieren riskante Strecke

Nach ihrem Ausscheiden bei den Olympischen Winterspielen haben die deutschen Snowboardcrosser den Kurs von Pyeongchang kritisiert. Martin Nörl, Paul Berg und Konstantin Schad klagten, dass der Streckenverlauf und die weiten Sprünge nicht zusammenpassten. „Ich habe ein Problem damit, mit jedem Sprung mein Genick zu riskieren“, sagte der 30-jährige Schad am Donnerstag und deutete an, in Zukunft auf Olympia verzichten zu können. „Man will anscheinend sehen, dass alles weit und spektakulär geht. Wenn es in die Richtung geht, ist es vielleicht auch bald mal ohne mich.“

Spektakulär, aber riskant: Die Snowboard-Crosser in Pyeongchang
Spektakulär, aber riskant: Die Snowboard-Crosser in Pyeongchang © Reuters

Auf der Snowboardcross-Strecke im Phoenix Snow Park war es zu zahlreichen Stürzen gekommen, auch Olympiasieger Pierre Vaultier war davon im Halbfinale nicht verschont geblieben. „Wir haben das im Training angesprochen, aber geändert wurde nichts“, sagte Nörl. Der 24 Jahre alte Adlkofener hatte seinen Sturz im Halbfinale nach eigenen Worten aber selbst verschuldet und wurde am Ende Achter.

Der als Medaillenanwärter gehandelte Berg aus Konstanz schied nach einem Crash im Viertelfinale aus. Für Schad war bereits in der ersten K.-o.-Runde Endstation. „Es ist für die Leute extrem spektakulär, für uns Sportler ist es manchmal nicht ganz so glücklich, weil du Probleme hast, die Kontrolle zu halten“, sagte Berg.

Snowboard: Nörl-Kontrahent abtransportiert

Der kanadische Snowboardcrosser Christopher Robanske ist nach einem Zusammenprall mit Martin Nörl von der Strecke abtransportiert worden. „Ich bin in ihn reingesprungen“, sagte Nörl nach seinem achten Platz bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang am Donnerstag. „Ihm geht es so weit okay, wahrscheinlich ist es sein Knie.“ Im olympischen Wettbewerb im Snowboardcross hatte es am Donnerstag zahlreiche Stürze gegeben.

Riesenslalom: Topfavoritin Rebensburg scheitert

Trotz einer Aufholjagd im zweiten Durchgang hat Viktoria Rebensburg (Kreuth) ihre dritte Medaille im Riesenslalom bei Olympischen Spielen knapp verpasst. Nach Rang acht im ersten Lauf erreichte die als Topfavoritin gestartete Olympiasiegerin von Vancouver 2010 in 2:20,60 Minuten Rang vier. Auf die Bronzemedaille fehlten Rebensburg zwölf Hundertstelsekunden.

Zu ihrer ingesamt zweiten olympischen Goldmedaille fuhr Mikaela Shiffrin (USA). Die Slalomsiegerin von 2014 lag in 2:20,02 Minuten vor der Norwegerin Ragnhild Mowinckel (+0,39 Sekunden). Dritte wurde die Italienerin Federica Brignone (+0,46). Vor vier Jahren in Sotschi hatte Rebensburg Bronze gewonnen. Die Italienerin Manuela Mölgg, die nach dem ersten Durchgang geführt hatte, wurde am Ende Achte.

"Es ist bitter, das tut weh, aber das ist Skirennsport. Da muss man am Limit fahren, das habe ich getan. Wenn man das nicht tut, gewinnt man nichts", sagte Rebensburg, die im zweiten Lauf "volles Risiko" gegangen war, bei Eurosport: "Da gibt es eh nichts zu verlieren. Ob ich Achte oder Siebte oder Fünfte bin, macht keinen Unterschied, es zählt nur ganz vorne. Es war denke ich ein ganz guter Lauf."

Im ersten Lauf hatte Rebensburg nach Problemen im Steilhang und einem Fahrfehler am drittletzten Tor bereits 0,83 Sekunden hinter der überraschend führenden Manuela Mölgg nur auf dem achten Platz gelegen. Wegen starken Windes am Montag war der Wettbewerb auf Donnerstag verlegt worden.

Die Bayerin war als große Favoritin ins Rennen gegangen, in der laufenden Saison hatte sie drei von sieben Rennen in ihrer Paradedisziplin gewonnen sowie zwei zweite Plätze geholt.

Snowboard: Nörl bei Vaultier-Sieg auf acht

Der französische Snowboardcross-Weltmeister Pierre Vaultier hat bei den Winterspielen in Pyeongchang sein zweites Gold in Folge gewonnen. Nach seinem Sieg in Sotschi 2014 gewann der 30-Jährige in Südkorea vor dem Australier Jarryd Hughes und dem Spanier Regino Hernandez. Martin Nörl belegte als bester Deutscher Platz acht.

Der 24-Jährige aus Adlkofen hatte das "Große Finale" um die Medaillen nur knapp verpasst. Nörl gewann zunächst sowohl sein Achtel- als auch Viertelfinale, ehe er im Halbfinale stürzte und nur noch den vierten Rang rettete. Für den Einzug in den Goldlauf der besten sechs Snowboarder hätte der Olympia-Debütant mindestens Rang drei benötigt.

Paul Berg, der im Dezember den Weltcup im französischen Val Thorens gewonnen hatte, war in seinem Viertelfinale ebenfalls in einen Sturz verwickelt und daher chancenlos. Der dritte deutsche Starter Konstantin Schad (Miesbach) schied als Vierter seines Achtelfinals frühzeitig aus.

Medaillen: Sotschi-Ergebnis schon eingestellt

Mit der achten Goldmedaille hat das deutsche Olympia-Team in Pyeongchang bereits am sechsten Wettkampftag mit Entscheidungen dieses Ergebnis von den Winterspielen 2014 in Sotschi eingestellt. Die Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot sicherten am Donnerstag im Paarlauf-Wettbewerb bereits Triumph Nummer acht für die Athleten des Deutschen Olympischen Sportbunds.

Zudem standen die zweimal erfolgreiche Biathletin Laura Dahlmeier, Biathlet Arnd Peiffer, Skispringer Andreas Wellinger, Kombinierer Eric Frenzel, Rodlerin Natalie Geisenberger sowie die Rodel-Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt ganz oben auf dem Treppchen.

Insgesamt gab es bis Donnerstagmittag (Ortszeit) 13 Mal Edelmetall für Deutschland in Pyeongchang. Vor vier Jahren holte das Team neben den acht Goldmedaillen sechsmal Silber und fünfmal Bronze und damit insgesamt 19 Medaillen.

Eiskunstlauf: Doch noch Gold für Deutschland

Aljona Savchenko und Bruno Massot haben sich bei der olympischen Paarlauf-Entscheidung den kaum noch für möglich gehaltenen Traum von der Goldmedaille erfüllt. Die Vizeweltmeister aus Oberstdorf gewannen in Pyeongchang nach einer ganz starken Vorstellung in der Kür vor den Weltmeistern Sui Wenjing/Han Cong aus China und Meagan Duhamel/Eric Radford (Kanada).

So sehen Sieger aus: Aljona Savchenko und Bruno Massot beim goldenen Selfie
So sehen Sieger aus: Aljona Savchenko und Bruno Massot beim goldenen Selfie © Getty Images

Die deutschen Meister hatten im Kurzprogramm nur den vierten Platz belegt und wenig Hoffnung auf den Sprung nach ganz vorn, überzeugten bei der Entscheidung aber mit 159,31 Punkten auf ganzer Linie. "Das ist der Moment meines Lebens. Es ist eine unglaubliche Geschichte", sagte Savchenko zum Triumph. Der gebürtige Franzose Massot war nach seinem Patzer im Kurzprogramm glücklich und erleichtert. "Das war gestern ein harter Tag nach dem Fehler. Von Platz vier zu Gold, das ist unglaublich."

Die gebürtige Ukrainerin Savchenko hatte 2010 und 2014 mit ihrem damaligen Partner Robin Szolkowy jeweils Olympia-Bronze geholt und gehofft, endlich Gold zu gewinnen - sie schaffte es. Szolkowy betreute in Südkorea die Europameister Jewgenija Tarasowa und Wladimir Morosow (Olympische Athleten aus Russland), die Vierte wurden. Annika Hocke und Ruben Blommaert (Berlin) belegten im Kürfinale den 16. und letzten Platz.

Abfahrt: Dreßen nur auf Platz fünf

Thomas Dreßen hat die erste deutsche Olympia-Medaille in der Abfahrt seit 1964 verpasst. Der 24-Jährige aus Mittenwald, der nach seinem Triumph beim Klassiker in Kitzbühel im Januar zum Kreis der Anwärter auf Edelmetall in Südkorea gehört hatte, wurde auf der "Jeongseon Downhill" mit 0,78 Sekunden Rückstand auf Sieger Aksel Lund Svindal aus Norwegen Fünfter.

Thomas Dreßen hat seine erhoffte Medaille verpasst
Thomas Dreßen hat seine erhoffte Medaille verpasst © Reuters

Für den 35-jährigen Svindal war es nach seinem Olympiasieg 2010 im Super-G die zweite Goldmedaille bei Winterspielen, die erste für Norwegen in der alpinen Königsdisziplin überhaupt. Hinter dem zweimaligen Abfahrts-Weltmeister sorgte der Sotschi-Dritte Kjetil Jansrud (+0,12) für einen norwegischen Doppelsieg, Bronze ging an Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz (+0,18).

"Im Großen und Ganzen war die Fahrt okay, eine frechere Linie wäre drin gewesen. Die Enttäuschung ist schon groß, eine Medaille hatte ich mir schon vorgenommen. Aber ganz so schlecht habe ich mich nicht verkauft", sagte Dreßen, dem sechs Zehntelsekunden auf eine Medaille fehlten.

Mit der Startnummer eins hatte Dreßen am Berg Gariwang die Richtzeit von 1:41,03 Minuten aufgestellt, doch er wurde von den Favoriten schnell durchgereicht. In der Kombinationsabfahrt am Dienstag war er ebenfalls als Erster gestartet und hatte die Bestzeit erzielt. Auch der Ennepetaler Andreas Sander verpasste als guter Zehnter eine Überraschung (+1,37), Josef Ferstl (Hammer/+2,73) wurde 25.

Die einzigen deutschen Medaillengewinner in der Abfahrt bleiben damit Wolfgang Bartels als Dritter 1964 in Innsbruck und Hans-Peter Lanig, der vier Jahre zuvor Silber in Squaw Valley geholt hatte.

Snowboard: Deutscher Nörl im Halbfinale

Snowboardcrosser Martin Nörl aus Adlkofen hat bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang das Halbfinale erreicht. Der 24-Jährige kam am Donnerstag als Sieger seines Viertelfinal-Laufs in die nächste Runde. Dagegen scheiterte Paul Berg nach einem Sturz. Der 26-Jährige aus Konstanz galt seit seinem Weltcup-Sieg in Val Thorens Mitte Dezember als Medaillenanwärter, kam im Viertelfinale jedoch nicht ins Ziel. Konstantin Schad aus Miesbach war bereits in der ersten K.o.-Runde ausgeschieden.

Eishockey: Deutsche Pleite gegen Finnland

Deutschlands Eishockey-Team hat bei den Winterspielen in Pyeongchang ein glückloses Olympia-Comeback gegeben und das erste Vorrundenspiel deutlich mit 2:5 (1:2, 0:2, 1:1) gegen Finnland verloren. Münchens Brooks Macek (9. Minute) und Berlins Frank Hördler (42.) schossen am Donnerstag die beiden deutschen Tore. Sami Lepisto (4.), Miko Pyorala (16.), Eeli Tolvanen (38.), Lasse Kukkonen (39.) und Joonas Kemppainen (53.) nutzten jedoch deutsche Fehler und Disziplinlosigkeiten mit gnadenloser Effizienz aus.

Mika Pyörälä (M.) brachte Finnland mit seinem Treffer zum 2:1 auf die Siegerstraße
Mika Pyörälä (M.) brachte Finnland mit seinem Treffer zum 2:1 auf die Siegerstraße © dpa

Für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), die sich nicht für Sotschi 2014 qualifiziert hatte, war es der erste Auftritt bei Olympia seit acht Jahren. Entsprechend nervös spielte die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm gegen spielerisch klar bessere und effizientere Finnen. Zudem hatte der Olympia-Dritte von 2014 in Mikko Koskinen von SKA ST. Petersburg den besseren Keeper.

Danny aus den Birken vom Meister EHC Red Bull München kassierte an seinem 33. Geburtstag alleine im zweiten, eigentlich guten und druckvollen deutschen, Drittel bei nur sechs Schüssen zwei Tore - deutlich zu viel. Hinzu kamen Abstimmungsprobleme und unnötige Strafzeiten bei einer ansonsten starken kämpferischen Leistung.

Bereits an diesem Freitag steht das zweite Spiel gegen Weltmeister Schweden an (13.10 Uhr MEZ/TLC). Auch dann ist Deutschland Außenseiter. Dritter und letzter Gruppengegner ist am Sonntag Norwegen (04.10 Uhr MEZ). Sollte die DEB-Auswahl nicht noch überraschend Gruppensieger werden, geht es danach am Dienstag in einem K.o.-Spiel der Zwischenrunde um den Einzug ins Viertelfinale.