Rekordfrau Buggenhagen will aufhören. Radler Durst fährt 14,5 Kilometer ohne Sattel, holt Gold und macht Spruch um Spruch.

Buggenhagen mag nicht mehr

Die "Grande Dame" des Behindertensports hört endgültig auf. "Der Wettkampf am Samstag ist auf jeden Fall mein letzter. Danach ist Schluss", sagte Marianne Buggenhagen dem SID. Zum letzten Mal um eine Medaille kämpfen wird die 63-Jährige somit am Sonnabend (10.08 OZ/15.08 MESZ) in der Diskus-Konkurrenz bei den Paralympics in Rio de Janeiro.

Marianne Buggenhagen (l.) bei der Verabschiedung der deutschen Paralympics-Athleten mit Hammerwerferin Betty Heidler
Marianne Buggenhagen (l.) bei der Verabschiedung der deutschen Paralympics-Athleten mit Hammerwerferin Betty Heidler © Imago/Camera

"Ich habe einfach meine Leistungsgrenze erreicht und weiß, dass es der richtige Zeitpunkt ist", erklärte Buggenhagen: "Ich will mich noch mit einer guten Leistung verabschieden und nicht, dass die Leute sagen: Hätte die Alte mal vor fünf Jahren aufgehört."

Buggenhagen gewann bisher 61 Medaillen bei Paralympics sowie Welt- und Europameisterschaften, davon 40 goldene. Mit mehr als 150 Landesmeistertiteln in der Leichtathletik sowie im Basketball, Schwimmen, Tischtennis stand sie 1997 im Guinness-Buch der Rekorde. Buggenhagen erhielt unter anderem das Bundesverdienstkreuz und das Silberne Lorbeerblatt.

Craven klagt über Geldmangel bei Dopingtests

Der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), Philip Craven, sieht in zu geringen Ressourcen den Hauptgrund für Lücken bei der Doping-Kontrolle. „Dopingtests kosten sehr viel Geld““, sagte er in Rio der dpa. Er glaube aber nicht, dass Doping ein großes Problem sei bei den aktuellen Weltspielen der Sportler mit Behinderung.

In Rio gab es bereits über 140 Weltrekorde, aber im internationalen Spitzensport der Menschen mit Behinderung fanden 2015 nur rund 1200 Doping-Tests statt.

Dopingprobleme habe es besonders beim Gewichtheben gegeben, so Craven. Das IPC habe aber eine Menge getan, um das Problem hier zu lösen. „Wir arbeiten hart daran.“ Wichtig sei es, Kräfte zu bündeln. Der Ausschluss des russischen Teams sei zudem ein klares Signal.

Craven lobte explizit die Paralympischen Spiele in Rio. Er gehe davon aus, dass entgegen aller Erwartungen über zwei Millionen Menschen die Wettkämpfe in Rio am Ende besucht haben werden. „Das ist ein großer Erfolg.“ Ein Grund seien sicher die erschwinglichen Ticketpreise. Die Paralympischen Spiele hätten sich zu einem Event für die ganze Familie entwickelt, sagte der seit 2001 an der Spitze des IPC stehende frühere britische Rollstuhl-Basketballer. Es sind Cravens letzte Paralympics in seiner Funktion als IPC-Präsident.

Durst fährt ohne Sattel zu Gold

Radsportler Hans-Peter Durst aus Dortmund hat sich erstmals zum Paralympicssieger gekrönt. Der 58-Jährige gewann das Zeitfahren in der Klasse C1-2 in 22:57,34 Minuten klar vor Ryan Boyle (USA/24:21,35) - dabei fuhr Durst 14,5 km ohne Sattel.

Durst und sein sattelloses Fahrrad
Durst und sein sattelloses Fahrrad © dpa

"Der ist mir nach 500 m abgefallen. Mir sind schon die Tränen runtergelaufen, weil ich dachte: Das war's. Das kann doch nicht wahr sein“, sagte er. "Das werde ich die ganze Nacht merken. Es brennt unglaublich", führte Durst weiter aus und fügte mit einem Schmunzeln an: "Zum Glück habe ich schon zwei Kinder." Doch die Schmerzen waren dem Routinier, der in London 2012 Silber geholt hatte, ziemlich egal: "Das ist ein Traum, dass ich gewonnen habe. Sensationell."

Durst rundete einen großen Radsporttag des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) ab. Zuvor hatten bereits Michael Teuber (München) und Dorothee Vieth (Hamburg) im Zeitfahren triumphiert. Zudem gewannen Denise Schindler (München) und Andrea Eskau (Magdeburg) Silber sowie Vico Merklein (Nendorf) Bronze.