Hamburger Boxer verliert und holt dennoch Bronze. Hockey-Damen erkämpfen sich Medaille. Turn-Held Toba erfolgreich operiert.

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DFB-Frauen erstmals Olympiasieger

Dzsenifer Marozsán hat die deutschen Fußball-Frauen erstmals zum Olympiasieg geführt und Bundestrainerin Silvia Neid einen goldenen Abschied beschert. Beim 2:1 (0:0) im Olympia-Finale gegen Schweden traf die Mittelfeldspielerin mit einem Traumtor in der 48. Minute zum 1:0 und leitete mit einem Pfostenschuss das Eigentor von Linda Sembrant (61.) ein. Stina Blackstenius (67.) konnte mit ihrem Treffer die erneute Sternstunde für den Deutschen Fußball-Bund im legendären Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro, in dem die deutschen Männer vor zwei Jahren ihren WM-Triumph gefeiert hatten, nicht mehr verhindern.

"Es ist ein wunderschöner Moment", sagte Marozsán, die kein Problem damit hatte, dass die brasilianischen Zuschauer mal wieder gegen die Deutschen waren. "Das hat uns eher motiviert."

Es war zugleich der krönende Karriere-Abschluss für Neid, die als Spielerin, Assistentin und Bundestrainerin an allen bisherigen Erfolgen der DFB-Fußballerinnen beteiligt war. Und das waren nicht wenige: Zweimal Weltmeister, achtmal Europameister, dreimal Olympia-Bronze – und nun Gold!

Hamburger Boxer holt Bronze

Artem Harutyunyan ließ den Kopf hängen und stieg frustriert aus dem Ring. Für den 26 Jahre alten Hamburger platzte bei den Olympischen Spielen in Rio der Traum von Gold. Nach der Niederlage gegen den knapp 13 Zentimeter größeren Lorenzo Sotomayor Collazo (Aserbaidschan) im Halbfinale muss sich der 26-Jährige mit Bronze begnügen.

Harutyunyan zog sich einen Cut am Auge zu
Harutyunyan zog sich einen Cut am Auge zu © dpa | Michael Kappeler

Vor 500 Zuschauern erlitt Weltergewichtler Harutyunyan bereits in der ersten Runde einen Cut am linken Auge und wirkte daraufhin gehemmt. Zu selten zeigte er die Angriffsfreude, die ihn in die Vorschlussrunde gebracht hatte. Der 13 Zentimeter größere Lorenzo Sotomayor Collazo (Aserbaidschan) sammelte Treffer um Treffer und gewann alle drei Runden deutlich. Dennoch war Harutyunyan nach dem Kampf zufrieden. "Ich freue mich sehr. Ich gehöre zu den besten Boxern der Welt."

Bronze hatte Harutyunyan schon vor dem Kampf sicher, damit ist die Bilanz der deutschen Boxer bei Olympia halbwegs gerettet. Alle fünf weiteren deutschen Faustkämpfer waren zuvor jeweils schon in der ersten Runde ausgeschieden.

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Springreiter verpassen Medaille

Die deutschen Springreiter müssen zwölf Jahre nach Bronze für Marco Kutscher in Athen weiter auf eine Medaille im Einzel warten. Beim Finale in Rio verpassten der Weltranglistenerste Christian Ahlmann mit Taloubet und Daniel Deußer mit First Class durch Abwürfe im zweiten Umlauf ihre durchaus realistischen Chancen auf Edelmetall. Meredith Michaels-Beerbaum und Fibonacci waren bereits im ersten Durchgang gescheitert.

Bronze für Hockey-Damen

Kristina Reynolds hatte mit ihren Paraden großen Anteil an der olympischen Medaille
Kristina Reynolds hatte mit ihren Paraden großen Anteil an der olympischen Medaille © dpa | Jeon Hyun-Kyun

Happy-End auch für die Hockey-Damen. Nach den Männern sicherten sich Deutschland auch im Damen-Wettbewerb Olympia-Bronze. Das Team von Bundestrainer Jamilon Mülders setzte sich im kleinen Finale gegen Neuseeland mit 2:1 (0:0) durch. In einem Spiel mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten sorgen Charlotte Stapenhorst (34.) und Lisa-Marie Schütze (38.) für die deutschen Tore. Für Neuseeland traf Olivia Merry (45./Strafecke). Doch Matchwinnerin war die Hamburger Torhüterin Kristina Reynolds, die ihr Team mehrfach vor einem Rückstand bewahrte.

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    Turn-Held Toba erfolgreich operiert

    Der verletzte Olympia-Turner Andreas Toba ist erfolgreich am Kreuzband operiert worden. „Ich bin sehr zufrieden, wie es mir gerade geht“, teilte der Olympia-Held aus Hannover über Facebook mit. „Die Schmerzen halten sich in Grenzen. Ich hoffe, dass ich schnell wieder anfangen kann zu gehen“, fügte er nach er Oparation in Bremen hinzu. Den Eingriff nimmt der Kniespezialist Michael Bohnsack vor.

    Die Ärzte rechen mit einer Pause von einem Jahr, bis Toba wieder sein bisheriges Leistungsvermögen erreichen kann. Er selbst hofft aber, vielleicht schon den Kampf um einen EM-Platz im kommenden Jahr im rumänischen Cluj Napoca vom 19. bis 23. April wieder aufnehmen zu können. Trotz des Kreuzbandrisses im rechten Knie absolvierte Toba noch die Übung am Pauschenpferd und verhalf damit der deutschen Riege zum Einzug in das olympische Team-Finale.

    Viel Lob für Toba: "Mehr wert als eine Goldmedaille"

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      Kanu-Präsident fordert neue deutsche Olympia-Bewerbung

      Kanu-Verbandspräsident Thomas Konietzko fordert ungeachtet der jüngst gescheiterten Versuche einen neuen Anlauf für eine deutsche Olympia-Bewerbung. „Ich glaube, wir brauchen dringend Olympische Spiele in Deutschland“, sagte der Funktionär. Sport und Politik dürften sich „nicht abschrecken lassen“ von den negativ ausgefallenen Bürgerentscheiden der vergangenen Jahre. „Mit einem nachhaltigen und transparenten Konzept kann man die Deutschen mit ins Boot holen, die ja mehrheitlich sportbegeistert sind“, sagte Konietzko.

      Bewerbungen für die Winterspiele 2022 in München und für die Sommerspiele 2024 in Hamburg waren zuletzt jeweils am Bürgerwillen gescheitert. „Wir brauchen mehr Zeit, gute Argumente und Konzepte“, meinte Konietzko dazu.

      Durchwachsene Bilanz der deutschen Mannschaft

      Der deutsche Sport verliert in der Spitze immer mehr an Substanz: Mehr Goldmedaillen als in London 2012 und strahlende Helden wie Turn-Star Fabian Hambüchen, die Beach-Königinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst oder die sattellose Bahn-Sprinterin Kristina Vogel können nicht verdecken, dass Deutschland in vielen Sportarten den Anschluss an die Weltspitze verloren hat. Schwimmer, Fechter und Straßen-Radsportler blieben komplett medaillenlos und trugen dazu bei, dass der mit 423 Athleten gestartete DOSB seine moderate Zielmarke von 44 Mal Edelmetall voraussichtlich verfehlen wird.

      Vor den letzten drei Wettkampftagen in Rio kommt die deutsche Mannschaft in 242 von 306 Entscheidungen auf 32 Medaillen (13-8-11), sicher sind zudem zwei Medaillen im Fußball sowie eine im Boxen. Dazu holte sie weitere 51 vierte bis achte Ränge. In den verbleibenden 64 Entscheidungen winken bei erwartetem Verlauf etwa fünf weitere Medaillen sowie rund zehn Finalplatzierungen.

      82 Medaillen waren es noch 1992 in Barcelona, davon 33 in Gold. Seither ist die Zahl der Entscheidungen von 257 auf 306 gestiegen, die Summe der deutschen Medaillen aber stetig gesunken. „Man muss sagen, dass wir als Deutschland stehen bleiben. Es steht viel Geld für den Spitzensport zur Verfügung, aber das muss gezielt eingesetzt werden“, analysierte Olympiasieger Hambüchen, der seine Karriere nach Rio beendet.

      Die wohl schwächste Gesamtausbeute einer deutschen Olympia-Mannschaft seit der Wiedervereinigung schürt bei DOSB-Chef Alfons Hörmann schon vor den letzten Wettkämpfen Zukunftsangst. „Wenn wir nicht zügig und klar agieren und den Mut aufbringen, die Dinge anzupassen, dann wird zumindest Tokio 2020 und viel mehr dann 2024 und 2028 nicht so laufen können, wie wir es uns vorstellen“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

      Bolt stürmt zu Gold auch über 200 Meter

      Supersprinter Usain Bolt hat in Rio de Janeiro auch Olympia-Gold über 200 Meter gewonnen. Der Jamaikaner konnte aber seinen eigenen Weltrekord bei Wind und feuchter Bahn nicht wie erhofft verbessern. Bolt ließ dennoch in 19,78 Sekunden alle seine Konkurrenten hinter sich. Seine sieben Jahre alte Bestmarke von 19,19 Sekunden bleibt bestehen.

      Silber hinter Bolt sicherte sich am Donnerstag (Ortszeit) in 20,02 Sekunden der Kanadier Andre de Grasse, der schon Bronze über die 100 Meter gewonnen hatte. Bronze ging an den Franzosen Christophe Lemaitre (20,12).

      Der schnellste Mann der Welt jedoch feierte auf seiner Paradestrecke seinen insgesamt achten Triumph bei Sommerspielen und kann mit der Staffel sein drittes Gold-Triple perfekt machen. Bolt hatte schon in Peking 2008 und London 2012 über 100 Meter, 200 Meter sowie 4 x 100 Meter triumphiert. Am Freitag (Samstag 3.35 Uhr MESZ) will er seine Medaillen-Jagd endgültig krönen.

      Bolt gewinnt auch 200 m - noch ein Gold zum Triple-Triple

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        Debakel für deutsche Speerwerferinnen

        Die deutschen Speerwerferinnen Christina Obergföll, Linda Stahl und Christin Hussong haben bei den Olympischen Spielen ein Debakel erlebt. Die beste Platzierung des hochgewetteten Trios erreichte am Donnerstagabend (Ortszeit) in Rio de Janeiro noch Ex-Weltmeisterin Christina Obergföll aus Offenburg als Achte. Europameisterin Linda Stahl aus Leverkusen warf als Elfte nicht mal 60 Meter. Die beiden gingen somit bei ihrer letzten internationalen Meisterschaft leer aus. Obergföll und Stahl beenden ihre Karriere nach dieser Saison.

        Olympiasiegerin wurde erstmals die Kroatin Sara Kolak mit dem Landesrekord von 66,18 Metern. Silber gewann Sunette Viljoen aus Südafrika mit 64,92 Metern. Die tschechische Weltrekordlerin Barbora Spotakova verpasste als Dritte mit 64,80 Metern ihr drittes Gold nach 2008 und 2012.

        Auch Storl von der Rolle

        Der zweimalige Weltmeister David Storl hat im olympischen Kugelstoß-Finale nur einen enttäuschenden siebten Platz erreicht. Mit schwachen 20,64 Metern kam der 26-jährige Leipziger am Freitag in Rio de Janeiro nicht in Medaillennähe. Olympia-Gold gewann der US-Amerikaner Ryan Crouser. Ihm gelang mit 22,52 Meter zugleich der weiteste Stoß des Jahres. Perfekt machte den amerikanischen Doppelerfolg Joe Kovacs. Der Weltmeister kam auf 21,78 Meter. Bronze sicherte sich Tomas Walsh aus Neuseeland mit 21,36 Meter. Bereits in der Qualifikation schied Tobias Dahm vom VfL Sindelfingen mit 19,62 Meter aus.

        Medaille deutlich verpasst: Storl im Kugelstoß-Finale Siebter

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          Hrubesch traut Olympia-Helden Zukunft im A-Team zu

          DFB-Trainer Horst Hrubesch traut einigen seiner Olympia-Helden eine Zukunft in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu. "Max Meyer, Julian Brandt und Serge Gnabry haben sicher die Voraussetzungen. Auch Lukas Klostermann kann in Zukunft in Richtung A-Team gucken. Geben wir ihnen noch ein bisschen Zeit", sagte Hrubesch am Donnerstag nach der Ankunft in Rio de Janeiro.

          Hrubesch war mit einer bunt zusammengewürfelten Mannschaft unerwartet ins Finale gestürmt, wo am Sonnabend(17.30 Uhr OZ/22.30 Uhr MESZ/ARD) im Maracana Gastgeber Brasilien wartet. "Ich glaube, dass den Spielern dieses Turnier helfen wird", sagte der 65-Jährige.

          Starke deutsche Frauen-Staffel im Finale

          Die deutschen Sprinterinnen sind bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ins Finale über 4x100 m eingezogen, für die Männerstaffel war hingegen schon im Vorlauf Endstation. Das Frauen-Quartett um Tatjana Pinto lief am Donnerstag die viertbeste Zeit und hat damit am Freitag (22.15 Uhr OZ/3.15 MESZ) eine Medaillenchance. Den Männern um den deutschen Rekordhalter Julian Reus fehlten als Vorlaufsechste sieben Hundertstel zum Weiterkommen.

          Glänzender Abschied für Kapitän Fürste

          Nach seinem letzten großen Olympia-Coup konnte Moritz Fürste seine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Der Kapitän der deutschen Hockey-Nationalmannschaft kniete ganz alleine auf dem blauen Feld im Stadion von Deodoro, legte die Hände aneinander und schickte ein kleines Dankeschön gen Himmel. Bronze war mehr als ein Trostpreis für den zweimaligen Olympiasieger in seinem letzten Länderspiel für Deutschland.

          Fürste verabschiedet sich mit Bronze: 'Für uns alle eine Ehre'

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            Fürste bedankte sich nach dem 4:3 im Penalty-Schießen gegen Erzrivale Niederlande im Spiel um Platz drei bei jedem einzelnen seiner Kollegen, seine Augen gerötet von Freudentränen. "Es ist schön, dass verdiente Spieler belohnt worden sind", sagte Mittelfeldspieler Tobias Hauke über Kumpel Fürste: "Wir haben aufopferungsvoll gearbeitet, da ist es großartig, mit einer Medaille nach Hause zu fahren. Wir haben es geschafft, komplett im Tunnel zu sein."