Speerwerferin Molitor will sich nach Rio klagen. Schleppender Ticketverkauf. Terrorhinweis gegen Frankreich. Boll simuliert Ernstfall.

Kanu: Rauhe plant Doppelstart

Olympiasieger Ronald Rauhe wird bei seinen fünften Olympischen Spielen in Rio de Janeiro neben dem Kajak-Zweier mit Tom Liebscher auch die Einer-Konkurrenz über 200 Meter bestreiten. Das verkündete Kanu-Cheftrainer Reiner Kießler am Donnerstag im Sportzentrum Kienbaum bei Berlin. Der 34-jährige Potsdamer Rauhe hat bisher einen kompletten Medaillensatz bei Olympischen Spielen gewonnen und möchte seine Erfolgs-Karriere, in der er auch 13 WM- und 16 EM-Titel gewann, nun in Rio mit seiner vierten olympischen Medaille krönen.

Die elf qualifizierten deutschen Rennkanuten gehen erneut mit großen Erwartungen in die Spiele. Sie wollen das Top-Ergebnis von London mit drei Titeln möglichst wiederholen und streben sechs Medaillen an. „In neun Disziplinen gehen wir aussichtsreich ins Rennen“, ist Cheftrainer Kießler überzeugt. Sogar drei Rio-Starts strebt Olympiasiegerin Franziska Weber aus Potsdam an. Sie wird im Einer, Zweier und Vierer dabei sein.

In zwei der zwölf Bootsklassen - Canadier-Einer 200 m und -Zweier 1000 m - werden die Deutschen in Rio nicht dabei sein. „Der Verjüngungsprozess war diesmal nicht so erfolgreich wie in vergangenen Jahren“, konstatierte Sportdirektor Jens Kahl. „Aber wir haben dennoch eine sehr homogene Mannschaft.“ Obwohl sich der Kajak-Vierer der Herren keinen Quotenplatz erkämpfte, wird durch Zusammensetzung mit Athleten aus Klein-Booten ein leistungsstarkes Team ins Olympia-Rennen geschickt.

Triathlon: Weltmeister Gomez muss absagen

Der Traum des fünfmaligen Triathlon-Weltmeisters Javier Gomez (Spanien) von einer olympischen Medaille ist geplatzt. Am Donnerstag teilte der 33-Jährige via Instagram mit, dass er bei einem Trainingssturz eine Ellbogen-Fraktur erlitten hatte und deshalb auf einen Start bei den Olympischen Spielen in Rio (5. bis 21. August) verzichten muss.

"Ich muss realistisch sein: Die Zeit ist zu kurz, um noch fit zu werden", schrieb der Weltmeister über die olympische Distanz: "Das ist eine harte Zeit, da ich jahrelang für das große Ziel gearbeitet habe. Ich werde kämpfen, da ich noch immer viele Ziele verfolge."

Gewichtheben: Zweifel an Russland-Ausschluss

Der Sportdirektor des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber, Frank Mantek, hat Zweifel daran geäußert, dass die bereits vom Internationalen Verband IWF gesperrten Nationen Russland, Weißrussland und Kasachstan von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden. „Ich habe nicht die Hoffnung, dass die Verfahren des IOC zu den Nachkontrollen von Peking und London bis Rio abgeschlossen sind“, erklärte Mantek beim Medientag des deutschen Olympia-Teams am Donnerstag im Sportzentrum Kienbaum.

Hockey: Hamburger Fürste wird Kapitän

Moritz Fürste wird die deutschen Hockey-Herren beim Olympia-Turnier in Rio de Janeiro als Kapitän aufs Feld führen. Der 31 Jahre alte Führungsspieler vom Uhlenhorster HC Hamburg wurde von den Akteuren des Olympia-Kaders zum Mannschaftsführer gewählt, teilte der Deutsche Hockey-Bund (DHB) am Mittwoch mit. Stellvertreter des Hamburgers Fürste ist der Berliner Abwehrchef Martin Häner. „Mit Mo und Martin werden zwei erfahrene Winner-Typen diese Mannschaft führen“, erklärte Bundestrainer Valentin Altenburg.

Winner-Typ: Moritz Fürste (UHC)
Winner-Typ: Moritz Fürste (UHC) © Witters

Der Coach aus Hamburg nimmt mit seine DHB-Auswahl derzeit am Masters in Düsseldorf teil. Bei der vom (heutigen) Donnerstag bis Sonntag laufenden Rio-Generalprobe trifft der Olympiasieger von 2008 und 2012 auf die europäischen Top-Mannschaften Belgien, Großbritannien und Niederlande. Das olympische Hockey-Turnier für Damen und Herren in Rio wird vom 6. bis 19. August ausgespielt.

Altenburg über Fürste: 'Er ist das Gesicht des Sports'

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    Speerwurf: Molitor kämpft gegen DOSB

    Speerwurf-Weltmeisterin Katharina Molitor hat wegen ihrer Nicht-Nominierung für die Olympischen Spiele den Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Deutsche Olympischen Sportbund beantragt. „Der DOSB hat auf unsere Frist noch nicht einmal reagiert. Ein souveräner Umgang mit Athleten, die ihr Recht durchsetzen wollen, sieht für mich anders aus. Ich hätte zumindest irgendeine Kontaktaufnahme erwartet“, bestätigte ihr Anwalt Paul Lambertz der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“.

    Katharina Molitor
    Katharina Molitor © Imago/Eibner

    Die einstweilige Verfügung wurde beim Landgericht Frankfurt am Main beantragt. „Der DOSB hat uns damit keine andere Wahl gelassen. Ziel ist es, den DOSB zu verpflichten, Frau Molitor zu nominieren. Wir stützen unseren Anspruch darauf, dass Frau Molitor in der Gesamtschau ihrer besten Leistungen und Ergebnisse im direkten Vergleich mit Frau Obergföll die bessere Athletin ist und dementsprechend vom DOSB hätte nominiert werden müssen“, sagte Lambertz.

    Der DOSB hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass Christina Obergföll (Offenburg) als dritte Speerwerferin neben der deutschen Meisterin Christin Hussong (Zweibrücken) und der EM-Zweiten Linda Stahl (Leverkusen) zu den Sommerspielen nach Rio reisen wird.

    Tickets: Ein Drittel ist noch zu haben

    Gut drei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) ist nahezu ein Drittel der Eintrittskarten noch nicht verkauft. Das bestätigte ein Sprecher des Organisationskomitees. "Wir haben über 70 Prozent der verfügbaren Tickets verkauft", sagte der Sprecher in einer schriftlichen Stellungnahme: "Damit sind wir unseren Vorgaben voraus. Unser Ziel ist es aber, alle Tickets zu verkaufen."

    Die Zahl der unverkauften Eintrittskarten beläuft sich auf rund 1,7 Millionen. Brasilien veranstaltet die ersten Sommerspiele auf dem südamerikanischen Kontinent inmitten einer politischen Krise und wirtschaftlichen Rezession. Auch das Zika-Virus und anhaltende Sicherheitsprobleme sorgen für Schwierigkeiten.

    Tischtennis: Boll & Co. proben Ernstfall

    Gut drei Wochen vor Beginn des olympischen Turniers in Rio de Janeiro proben Deutschlands Tischtennisherren den Ernstfall. Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Bastian Steger treffen am Freitag und Sonnabend beim europäischen Testturnier in Hamm nicht nur auf starke Gegner. Das gesamte Turnier wird unter Olympia-Bedingungen ausgetragen. Tische, Netze und Bälle sind jene, die auch in Rio zum Einsatz kommen. 5000 Euro Preisgeld sind ausgelobt.

    "Für die Spieler ist das Turnier in Hamm ein sehr ernstzunehmender Test. Es ist wichtig, nach den ganzen Trainingslehrgängen wieder offizielle Wettkämpfe zu bestreiten, mit Zuschauern und Schiedsrichtern“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. Er kann in Hamm seine drei Rio-Starter sowie Olympia-Ersatzmann Patrick Franziska noch einmal testen.

    Zwölf Profis kämpfen in vier Dreiergruppen um den Einzug in die K.o.-Runde mit Halbfinale und Endspiel. Einziger Nicht-Europäer ist Li Ping. Der gebürtige Chinese startet seit 2015 für Katar und hat sich ebenfalls für die Olympischen Spiele qualifiziert.

    Terror: Warnung für Frankreichs Team

    Frankreichs Olympia-Delegation ist nach Informationen des französischen Militär-Geheimdienstes ins Visier von Terroristen geraten. Das geht aus einem Bericht hervor, den der Geheimdienstchef Christoph Gomart der parlamentarischen Untersuchungskommission zu den Terroranschlägen von Paris im Mai präsentiert hat und der am Mittwochabend offenbar versehentlich an die Öffentlichkeit gelangte.

    Laut Dokument wurde Gomart "durch unsere Partner" über einen von einem brasilianischen Staatsbürger geplanten Anschlag auf die französische Olympia-Mannschaft informiert. Weitere Details lieferte der Bericht nicht.

    Brasiliens Sicherheitsbehörden erklärten derweil auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, keine Kenntnis von derartigen Vorgängen zu besitzen. "Wir sind nicht die Quelle dieser Informationen und haben von den französischen Behörden keine derartigen Informationen erhalten", teilte ein Sprecher des brasilianischen Geheimdienstes (ABIN) mit.

    Golf: Weltranglistenerste Ko aufgeregt

    Anders als bei vielen ihrer männlichen Kollegen ist die Vorfreude auf Olympia bei den Golferinnen gewaltig. "Ich bin so wahnsinnig aufgeregt, mein Land in Brasilien zu vertreten und bei den anderen Olympioniken zu sein", sagte die Weltranglistenerste Lydia Ko (Neuseeland) der französischen Nachrichtenagentur AFP und ergänzte: "Die Mädels, mit denen ich darüber gesprochen habe, sehen das auch so."

    Lydia Ko
    Lydia Ko © Imago/ZUMA Press

    In den vergangenen Wochen hatten in regelmäßigen Abständen zahlreiche Top-Golfer, darunter allein die ersten vier der Weltrangliste, ihre Olympia-Teilnahme wegen der Zika-Gefährdung abgesagt. Eine Reaktion, die Ko nicht nachvollziehen kann. "Die Begeisterung für Olympia, für die Stimmung und die Feierlichkeiten ist größer als die Sorge über Zika", sagte die 19-Jährige.

    Sie forderte zudem, den Experten Vertrauen zu schenken. "Zika ist eine unschöne Sache. Aber es gibt so viele Leute, die sich mit Zika auseinandersetzen. Ich bin sicher, dass sie uns nicht spielen lassen würden, wenn es zu gefährlich wäre", sagte Ko.

    Ohnehin hatte Rory McIlroy (Nordirland) erst am Mittwoch die Zweifel an seiner Absage allein wegen Zika wieder geweckt. "Ich bin nicht sicher, ob ich Golf schauen werde", sagte der viermalige Major-Gewinner. Besonders interessierten ihn "Leichtathletik, Schwimmen, Wasserspringen - die Dinge, die eben eine Rolle spielen". Golf stufte er als "belanglos" ein.