Beim Sieg des Norwegers Graabak verhindert der Breitnauer Rießle mit Bronze eine Enttäuschung der deutschen Kombinierer. Ein verheerender Fehler ließ aber die Gold-Chance platzen. Olympiasieger Frenzel war chancenlos.

Krasnaja Poljana. Eric Frenzel ging die Puste aus, Fabian Rießle kegelte Johannes Rydzek aus dem Medaillenrennen und Björn Kircheisen zahlte Lehrgeld für eine ungestüme Attacke: Die deutschen Nordischen Kombinierer haben das mögliche zweite Gold bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi leichtfertig aus der Hand gegeben. Für eine wiederum imposante Mannschaftsleistung wurden sie am Dienstag immerhin noch mit Bronze für Rießle belohnt. Lachende Nutznießer der deutschen Fehler waren zwei Norweger: Jörgen Graabak holte sich im Spurt den Sieg vor seinem Teamkollegen Magnus Moan.

Rießle konnte sich zunächst nicht über seinen dritten Rang freuen, denn Rydzek nahm sich den Schwarzwälder gleich hinter der Ziellinie zur Brust. In der vorletzten Spitzkehre des Stadions hatte der Youngster den Oberstdorfer auf der Innenbahn fahrend derart bedrängt, dass dieser zu Fall kam. „So schnell geht's im Sport. Die Emotionen sind groß gewesen, die Enttäuschung auch. Er konnte ja nicht wirklich etwas dafür“, beschrieb Rydzek die Situation.

„Es war halt eng wie Sau, aber es hat keiner absichtlich gemacht“, schilderte Rießle im ZDF die Szene. Wenige Minuten später aber war alles vergessen. Die beiden Streithähne nahmen sich in den Arm und feierten gemeinsam. „Abhaken und nach vorn sehen, in zwei Tagen wollen wir mit der Mannschaft auf das Treppchen. Heute Abend trinken wir ein Versöhnungsbier und dann wird nach vorn geschaut“, sagte Rydzek, der Achter wurde.

„Schade, dass wir da eine Medaille hergeschenkt haben. Wir haben wieder ein super Rennen gezeigt“, bilanzierte Bundestrainer Hermann Weinbuch. „Wir hatten eine Riesenchance, ein ganz großes Ding zu ziehen. Deshalb tat es ein wenig weh, auch wenn ich mich für Fabian sehr freue“, sagte Weinbuch im Zwiespalt der Gefühle.

Derweil saß Kircheisen weinend in der Box. Der 30-Jährige aus Johanngeorgenstadt hatte sich anderthalb Kilometer vor dem Ziel abgesetzt. „Ich habe meine Chance gerochen, gewinnen zu können. Auf den letzten 300 Metern ist mir etwas die Luft ausgegangen, ich war übersäuert. Ich war so oft ganz nah dran und nun bin ich wieder Vierter. Es sollte nicht sein, das ist so bitter“, meinte der Routinier. Weinbuch war mit Kircheisens Taktik nicht einverstanden. „Björn hat zu früh angegriffen. Er hat sich wieder einmal taktisch nicht im Zaum gehabt. Wenn er noch 500 Meter wartet, gewinnt er. Ich habe versucht ihn zu bremsen, aber das ist sein Naturell“, meinte der Coach enttäuscht.

Das Rätselraten um die Form von Eric Frenzel nach seinem überlegenen Sieg auf der Schanze mit einem Satz auf 139,5 Meter wurde in der Loipe schnell beantwortet. „Ich weiß nicht, was er wert ist. Ich kann nicht einschätzen, was meine Beine am Nachmittag machen. Deshalb kann ich mir auch noch keine Taktik ausmalen“, hatte Frenzel vor dem Lauf gesagt. Er hielt sich beim Tempomachen zurück, ließ den Pulk herankommen und hielt sich im Windschatten. „Er sieht nicht gut aus“, meinte Coach Weinbuch schon nach fünf Kilometern im ZDF.

Und er sollte recht behalten. Die Virusinfektion hatte sich auf die Muskulatur gelegt. Als vorn die Post abging, hatte der Olympiasieger von der Normalschanze nichts mehr zum Zusetzen und wurde Zehnter. „Es war positiv, dass ich durchgehalten habe. Jetzt sind die Rohre wieder frei für den Mannschafts-Wettkampf am Donnerstag, da wird wieder angegriffen“, erklärte der zweimalige Weltmeister und wirkte dabei nicht sonderlich enttäuscht.