Die Ski-Damen können auch am Sonntag nicht trainieren. Der erste Wettkampf für Maria Riesch und Lindsey Vonn ist nun für Mittwoch geplant.

Whistler/Vancouver. Bevor Maria Riesch am Mittwoch endlich zu ihrem ersten Olympia-Duell mit Top-Favoritin Lindsey Vonn antritt, sollte sie vielleicht mal bei Katja Seizinger anrufen. Die erfolgreichste deutsche Ski-Rennläuferin bei Olympischen Spielen hat Erfahrung im erfolgreichen Umgang mit Situationen, wie sie Riesch derzeit erlebt. 1998 musste Seizinger in Nagano wegen Nebels und Regen zwei Tage auf die Abfahrt warten - und gewann dann Gold.

Riesch könnte es Katja Seizinger nach drei Tagen des Wartens am Mittwoch gleichtun, sofern ihr die nach zahlreichen Verschiebungen weitgehend kurierte Vonn keinen Strich durch die Goldrechnung macht. «Ich weiß, dass Lindsey nur sehr schwer zu schlagen ist. Aber ich weiß auch, dass es möglich ist», sagt sie über den ersten Zweikampf. Dieser soll am Mittwoch (20.00 Uhr MEZ) in der Abfahrt stattfinden, weil der erste Wettbewerb, die für Sonntag geplante Super-Kombi, auf Donnerstag (18.30/21.30 Uhr) verschoben werden musste.

Das Wetter hat den Organisatoren, ähnlich wie vor zwölf Jahren in Japan, schon sehr zugesetzt. Nachdem wegen des «Mid-mountain fog» im Vorfeld nur eines der fünf Trainings stattfinden konnte, musste am Samstag mit der Männer-Abfahrt das erste Olympia-Rennen abgesagt werden. Tausende Kanadier, die ihren Manuel Osborne-Paradis zu Gold brüllen wollten, standen buchstäblich im Regen.

«Manny» soll Kanada jetzt am Montag (19.30 Uhr MEZ) verzücken. Am Sonntag (20.00 Uhr MEZ) sollten die Frauen anstatt ihres ersten Rennens, der Super-Kombination, endlich erstmals trainieren - laut FIS-Renndirektor Atle Skaardal lag die Wahrscheinlichkeit dafür aber bei 0,0 Prozent. Der Alternativplan sah deshalb ein in zwei Teile gesplittetes Training vor und nach der Männer-Abfahrt am Montag vor.

Die unverhoffte Pause kommt besonders Vonn zupass. «Ich habe Glück, weil hier so viel abgesagt wird. Für mein Schienbein ist es das bestmögliche Szenario», sagte die angeschlagene Amerikanerin. Während Vonn vergnügt auf der Massage-Bank in Whistler lag, nutzte Riesch die Kombi-Absage zu einem Ausflug nach Vancouver. «Ich bin gar nicht unglücklich, weil wir jetzt doch zur Eröffnung fahren durften. Das war ein echt tolles Erlebnis», sagte sie. Am ersten Wettkampftag ließ sich Riesch beim Slalomtraining von Deutschlands erster Medaillengewinnerin inspirieren. «Ich bin wie Magdalena Neuner ganz locker drauf, habe fünf Starts hier und denke mir: Irgendwo wird es schon klappen», sagte sie. Ihre Freundin Vonn sei in der Abfahrt «aber trotzdem Favoritin», auch wenn Riesch sie bei der Generalprobe in St. Moritz geschlagen hatte.

Die leichte Verletzung wird «Drama Queen» Vonn laut Riesch kaum beeinträchtigen. «Die Verletzung tut schon weh, aber wenn man dann den Berg runterfährt, ist man mit was anderem beschäftigt, als dass es ein bisschen zwickt.»

Nicht ganz so glücklich über die Verschiebung der Abfahrt war Stephan Keppler. «Das ist natürlich schade. Aber hier geht es um Olympia, da sollten für alle faire Bedingungen herrschen. Und das war nicht gewährleistet, deshalb ist die Verschiebung okay», sagte der einzige deutsche Speed-Spezialist bei den Winterspielen.

Renn-Absagen sind in Whistler nichts Ungewöhnliches. Wegen des berüchtigten Nebels, heftiger Winde oder Regens mussten im Weltcup seit dem ersten Rennen 1982 acht von 25 Wettbewerben ausfallen.