Kanadas Eishockey-Legende trug die letzte Fackel - die Eröffnung stand ganz im Zeichen des verunglückten Rodlers Nodar Kumaritaschwili.

Vancouver. Es kann losgehen, die Winterspiele sind eröffnet! Im Zeichen der Trauer um den tödlich verunglückten georgischen Rodler Nodar Kumaritaschwili gab Generalgouverneurin Michaelle Jean mit der traditionellen Formel „Ich erkläre die XXI. Olympischen Winterspiele von Vancouver für eröffnet“ um 20:31 Uhr Ortszeit das Startsignal für das zweite Weltfest des Wintersports in Kanada nach Calgary 1988. An dem 16-tägigen Spektakel auf Eis und Schnee in der Hafenstadt und der rund 120 Kilometer entfernten Bergregion um Whistler nehmen rund 2700 Sportler aus 82 Ländern teil.

Die Eröffnungszeremonie vor 55000 Zuschauern im BC Place Stadium und bis zu drei Milliarden weltweit vor den Fernsehgeräten war von den Organisatoren dem wenige Stunden zuvor gestorbenen Rodler gewidmet worden. „In größter und tiefster Traurigkeit nehmen wir zur Kenntnis, dass Nodar Kumararitaschwili heute beim Training in Whistler ums Leben gekommen ist. Unser Mitleid gilt seiner Familie, seinen Freunden und Landsleuten“, versicherte IOC-Präsident Jacques Rogge mit dunklem Anzug und schwarzer Krawatte. „Tragt seinen olympischen Traum auf euren Schultern und kämpft mit seinem Geist in euren Herzen“, sagte John Furlong, der Präsident des Organisationskomitees VANOC, an die Athleten gewandt.

„Unsere Welt braucht heute Frieden, Toleranz und Brüderlichkeit. Mögen die Spiele von Vancouver 2010 in Frieden ablaufen“, sagte Rogge und forderte die Sportler auf: „Sagt Nein zu Doping und Betrug!“

Mit der Eröffnungszeremonie erlebten die von starken Sicherheitsmaßnahmen begleiteten Spiele in der frühlingshaft anmutenden 600000-Einwohner-Stadt einen friedlichen Auftakt. Eine angekündigte Demonstration von rund 800 Olympia-Gegnern verlief ohne Zwischenfälle.

Nach der Show in der größten Sporthalle Amerikas gehören die Arenen bis zum 28. Februar den Athleten, die in 86 Wettbewerben in 15 Sportarten um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Als erste Entscheidung steht an diesem Samstag (18.45 Uhr) das Einzel- Skispringen von der Normalschanze auf dem Programm.

Als 29. Land zog das vom dreifachen Bob-Olympiasieger André Lange angeführte deutsche Team ein, das seine Position als Wintersport- Nation Nummer eins in Vancouver behaupten will. Die rund 150 farbenfroh gekleideten Funktionäre und Sportler, darunter Alpin-Star Maria Riesch und Eisschnellläuferin Anni Friesinger, wurden mit freundlichem Applaus bedacht. Als die Sportler aus Georgien unmittelbar davor mit schwarzen Schals und Trauerflor in die Arena einmarschiert waren, hatten sich die Zuschauer von ihren Plätzen erhoben. Die kanadischen Athleten, die vor heimischer Kulisse ihr erstes Gold überhaupt bei Winterspielen anstreben, wurden als letztes Team frenetisch bejubelt.

Etwa 4000 Darsteller boten danach auf einer künstlichen Schneelandschaft eine stimmungsvolle, wenngleich etwas langatmige Zeitreise durch 12000 Jahre kanadischer Geschichte und Kultur. In der von den Australiern David Atkins und Ignatius Jones glanzvoll inszenierten Show wurde mit raffinierten optischen Effekten der Bogen von den ersten Indianerstämmen über die Epoche der Besiedlung bis in die Neuzeit gespannt.