Sie haben gewonnen: Jungen und Mädchen der Hockeyabteilung des VfL Pinneberg durften den Hamburger Nationalspieler Moritz Fürste treffen.

Hamburg. Verlegenes Lächeln, Gekicher, Geflüster. Die Hockeymädchen des VfL Pinneberg, so scheint es, wissen anfangs nicht so richtig, was sie mit ihrem Hauptgewinn - Doppel-Olympiasieger Moritz Fürste, 27 - beim Kochkursus in Hoisbüttel (Schleswig-Holstein) anstellen sollen. Wie eine Perlenkette aneinandergereiht stehen die Zwölf- und Dreizehnjährigen um eine olivgrünfarbene Kochinsel im Studio La Dolce Vita herum und mustern ihr Hockeyidol vom Uhlenhorster HC (UHC) neugierig von Kopf bis Fuß.

Sie hatten den Trainingstag mit Fürste bei einem Gewinnspiel von Vattenfall und dem Hamburger Abendblatt gewonnen. Ein wenig haben sie sich auf die Begegnung vorbereitet, etwas Schminke aufgelegt und auch ihre Fotoapparate mitgebracht, um das Treffen mit dem smarten Nationalspieler für die Ewigkeit festzuhalten.

Dennoch dauert es ein paar Minuten, bis die Mädchen ihre Schüchternheit ablegen und sich an jene Fragen wagen, die sie brennend interessieren. "Lilly möchte wissen, ob du ein Sixpack hast", sagt Annabel, während sie gelbe Paprika in mundgerechte Stücke schneidet. "Ob ich was?" Moritz Fürste, der gerade eine Garnele aus ihrem Panzer löst, blickt verdutzt auf. Ein spitzbübisches Lächeln huscht über sein Gesicht, und er beeilt sich, eine knappe, aber bestimmte Antwort zu geben: "Nein, habe ich nicht." Diese Worte retten ihn wohl davor, einen Beweis antreten zu müssen. Denn diesen Anblick hätten die zwölf Pinnebergerinnen nur zu gern ausgekostet.

"Er sieht gut aus, kann gut Hockey spielen", schwärmt Lilly, 13, die zwischen feinsten Edelstahlgeräten und dampfenden Kochtöpfen schließlich den Mut findet, sich bei Moritz Fürste mal ganz privat zu erkundigen. "Bist du verheiratet?" Fürste hält seine Hände in die Höhe. "Nein, bin ich nicht. Wie ihr seht, trage ich keinen Ring." "Und hast du eine Freundin", hakt Lilly nach. "Nein, ich bin Single", antwortet Fürste. Raunen. Getuschel. Die aus Sicht der weiblichen Fans wohl wichtigste Frage um Moritz Fürste scheint gelöst.

Der Hamburger gibt gerne Auskunft. Er hat Übung darin. Nach dem Olympiasieg in London stand er vielen Reportern, Freunden und Bekannten Rede und Antwort. Unzählige Male präsentierte der 27-Jährige seine Goldmedaille, die immer wieder Erstaunen und Erfurcht bei den Betrachtern auslöst. Und auch an diesem Tag hat er das Zeichen des Triumphs wieder dabei. Schwer ist das vergoldete Siegessymbol, "viel schwerer als erwartet", sagt Louise, 13, die sich wie die anderen Mädchen mit Fürste und der Medaille fotografieren lässt. Für sie ist der Nationalspieler ein Vorbild. "Wenn er ein Mädchen wäre, dann wäre er das vielleicht sogar noch mehr", sagt Louise.

Moritz Fürste gibt unterdessen ein paar private Einblicke. Er zeigt den Mädchen auf seinem Laptop Bild- und Videomaterial von den Olympischen Spielen. Der virtuelle Rundgang startet im Olympischen Dorf, führt durch die Mensa und endet bei einer Feuerwerksprobe, die einen Tag vor der Abschlussfeier in London durchgeführt wurde. Die Mädchen stehen im Pulk um Fürste und den Laptop herum und lauschen gespannt seinen Geschichten. Fürste ist an diesem Tag allerdings nicht nur Märchenerzähler und Küchenhilfe, sondern auch Hockeytrainer.

Stunden vor dem Kochkursus hat er mit acht Jungen der A-Mannschaft des VfL Pinneberg und drei Mädchen des B-Teams auf dem Gelände des UHC eine 90-minütige Übungseinheit durchgeführt. Die Pinneberger Talente im Alter zwischen zehn und 13 Jahren durften auf den UHC-Plätzen Schlagtechniken trainieren und sich Tipps und Hilfestellungen von "Mo" holen. Vor allem die Übungen auf dem Kunstrasen imponierten den Kindern.

"In Pinneberg haben wir leider nur Naturrasen", sagt Alexandra, 11, "deshalb ist es super, hier ein wenig trainieren zu können."

+++ Fürste: "Trainer sein ist nichts für mich" +++

Als der Hockeynachwuchs das Balancieren mit dem Ball übt, fällt Alexandras Blick auf ein Tattoo, das Fürste am rechten Bein oberhalb des Knöchels trägt. "Das sind die Olympiaringe", ruft sie. "Stimmt, die habe ich mir vor vier Jahren nach den Spielen in Peking stechen lassen", bemerkt Fürste, "ich will mich immer an dieses Ereignis erinnern können."

Die Sommerspiele sind auch während einer Pause Thema Nummer eins. Vor welchem Gegner die deutsche Nationalmannschaft in London am meisten Respekt gehabt habe, wollen die Jungen wissen. "Das ist eine gute Frage", sagt Fürste, "ich denke, es war Australien. Die waren Weltranglistenerste, das hat Eindruck gemacht." Auch in dieser Runde plaudert Fürste aus dem Nähkästchen. Er erzählt, dass ein kleiner Junge seine Goldmedaille beim Empfang auf dem Hamburger Rathausmarkt versehentlich mit Edding bemalt hat, und er verrät, dass er gerne bei der EM 2013 in Belgien und bei der WM 2014 in den Niederlanden dabei wäre. "Was danach kommt, weiß ich nicht", sagt Fürste, "länger plane ich nicht." Kinder und mitgereiste Eltern nehmen jedes Wort andächtig auf - das Training ist natürlich viel zu früh vorbei.

"Moritz ist nett und hat alles sehr gut erklärt", bewertet die elfjährige Silja Fürstes Trainerfähigkeiten. Irgendwann möchte sie auch in der Nationalmannschaft spielen. Genauso wie die Mädchen der Pinneberger A-Mannschaft, die gemeinsam mit oder besser gesagt für Moritz Fürste gekocht haben. Beim Zubereiten der Speisen hält sich der 27-Jährige dann doch lieber zurück. "Ich koche eigentlich kaum, das machen immer meine Mitbewohner, weil ich meist spät nach Hause komme", sagt der Student der Wirtschaftspsychologie. Immerhin: Was die Mädchen unter Anleitung von Koch Andreas, 33, auf die Teller gezaubert haben, kann sich sehen lassen: Salat mit Avocado, Grapefruit und Garnelen als Vorspeise, Putensteaks mit Kartoffelstampf, Pesto und Peperonata zum Hauptgang und Beeren mit Gewürzweinschaum und Zimtrippe als Dessert. "Das habt ihr super gemacht, schmeckt hervorragend", lobt Fürste, als es ans Verzehren geht.

Dann naht der Abschied. Hamburgs Hockeystar muss etwas früher los, weil er am Abend noch einen Fernsehauftritt hat. Er solle sie doch im Interview erwähnen, schlagen die Mädchen vor und schenken ihm als Andenken ein mit ihren Namen versehenes Mannschaftsfoto. Vergessen wird Moritz Fürste sie trotz seines Terminstresses und Interviewmarathons ganz sicher nicht.