Der Hockey-Olympiasieger Carlos Nevado fieberte in einer Eppendorfer Kneipe mit seinen Hamburger Ex-Kollegen Moritz Fürste und Co.

Hamburg. "Nun bin ich doch etwas aufgeregt." Carlos Nevado, 29, sitzt mit seinem Kumpel Patrick Kiefer, 39, in der Eppendorfer Kneipe "Fricke 46". Er hat es sich auf einem schwarzen Ledersofa bequem gemacht und nippt an einer Apfelschorle. Jetzt, wo die TV-Übertragung des Hockey-Halbfinals zwischen Deutschland und Australien beginnt, steigt die Vorfreude. "Jeder weiß, worum es geht, das ist ein Alles-oder-nichts-Spiel", sagt Nevado und setzt ein breites Lächeln auf, das seine perfekten Zähne zum Vorschein bringt und pure Zuversicht demonstriert.

Nevado, der 108 Länderspiele bestritten hat, kennt das Gefühl, vor einem entscheidenden Duell zu stehen. 2008 gewann der Mittelfeldspieler des Uhlenhorster HC in Peking die Goldmedaille mit dem Nationalteam. "Ein unvergessliches Erlebnis", sagt Nevado, der kurz nach dem Triumph zurückgetreten ist. Etwas Wehmut sei schon dabei, wenn er seine früheren Kollegen nun in London beobachte, gesteht der Wahlhamburger, "aber man muss auf dem Weg zu Olympia so viel investieren - ich habe mich dagegen entschieden und bin auch nicht traurig darüber".

Etwas allerdings verbindet Nevado und seine ehemaligen Mitstreiter: die Überzeugung, dass der Olympiasieg auch in London machbar ist. Nevado wirkt seelenruhig, als er das Halbfinale am Bildschirm verfolgt. Selbst als die Australier in der 22. Minute in Führung gehen und in der zweiten Halbzeit das 2:1 erzielen, bleibt der 29-Jährige gelassen. Die Aktionen, die sein Freund Moritz Fürste am Ball zeigt, bestärken Nevado in seiner Zuversicht. "Ich sehe sofort, ob er einen guten Tag hat", sagt der Offensivmann, "und den hat er."

+++ 4:2 über Australien: Finale! +++

Über SMS und WhatsApp kommunizieren Nevado und Fürste in diesen Tagen regelmäßig. "Mo hat mir versichert, dass der Fokus des Teams trotz der Ablenkungen bei Olympia auf dem Finale liegt", erzählt der UHC-Routinier, der die Erinnerung an die Sommerspiele in Peking stets bei sich trägt.

Ein Lederarmband mit einem weißen Olympiaanhänger ist zu seinem ständigen Begleiter geworden. "Seit Peking habe ich es immer bei mir", sagt Nevado. Während der Sommerspiele habe er viele Freundschaften geschlossen. "Das bleibt - genauso wie das Gefühl, Gold zu gewinnen." Und den Olympiasieg sagt Nevado den Deutschen nach dem 4:2-Erfolg über Australien auch für London voraus. "Daran habe ich keinen Zweifel."