Hamburgs Hockey-Asse Moritz Fürste (UHC) und Tobias Hauke (HTHC) sprechen über das heutige Halbfinale gegen den Favoriten Australien.

Hamburg/London. Zwei gute Nachrichten gab es für die deutschen Hockeyherren gestern. Bundestrainer Markus Weise will seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag bis zu den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro verlängern. Und Kapitän Max Müller (Nürnberg), der am Dienstagabend beim 5:5 im abschließenden Gruppenspiel gegen Neuseeland verletzt ausgewechselt werden musste, hat sich nicht den befürchteten Fingerbruch, sondern nur eine starke Quetschung zugezogen und wird heute (16.30 Uhr) im Halbfinale gegen Australien spielen. "Das ist sehr wichtig, Max ist in der Abwehr unverzichtbar", sagt Tobias Hauke. Der 24-Jährige vom Harvestehuder THC und Moritz Fürste, 27, vom Uhlenhorster HC, die gemeinsam das Mittelfeldspiel lenken, stellten sich in ihrer Mittagspause den Fragen des Abendblatts.

Hamburger Abendblatt: Weltmeister Australien gegen Olympiasieger Deutschland - das war eigentlich erst im Finale geplant. Woran hat es gelegen, dass Sie den Gruppensieg nicht geschafft haben?

Tobias Hauke: Wir haben es leider noch nicht geschafft, uns richtig freizuschwimmen. Wir haben eine Achterbahnfahrt hinter uns und sind froh, dass wir jetzt da hingekommen sind, wo wir hinwollten. Jetzt beginnt das Turnier noch einmal ganz neu.

Was aber sind die Gründe dafür, dass Sie bislang noch kein wirklich überzeugendes Spiel gemacht haben?

Hauke: Das wissen wir auch nicht. Klar ist, dass wir bislang hinter den Erwartungen, auch unseren eigenen, zurückgeblieben sind. Das 2:1 zum Start gegen Belgien war gut, die Siege gegen Korea und Indien glanzlos, dann kam die 1:3-Niederlage gegen die Niederlande, wo wir alle schlecht waren. Erst in der zweiten Halbzeit gegen Neuseeland, als wir ein 2:4 noch in ein 5:5 gedreht haben, haben wir es geschafft, das zu spielen, was wir können. Das ist es auch, was mich positiv stimmt für das Match gegen Australien. Wir wissen jetzt, dass wir es können. Diesen Schub sollten wir mitnehmen.

Auch beim Olympiasieg vor vier Jahren in Peking sind Sie holprig ins Turnier gestartet und haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Ist die Situation heute mit der von 2008 zu vergleichen?

Moritz Fürste: Ich finde nicht. 2008 haben wir zu Beginn viel schlechter gespielt als in diesem Jahr, da hatten wir nach drei Spielen nur einen Sieg, diesmal waren es nach drei Spielen drei Siege, und da ist es normal, dass die Spannung ein wenig abfällt. In meinen Augen haben wir zwar bislang noch nicht überzeugt, aber auch - bis auf das Holland-Spiel - nicht enttäuscht. Wir spielen abgebrühter als vor vier Jahren. Ich glaube, dass wir im Unterbewusstsein die Vorrunde vielleicht etwas unterschätzt haben. Es wurde ja von allen, uns eingeschlossen, erwartet, dass wir das Halbfinale erreichen. Dass das in einer so starken Gruppe auch schiefgehen könnte, damit hat sich niemand beschäftigt. Und dann fehlen halt manchmal die letzten Prozente.

Hauke: Umso besser ist es, dass wir jetzt gegen den Weltranglistenersten spielen. Da wird jeder von selbst einhundert Prozent Leistung bringen. Die beiden Spiele, die jetzt noch vor uns stehen, das sind die Momente, auf die wir vier Jahre hingearbeitet haben. Da muss unser Trainer keine Motivationshilfe leisten.

Bundestrainer Markus Weise sagte vor dem Turnier, dass Sie so gut vorbereitet seien, um sieben Spiele Vollgas zu geben. Warum geht das dann doch nicht?

Fürste: Man kann einfach nicht zwei Wochen lang die Spannung extrem hoch halten. Es ist normal, dass es Hänger gibt, aber ich kann versprechen, dass damit jetzt Schluss ist. Und letztlich ist doch nur wichtig, dass wir unser erstes Ziel, das Halbfinale, erreicht haben. Wie, danach fragt niemand mehr.

Sportler, die schon Olympiagold gewonnen haben, sagen, dass es nicht leicht ist, vier Jahre danach mit derselben Motivation erneut anzugreifen. Können Sie das bestätigen?

Fürste: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Die Motivation im Team, in dem ja immerhin noch zehn Peking-Olympiasieger stehen, ist mindestens genauso groß wie damals. Aber wir sind deutlich ruhiger als 2008. Ich werte das mal als positives Zeichen.

Die Zielvereinbarung zwischen Verband und Deutschem Olympischen Sportbund sieht vor, dass Sie Gold gewinnen. Andererseits werden Sie von vielen gegen Australien als Außenseiter gehandelt. Wo sehen Sie sich selbst?

Fürste: Ich sehe uns auch als Außenseiter. Australien ist 2010 Weltmeister geworden und führt die Weltrangliste an. Wir wissen, wie stark die sind. Aber die wissen das auch von uns, und beim Olympiatest haben wir sie hier im Stadion zweimal geschlagen. Insofern können wir mutig angreifen.

Was müssen Sie tun, um den australischen Angriffswirbel zu stoppen?

Hauke: Wir dürfen uns in der Offensive keine leichten Ballverluste leisten, das nutzt Australien brutal gut aus. Außerdem müssen wir in der Anfangsphase wach sein, weil die immer sofort mit Volldampf draufgehen. Wenn es uns gelingt, die Spielkontrolle zu haben und den Ball laufen zu lassen, dann haben wir eine Chance. Dann wird Australien müde und nervös.

Ist im Hinterkopf schon der Gedanke an ein mögliches Finale gegen die Niederlande? Dann könnten Sie Revanche für das 1:3 im Gruppenspiel nehmen.

Fürste: Ich persönlich würde lieber gegen die Briten spielen, das wäre vor dieser wahnsinnig tollen Kulisse sicherlich das Optimum. Aber wir wären ja schön blöd, jetzt schon Energie mit Gedanken ans Finale zu verschwenden. Das, was im Halbfinale vor uns liegt, ist schwierig genug. Deshalb gilt unsere gesamte Konzentration nur Australien.

Die deutschen Damen gewannen am Mittwoch das Spiel um Platz sieben gegen Südkorea mit 4:1. Die deutschen Tore erzielten Lisa Hahn (6./16.) und Marie Mävers (69.) vom Uhlenhorster HC und die Mannheimerin Fanny Rinne (56.).