Die Insel jubelt über die beste Medaillenausbeute seit 104 Jahren. Presse und Fans feiern das erfolgreiche Team bei den Spielen dahoam.

London. Die Welle der Olympia-Begeisterung hat die britischen Athleten zur besten Medaillenausbeute seit 104 Jahren getragen – schon bevor die Spiele überhaupt zu Ende sind. Die ersten Tage des Sportspektakels von London, als die britische Presse über die ausbleibenden Goldmedaillen klagte, sind längst vergessen. „United Blingdom“ titelte die britische „Sun“ am Mittwoch und auch der „Guardian“ feierte Großbritannien und seine „Goldenen Spiele“.

Seit den ebenfalls in London ausgetragenen Olympischen Spielen 1908 hat Großbritannien nicht mehr so viele Medaillen gewonnen. Bis zum Dienstagabend stand die Bilanz der Briten bei 22 mal Gold und 48 Medaillen insgesamt. Die Briten lagen damit hinter den Sportsupermächten China und USA auf dem dritten Platz.

Bereits 2008 hatten die Briten die sportliche Renaissance ihres Landes gefeiert, als sie in Peking 47 Medaillen gewannen, davon 19 mal Gold. Damit habe sich das Land auch von seinem Image des beherzt kämpfenden Verlierers entfernt, sagt Keirin-Olympiasieger Chris Hoy - mit sechs Goldmedaillen im Laufe seiner Karriere mittlerweile der erfolgreichste Olympionike Großbritanniens: „Es gibt jetzt eine Gruppe von Athleten, die nur den Erfolg kennen. Für sie ist das britische Team gleichbedeutend mit dem Gewinnerteam.“

Die hohen Erwartungen nach den Erfolgen von Peking wurden jedenfalls noch übertroffen. „Wir haben der Welt die beste Seite Großbritanniens gezeigt“, sagte Premierminister David Cameron am Dienstag. „Unsere Athleten – sowohl individuell als auch im Team - können unglaublich stolz darauf sein, was sie erreicht haben.

Bahnradfahrer und Reiter heimsten Gold ein

Allein die britischen Bahnradfahrer eroberten sieben von zehn zu vergebenden Goldmedaillen und brachten damit das ohnehin heiße und laute Londoner Velodrom zum Überkochen. Und auch die Reiter trugen zum britischen Medaillenregen bei, im Mannschaftswettbewerb der Dressurreiter stießen sie sogar die seit Jahrzehnten auf die Goldmedaille abonnierten Deutschen vom Thron.

Nur einmal haben die Briten bei Sommerspielen bisher mehr Medaillen gewonnen als in diesem Jahr. 1908 eroberten sie vor heimischem Publikum 56 mal Gold und 146 Medaillen insgesamt. Doch damals hatte Großbritannien noch leichteres Spiel, statt 204 nahmen nur 22 Nationen teil und das Land stellte ein Drittel aller Athleten.

Diesmal hat das Gastgeber-Team die von der britischen Behörde für Sportförderung gesetzten Ziele schon vorzeitig erfüllt. “Unser kompromissloser Ansatz hat uns geholfen, die richtigen – wenn auch manchmal harten – Investitionsentscheidungen zu treffen und unsere Unterstützung auf die besten Medaillenaussichten zu konzentrieren„, sagte der Sonderberater der Institution, Peter Keen. Und nun haben die Briten sie, ihre Jahrhundertspiele. (dapd/abendblatt.de)