Die deutschen Schwimmer haben vor den Augen von Queen Elizabeth II zum Auftakt im Aquatics Centre ein Debakel erlebt. Zunächst scheiterte der dreifache Europameister Biedermann über 400 m Freistil im Vorlauf, gut eine Stunde später verpasste auch seine Freundin über 4x100 m Freistil das Finale. Damit waren schon am Mittag des ersten Tages zwei große Medaillenhoffnungen geplatzt.

London. Erst ging Weltrekordler Paul Biedermann regelrecht baden, dann verzockte sich Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen mit der Staffel: Die deutschen Schwimmer haben vor den Augen von Queen Elizabeth II zum Auftakt im Aquatics Centre ein Debakel erlebt. Zunächst scheiterte der dreifache Europameister Biedermann über 400 m Freistil im Vorlauf, gut eine Stunde später verpasste auch seine Freundin über 4x100 m Freistil das Finale. Damit waren schon am Mittag des ersten Tages zwei große Medaillenhoffnungen geplatzt.

„Schlechter kann es nicht werden“, bilanzierte Steffen nach dem völlig verpatzten Auftakt, bei dem nicht ein deutscher Schwimmer die nächste Runde erreichte. „Es war ein rabenschwarzer Tag“, meinte auch DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Besonders bitter: Sowohl Biedermann als auch die Steffen-Staffel verkalkulierten sich völlig.

„Ich wollte von vorne angehen, das hat auch gut geklappt. Ich konnte es aber hintendrauf nicht mehr halten“, sagte der deutsche Vorzeigeschwimmer, der die ersten 100 m schneller als bei seinem Weltrekord 2009 in Rom angegangen war. Am Ende fehlte dem

25-Jährigen aber die Kraft für den Schlussspurt, der sonst immer seine Stärke war. In 3:48,50 Minuten war der Hallenser als Gesamt-13. so nicht nur mehr als vier Sekunden langsamer als bei WM-Bronze vor einem Jahr in Shanghai, er lag auch sieben Zehntel über seiner schon enttäuschenden Zeit beim EM-Sieg vor zwei Monaten.

Steffen und Co. wollten und sollten Kräfte für das Finale am Abend schonen - und waren als Neunte nach 3:39,16 Minuten plötzlich nur noch Zuschauer. „Letztendlich haben wir das verbockt. Wir sind mündig, wir hätten selber wissen müssen, wie wir das schwimmen müssen“, sagte die Berlinerin.

Ihr Trainer Norbert Warnatzsch hatte die Taktik an das Quartett mit Silke Lippok, Lisa Vitting und Daniela Schreiber, das vor einem Jahr noch WM-Bronze und bei der EM im Mai den Titel gewonnen hatte, ausgegeben. „Es gab eine interne Ansage, dass Britta 90 bis 95 Prozent schwimmen sollte, die beiden in der Mitte volle Kraft, und Daniela hinten gucken und einen taktischen Endspurt hinlegen“, erklärte Buschkow: „Das ist natürlich zünftig in die Hose gegangen.“

Steffen hatte als Startschwimmerin 54,43 Sekunden vorgelegt, „für den Vorlauf eigentlich eine gute Zeit“, sagte die 28-Jährige: „Ich wollte nicht 53 Komma schwimmen, um mich da heute Abend als Überraschungsgast hervorzutun, aber nun muss ich in der Torte sitzen bleiben.“

Die Doppel-Olympiasiegerin musste zum Auftakt ihrer vierten Spiele nicht nur die eigene Enttäuschung verarbeiten, sondern auch ihren Lebensgefährten Biedermann trösten. „Er hat mich ganz klar angeguckt und gesagt: Das war scheiße. Jetzt gucke ich, was ich daraus lernen kann“, berichtete sie, „da war er für mich ein ganz Großer in dem Moment. Ich glaube, dass er das meistern wird.“

Die Verantwortung für das Vorlauf-Aus des Weltrekordlers übernahm sein Trainer Frank Embacher. „Er sollte ein bisschen anders schwimmen, als er es gewohnt war, ein bisschen ruhiger, mehr über die Beine“, erklärte er: „Auf den letzten 50 m konnte er nicht mehr explodieren. Das muss ich klipp und klar auf meine Kappe nehmen.“

Schon am Sonntagmorgen muss Biedermann über 200 m ins Becken. „Da hoffe ich auf ein besseres Ende“, sagte der ehemalige Doppel-Weltmeister. Sein Trainer traut es ihm zu: „Jetzt müssen wir alles wegstecken, das kann Paul.“ Sein Tipp an den frustrierten Schützling: „Jetzt erstmal zwei Stunden das böse Wort mit ’sch’ ins Handtuch brüllen!“

Auch die vier anderen deutschen Starter verabschiedeten sich schnell. Yannick Lebherz, Alexandra Wenk, Christian vom Lehn und Hendrik Feldwehr schieden geschlossen in ihren Vorläufen aus. Die 17-jährige Wenk verpasste als 21. in 58,85 Sekunden das Halbfinale über 100 m Schmetterling. Vom Lehn (1:00,78) und Feldwehr (1:01,00) scheiterten als 19. und 21. über 100 m Brust.

Der deutsche Rekordhalter Lebherz ist nach Platz elf über 400 m Lagen in 4:15,41 Minuten beim ersten Duell der beiden US-Stars Michael Phelps und Ryan Lochte am Abend nur Zuschauer. Rekord-Olympiasieger Phelps verhinderte als Vorlaufachter nur um sieben Hundertstelsekunden das frühe Aus. Sein großer Rivale Lochte machte es als Dritter weniger spannend. „Ich war langsamer als vor vier Jahren, aber du gewinnst keine Goldmedaille im Vorlauf“, sagte Phelps.

(SID)