Lutz Buschkow, Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimmverbandes über die Olympiachancen der Schwimmer in London.

Hamburg. Sichtblenden vor der Glasfront des Dulsbergbades am Olympiastützpunkt Hamburg sind ein klares Signal. Die 27 deutschen Beckenschwimmer wollen bei ihrer unmittelbaren Wettkampfvorbereitung (UWV) auf die Olympischen Spiele (27.7.-12.8.) nicht gestört werden. Dabei gibt es in den letzten Tagen vor dem Abflug nach London am 24. Juli kaum noch etwas zu verbergen. "Neben dem Staffeltraining geht es jetzt hauptsächlich darum, den Biorhythmus an die Wettkampfzeiten bei Olympia anzupassen. Trainiert wird, wenn in London Vorläufe, Halbfinals und Endläufe anstehen", sagt Lutz Buschkow, 54, Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimmverbandes (DSV). Die Wahl des DSV fiel für die UWV auf Hamburg, "weil wir hier optimale Bedingungen haben, vor allem nach dem Umbau der Schwimmhalle", sagt Buschkow. Als Diagnosezentrum arbeitet der Olympiastützpunkt bereits seit Jahren mit dem DSV zusammen.

Mit Medaillenprognosen für London hält sich Buschkow zurück. Das Ergebnis der olympischen Disziplinen bei der WM 2011 in Shanghai gilt als Orientierung. Fünf Bronzemedaillen holten dort die Beckenschwimmer, zwei Paul Biedermann (Halle/Saale) über 200 und 400 Meter Freistil, zwei die Staffeln, eine Christian vom Lehn (Wuppertal) über 200 Meter Brust. "Ein wenig mehr und auch in anderer Färbung dürften es in London schon sein", sagt Buschkow. Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen (Berlin; 50 und 100 Meter Freistil) hat er dabei auf der Medaillenrechnung, dem einen oder anderen traut der Berliner zudem eine Überraschung zu. Der Hamburger Markus Deibler wäre solch ein Kandidat über 200 Meter Lagen, "wenn er gut durch Vorlauf und Halbfinale kommt".

+++ Nachspiel: 100 Meter Synchronfahren +++

Nach den Spielen 2008 in Peking hatte Buschkow, bis dahin Cheftrainer der Wasserspringer, die Gesamtverantwortung für den Leistungssport beim DSV übernommen. Er setzte fortan auf durchgängige Strukturen von der Spitze bis zur Basis, den Landesverbänden, mehr Hauptamtlichkeit beim Verband und bessere Kommunikation. Das veränderte System brachte mit Jan-Philip Glania (Fulda), Alexandra Wenk (München) und Philip Heintz (Mannheim) in diesem Jahr bereits hoffnungsvolle Talente hervor. Abgerechnet werden sollte "aber erst nach den Spielen in Rio de Janeiro 2016", sagt Buschkow.

Gestern Abend stand für die deutschen Olympiaschwimmer auf Einladung der Stadt Abwechslung auf dem Programm. Sie besuchten mit ihren Trainern das Musical "Sister Act" im Operettenhaus an der Reeperbahn. Das Getränk danach fiel aber aus. Heute Morgen wird wieder trainiert.