HSV-Handballer deklassieren die Rhein-Neckar Löwen im Bundesliga-Spitzenspiel mit 38:25. Von der ersten Minute an lenkte Spielmacher Duvnjak wie eine Lokomotive den HSV-Erfolgszug in die richtige Richtung.

Hamburg. Es war nur eine kleine Geste kurz vor dem Kabineneingang, und doch spiegelte sie wider, was die HSV-Handballer an diesem Nachmittag empfunden haben müssen. Da klopfte Hans Lindberg dem überragenden Spieler des Nachmittags, Domagoj Duvnjak, voller Anerkennung ein paar Mal auf die Schulter, lächelte in sich hinein und schüttelte den Kopf. Fast so, als könne er selbst nicht glauben, was in den anderthalb Stunden zuvor geschehen war. Denn das 38:25 gegen die Rhein-Neckar Löwen war die mit Abstand beste Leistung des HSV in der aktuellen Spielzeit. Es war eine Machtdemonstration, die Erinnerungen an jene Saison weckte, in der die Hamburger nach 34 Spieltagen die Meisterschale in den Händen hielten. „Das war übermenschlich“, sagte Linksaußen Torsten Jansen. „Dieses Spiel hat gezeigt, dass im Handball alles möglich ist.“

Von der ersten Minute an lenkte Spielmacher Duvnjak wie eine Lokomotive den HSV-Erfolgszug in die richtige Richtung. Torhüter Johannes Bitter entnervte die Löwen mit 17 Glanzparaden. Aber besonders beeindruckend war die Gesamtheit, die Mannschaftsleistung, die Leidenschaft, mit der dieser HSV 10.251 Zuschauer in der O2 World zum Toben brachte. Die Handballgala entschädigte für den blamablen Auftritt beim Punktverlust gegen den TBV Lemgo. „Das war wichtig für unseren Respekt. Wir sind marschiert und das muss auch so bleiben“, befand Duvnjak, der die lautstarke Unterstützung der Fans genoss: „Das war ein geiles Spiel.“

Ähnlich deutliche Worte fand auch Trainer Martin Schwalb: „Die komplette Mannschaft hat einen guten Tag erwischt.“ Schwalb hatte auf die Rückraumschützen Petar Djordjic und Zarko Markovic verzichtet und vertraute auf eine konstante Rückraumbesetzung mit Duvnjak, Adrian Pfahl und Pascal Hens, die durch die ebenso überzeugenden Joan Cañellas und Blazenko Lackovic ergänzt wurden.

Vor allem die zuletzt instabile Defensive war optimal eingestellt. Bis zur Pause ließ das Abwehrduo aus Matthias Flohr und Davor Dominikovic lediglich 13 Treffer der Löwen zu. Aber so überschwänglich der Sieg gegen den direkten Konkurrenten auch gefeiert wurde, Torsten Jansen fand schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: „Das kann ganz schnell wieder alles anders aussehen. Das hat jeder von uns mehr als einmal erlebt.“

Am Mittwoch (19 Uhr) wartet beim Auswärtsduell gegen TuS N-Lübbecke nicht gerade ein Lieblingsgegner auf die Hamburger. In diesem April hatte der HSV gegen die Ostwestfalen in der eigenen Halle mit 26:31 verloren. Das Hinspiel wurde nur knapp mit 33:32 gewonnen. „Wir müssen die Partie gegen die Löwen aus den Köpfen kriegen“, mahnt Jansen. „Das Spiel am Mittwoch wird umso schwerer.“ Anschließend ist am 22. Dezember der Bergische HC zu Gast, mit dem die Hamburger nach der 27:34-Auftaktniederlage im September noch eine Rechnung offen haben.

Dann allerdings richtet sich die Konzentration auf den Handballgipfel zum Jahresende. Wenn am 26. Dezember der HSV in der Sparkassen-Arena beim THW Kiel antritt, wird es nicht nur um eine Vorentscheidung um die Meisterschaft gehen. Für Duvnjak wird es ein ganz besonderer Auftritt. „In Kiel zu gewinnen ist mein großes Ziel“, sagt der Torjäger, der im Sommer das Zebratrikot überstreifen wird. Bis dahin will er noch mit dem HSV Titel holen. „Wir haben gezeigt, dass wir eine überragende Mannschaft sind“, sagt Duvnjak. Ruft der HSV dieses Potenzial auch gegen den Rekordmeister ab, könnte durchaus noch mal gefeiert werden.

Tore: HSV: Duvnjak 8, Lindberg 8/5, Hens 4, Lackovic 4, Toft Hansen 4, Cañellas 3, Pfahl 3, Jansen 2, Dominikovic 1, Flohr 1. Löwen: Myrhol 8, Groetzki 4, Gedeón Guardiola 3, Gensheimer 3/2, Ekdahl du Rietz 2, Gorbok 1, Manojlovic 1, Petersson 1, Schmid 1, Sigurmannsson 1. Strafminuten: 14/6.

An diesem Montag beginnt um 19 Uhr in der Volksbank Arena die Mitgliederversammlung des HSV Hamburg.