Nach dem 35:30 (19:14) gegen GWD Minden stehen bei den Hamburger Handballern zwei Topspiele auf dem Programm.

Hamburg. Es lief die 46. Minute, als die Faust von Domagoj Duvnjak, 25, zum ersten Mal zum Jubel in die Luft schnellte. Spätestens in diesem Moment muss der Spielmacher der HSV-Handballer realisiert haben, was er an diesem Abend geleistet hatte. Mit einem 60-minütigen Feuerwerk war es dem Kroaten wie lange nicht gelungen, dem Spiel der Hamburger gegen die TSV GW Dankersen-Minden seine Handschrift zu verpassen. Einen „Dule“ in dieser Bestform gab es lange nicht mehr in der heimischen O2 World.

Beim HSV ist endlich wieder Ruhe eingekehrt. Die jüngsten sechsstelligen Defizite im Saisonetat, die zwischenzeitlich zu Liquiditätsproblemen geführt hatten, sind von Mehrheitseigner Andreas Rudolph, 58, ausgeglichen worden – und mit dem 35:30-Erfolg gegen Minden fuhr das Team von Trainer Martin Schwalb, 50, den elften Sieg in Folge ein. Die Mannschaft wirkt gefestigt, die Abstimmung klappt zusehends besser. „Das Wichtigste ist, dass wir gewonnen und die Serie fortgesetzt haben“, sagte Duvnjak – bescheiden wie immer. Den Grundstein für den Erfolg hatte der erneut bärenstarke Rechtsaußen Hans Lindberg gelegt, mit zehn Treffern wieder bester Werfer. Mit Duvnjak sorgte vor allem Kapitän Pascal Hens für Dampf und die Führung in der Anfangsphase, die die Mannschaft bis zum Schlusspfiff nicht wieder hergab. Minden bleibt mit der Niederlage ohne Sieg in dieser Bundesligasaison.

Nun steht den Hamburgern die Woche der Wahrheit bevor. Am Mittwoch (20 Uhr, Sporthalle Hamburg) geht es in der zweiten Pokalrunde gegen Frisch Auf Göppingen, ein unangenehmer Gegner, der vor allem in der Abwehr hart zupackt. „In den K.-o.-Runden herrschen immer eigene Gesetze. Das wird ein heißes Ding auf hohem Niveau“, sagt Trainer Schwalb, „für Göppingen geht es um unglaublich viel.“ Für den HSV um alles: Erklärtes Ziel ist das Erreichen des Final Four am 12./13. April 2014 im eigenen Wohnzimmer – der O2 World. Ein frühzeitiges Aus würde den gerade zurückgewonnenen Vereinsfrieden wohl stark gefährden. In der Liga erfuhr das Team beim knappen 31:29-Sieg Anfang Oktober, wie gefährlich die Schwaben mit dem ehemaligen HSV-Mittelmann Michael Kraus sind. Stolpern nicht ausgeschlossen. „Wir brauchen das Publikum“, sagt Schwalb.

Die Saison bleibt spannend – und die HSV-Handballer sind sehr gut drauf

„Jetzt geht es zunächst um Erholung. Wir wissen, dass in dieser Woche die harten Knüppel erst kommen“, sagt Hens. Nach dem Pokalfight steht für die Hamburger am Sonntag (17.15 Uhr) das Gipfeltreffen bei den Füchsen Berlin an, in dem die Titelchancen aufrechterhalten werden sollen; eine richtungweisende Begegnung will der HSV auf Meisterschaftskurs bleiben. In der Liga ist nach dem verpatzten Saisonstart wieder alles offen, weil Titelverteidiger Kiel nicht mehr die Dominanz der vergangenen acht Jahre ausstrahlt. Die Füchse schoben sich mit einem 33:26-Sieg beim TBV Lemgo auf Rang zwei der Tabelle vor. Mitkonkurrent Rhein-Neckar Löwen patzte dagegen beim TuS Nettelstedt-Lübbecke, verlor 22:23.

„Diese Saison wird spannend. Und wir sind gut drauf“, sagt Duvnjak, der sich weniger auf die Konkurrenz als vielmehr auf das eigene Team konzentriert: „Wir haben einen großen Kader, jeder Spieler ist wichtig.“ Genau das könnte der Trumpf der Hamburger in dieser Phase sein. „Das ist eine große Verantwortung. Man kann viel falsch machen. Aber ich bin froh, dass wir diese Möglichkeiten haben“, sagt Schwalb. Gegen Göppingen überragte zuletzt Duvnjaks Partner Joan Cañellas mit elf Toren. Wem Schwalb am Mittwoch im Pokal also sein Vertrauen schenkt, bleibt abzuwarten.

Tore, HSV Hamburg: Lindberg 10 (3 Siebenmeter), Duvnjak 9, Markovic 5, Hens 4, Jansen 2, Pfahl 2, Dominikovic 1, Mahé 1, H. Toft Hansen 1; GWD Minden: Svitlica 9 (3), Bilbija 6, Steinert 5, Tesch 3, Kunkel 2, Südmeier 2, Doder 1, Oechsler 1, Torbrügge 1. Schiedsrichter: Christian und Fabian vom Dorff (Kaarst). Zuschauer: 7754. Zeitstrafen: 1; 4.