10.000 Fans feiern auf dem Rathausmarkt den Champions-League-Sieger. Jansen verlängert für ein Jahr. Letztes HSV-Spiel endet 30:30 beim MT Melsungen.

Hamburg. Der Bürgermeister stand in den Landungsbrücken im Stau, doch Olaf Scholz kam gerade noch rechtzeitig, um mit den HSV-Handballern und Ruder-Europameister Eric Johannesen am Sonntag um 15.03 Uhr auf den Rathausbalkon zu treten. Etwa 10.000 Fans warteten davor, um den Champions-League-Siegern zuzujubeln. "Das war wieder ein sensationeller Empfang", meinte Blazenko Lackovic, und sein kroatischer Landsmann Igor Vori sagte mit glänzenden Augen: "Für mich war das ein unglaublich schönes Abschiedsgeschenk, eine Riesenprämie." Der Kreisläufer wechselt im Sommer zum Scheichclub Paris St. Germain.

Mit goldfarbenen Zylindern auf den Köpfen und gleichfarbigen Zeptern in den Händen, mit dunkelblauen Sakkos, weißen Hemden und Schärpen mit der Aufschrift Champions-League-Sieger 2013 hatten die Handball-Könige Europas das Rathaus erobert. "Wer nicht hüpft, der ist nur Vierter", skandierten ihre Anhänger auf dem Rathausmarkt mit Blick auf den THW Kiel, der beim Final Four der Champions League in Köln als Titelverteidiger den vierten Platz belegt hatte. "Es ist eine große Leistung, die der HSV mit viel Zusammenhalt erreicht hat", sagte Scholz, "es ist selbst für einen Hamburger Bürgermeister nicht leicht, auf den Rathausbalkon zu kommen." Nach dem Abstieg vom Hausvorsprung boten die Spieler auf der Bühne unten auf dem Rathausmarkt jede Mengen sportliche, künstlerische, sängerische und Striptease-Einlagen (Michael Kraus). Selbst Andreas Rudolph, der langjährige Financier der Erfolgsgeschichte mit dem Credo "Ich habe damit nichts zu tun", ließ sich bei Musik und Konfetti-Raketen feiern.

Sportlich hatte der HSV die Saison nach seinem Zweitagestrip nach Mallorca am Sonnabendnachmittag in Kassel beim MT Melsungen mit einem 30:30 (14:17) abgeschlossen. Sieben Minuten vor Schluss lagen die Hamburger 24:28 zurück, in der 57. Minute noch 27:30. Matthias Flohr, Stefan Schröder und Fredrik Petersen schafften mit einem energischen Endspurt den Ausgleich. "Größere Rückstände kurz vor Schluss aufzuholen, ist in dieser Saison eine Spezialität von uns geworden", meinte Flohr. Mit sieben Treffern war der scheidende Linksaußen Petersen der beste Schütze, Kreisläufer Andreas Nilsson traf fünfmal.

Rang fünf bedeutet für den HSV die schlechteste Abschlussplatzierung in der Bundesliga seit sieben Jahren. In der Saison 2005/2006 waren die Hamburger Zehnter geworden - und zum ersten Mal deutscher Pokalsieger. Entsprechend ging die Zuschauerzahl zurück, gegenüber der vergangenen Spielzeit um 29.536 von 176.542 auf 147.006. Pro Spiel ist das eine Einbuße von 1738 Besuchern, von 10.385 auf 8647. Das ist hinter Meister und Pokalsieger THW Kiel (10.275) zwar immer noch der zweitgrößte Zuspruch in der Liga, doch gegenüber der Rekordkulisse (10.690) in der HSV-Meistersaison 2010/2011 bereits ein Verlust im Durchschnitt von 2043 Zuschauern. Damit wurde der Wert aus der Saison 2007/2008 mit 8701 Besuchern knapp unterschritten.

Für die Spieler, die nicht zu ihren Nationalmannschaften müssen, beginnt jetzt ein fünfwöchiger Urlaub. In dieser Woche wird der neue Einjahresvertrag mit Linksaußen Torsten Jansen, 36, unterzeichnet. Verein und Spieler waren sich auf Mallorca einig geworden. Ob Marcin Lijewski, 35, noch ein Jahr beim HSV dranhängt, entscheidet sich am Dienstag. Die Meinungsbildung scheint auf beiden Seiten nicht abgeschlossen. "Wir müssen sehen, was für alle Beteiligten die beste Lösung ist. Wir denken dabei nicht nur an die nächste Saison, sondern auch an die nächsten zwei, drei Jahre", sagte HSV-Präsident Matthias Rudolph. Die Unterschrift des ehemaligen Fußballtorwarts Frank Rost, 39, der Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH & Co. KG werden soll, erwartet Rudolph dagegen demnächst. Es ginge nur noch um zwei vertragliche Details, die der Klärung bedürfen.

HSV-Spielmacher Michael Kraus, der zu seinem Stammverein Frisch Auf Göppingen zurückgeht, hat Bundestrainer Martin Heuberger für die entscheidenden EM-Qualifikationsspiele am Mittwoch in Montenegro und am Sonnabend gegen Israel abgesagt. Kraus, 29, macht derzeit nachträglich sein Abitur, das er für sein angestrebtes Business-Management-Studium benötigt. "Ich hätte sehr gern gespielt, aber es geht um meine berufliche Zukunft", sagte Kraus. Heuberger, der ihn am Freitag nachnominiert hatte, habe "großes Verständnis für meine Entscheidung gezeigt".

Oscar Carlén, 24, lässt sich am 28. Juni in Schweden am zweimal gerissenen Kreuzband am rechten Knie ein weiteres Mal operieren. "Die Stabilität des Bandes soll verbessert werden", sagt der seit zwei Jahren verletzte Schwede, "wenn ich Glück habe, wird das nur ein kleiner Eingriff und ich muss nur einen Monat lang mit dem Training aussetzen."