Hamburger Handballer verlieren ihr Viertelfinalrückspiel in der Champions League 23:25 gegen Flensburg

Hamburg. Sie tanzten ausgelassen im Kreis vor dem eigenen Tor, spritzten mit ihren Wasserflaschen wild um sich. Selten hat man die HSV-Handballer nach einer Niederlage derart feiern sehen. 23:25 (10:13) hatten sie das Viertelfinalrückspiel in der Champions League gegen die SG Flensburg verloren, aber nach dem 32:26-Sieg im Hinspiel sich damit ins Final Four nach Köln (1./2. Juni) geworfen. Mindestens 150.000 Euro an Prämien fließen dadurch in die leeren Kassen des Vereins.

"Der Traum lebt", sagte Torhüter Johannes Bitter, der in der Schlussphase erheblichen Anteil daran hatte, dass es kein böses Erwachen gab. Zehn Minuten vor Schluss hatten die Flensburger bereits mit sieben Treffern geführt. Es wäre das Aus gewesen.

"Handball ist ein verrücktes Spiel", meinte HSV-Allrounder Matthias Flohr, "die Flensburger hatten nichts zu verlieren, als sie später doch etwas zu verlieren hatten, haben sie angefangen jene Fehler zu machen, die wir vorher gemacht haben. Das haben wir zum Glück konsequent ausgenutzt." Einen großen Vorsprung verwalten zu wollen, ergänzte Bitter, "sei immer schwierig. Wir haben diesen Sechstorevorsprung aus dem Hinspiel offenbar nicht aus dem Hinterkopf bekommen."

Anfangs hatten die Hamburger alles unter Kontrolle. Die Angriffe wurden durchdacht vorgetragen, überlegt abgeschlossen, und in der Abwehr waren zunächst die Pfosten die wichtigsten Stützen des HSV. Dreimal trafen die Flensburger das Aluminium. Als aber Rechtsaußen Hans Lindberg nach 14 Minuten das 8:6 erzielte, ahnte niemand, dass dies bis zur 28. Minute der letzte HSV-Treffer gewesen sein sollte.

Die Flensburger waren in dieser Phase nicht wesentlich erfolgreicher. Zwar gelang ihnen nach 16 Minuten zum 8:8 der erste Ausgleich im Spiel, dann scheiterten sie an ihren eigenen Unzulänglichkeiten und immer öfter an Bitter. Erst im achten Versuch gelang es Linksaußen Anders Eggert, die Chance zur Führung zu nutzen. Der Däne traf zum 8:9, und plötzlich drohte das Spiel den Hamburgern aus der Hand zu laufen. Zwar beendete Lindberg zum 9:10 die vorübergehende Torflaute, die Flensburger jedoch trafen inzwischen öfter. Als Petar Djordjic nach der Halbzeitsirene einen Freiwurf aus neun Metern an der HSV-Mauer und Bitter vorbei zum 10:13 einnetzte, war jedem in der Halle klar, dass es fortan ein Zitterspiel für die Hamburger werden würde.

Zum Ausdruck dieser Verunsicherung wurden anfangs der zweiten Hälfte drei aus sechs Metern verworfene Bälle. Rechtsaußen Stefan Schröder ließ zweimal seine Zielsicherheit vermissen, Kreisläufer Igor Vori kurze Zeit später einmal. Flensburgs Torhüter Mattias Andersson steuerte seinen Teil des Problems bei. Er steigerte seine Fangquote auf über 50 Prozent und frischte die Erinnerungen an das Pokalhalbfinale vor 15 Tagen an selber Stelle auf, als er den HSV fast im Alleingang den Einzug ins Finale verwehrte. 25 Fehlwürfe standen nach 45 Minuten für den HSV zu Buche. Am Ende sollten es 32 sein (Flensburg: 22). Die Konsequenz: Lasse Svan Hansen egalisierte zum 15:21 ( 48.) den Sechstorevorsprung der Hamburger aus dem Hinspiel, Eggert warf mit dem 16:23 (50.) die Flensburger erstmals in der Gesamtwertung in Führung.

Hallensprecher Marco Heinsohn und Torsten Lucht, der Fanbeauftragte des HSV, animierten das Hamburger Publikum nun aus Leibeskräften, und auf einer lautstarken Welle der Begeisterung schafften die Hamburger tatsächlich die Wende. Lindberg schloss zwei Gegenstöße zum 20:23 (56.) ab, Bitter, zwischendurch schwach, hielt wieder prächtig, und Michael Kraus setzte mit zwei Treffern den Schlusspunkt. In den letzten zwei Minuten durfte gefeiert werden. Diesmal verließen nur die Flensburger Anhänger nach der Schlusssirene fluchtartig die Halle.

Zum Durchatmen fehlt dem HSV die Zeit. Am Dienstag (20.15 Uhr, O2 World) muss das Bundesligaspiel gegen Lübbecke nachgeholt werden. "Danach machen wir uns Gedanken über das Final Four", sagte Schwalb. Das Halbfinale wird am Donnerstag in Köln ausgelost (11.30 Uhr/live bei ehftv.com).

Tore, HSV: Lindberg 6, Vori 4, Lijewski 4, Duvnjak 3, Hens 2, Kraus 2, Lackovic 1, Nilsson 1; Flensburg: Eggert 6 (1 Siebenmeter), Weinhold 5, Glandorf 4, Djordjic 3, Svan Hansen 3, von Gruchalla 2, Kaufmann 1, Atlason 1. Schiedsrichter: Licis/Stolarovs (Lettland). Zuschauer: 7402. Zeitstrafen: 0; 1.