Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Von den Ergebnissen her gibt es an den HSV-Handballern derzeit wenig auszusetzen. Nach einer schwierigen Hinrunde mit bis zu fünf Langzeitverletzten hat sich das Team wieder an die Spitze geworfen und zum vierten Mal das Halbfinale der Champions League erreicht - wenn auch mit Zittern und dem nötigen Glück.

Immer mehr Sorgen bereiten dem Club aber die Zuschauerzahlen. 7402 wollten am Sonntagabend das Viertelfinalrückspiel gegen Flensburg sehen. 2009 lockte diese Begegnung in der Runde der letzten acht noch 12.257 Fans in die Arena am Volkspark. In der Bundesliga fehlen dem HSV gegenüber dem Rekordbesuch in der Meistersaison 2010/2011 (10.690) inzwischen mehr als 2000 Zuschauer im Schnitt. Der liegt jetzt bei 8611. Immerhin: Hinter dem stets ausverkauften THW Kiel (10.278) ist das der zweithöchste Zuspruch der Liga.

Der HSV droht mit seinen gehobenen Ansprüchen - andere werden in der Stadt ohnehin nicht akzeptiert - jedoch zu einem sportlichen Riesen auf finanziell tönernem Fundament zu werden. Der Club hängt weiter am Tropf seines ehemaligen Präsidenten Andreas Rudolph. Mit einem großzügigen Darlehen sichert der Medizinunternehmer momentan die Einnahmeausfälle auch aus dem Sponsoringbereich ab, garantiert Liquidität und Lizenz. Genau das wollte Rudolph nach seinem offiziellen Rückzug vor einem Jahr vermeiden. Aber er hat erneut feststellen müssen, dass immer noch die Strukturen und Personen fehlen, um den Verein guten Gewissens in die wirtschaftliche Unabhängigkeit entlassen zu können.