Hamburgs Handballfans begehren gegen HSV-Spiele an Wochentagen auf. Im Januar verhandeln Bundesliga und EHF über einen Kompromiss.

Hamburg. Zumindest in der Zuschauertabelle können die HSV-Handballer heute wieder Tuchfühlung zum THW Kiel aufnehmen. Der Rückstand ist mit durchschnittlich 9673 gegenüber 10 255 Besuchern gar nicht einmal so groß. Und für das heutige Punktspiel gegen den SC Magdeburg (19 Uhr, O2 World/Sport1) hat der deutsche Meister bereits gut 10 500 Karten verkauft. Eine stolze Zahl. Aber sie könnte noch deutlich höher sein, davon sind sie in der Geschäftsstelle des HSV überzeugt.

Bis zu 2000 Zuschauer verliert der Verein laut internen Erhebungen in jedem Bundesligaspiel, das nicht auf ein Wochenende fällt. "Ich kann jede Familie verstehen, der es unter der Woche abends einfach zu spät wird", sagt André van de Velde, 41. Der Rechtsanwalt ist seit fünf Jahren im Besitz einer Dauerkarte. Gern würde er seine Lieblinge auch bei Auswärtsspielen öfter unterstützen. "Aber das ist mit meinen beruflichen Verpflichtungen meist gar nicht vereinbar."

Nur sieben seiner 17 Heimspiele in der laufenden Bundesligasaison trägt der HSV sonnabends oder sonntags aus. In der Rückrunde ist es gar nur eins: gegen Kiel am 13. Mai. Mit Wohlwollen hat van de Velde deshalb den Vorstoß der Bundesliga zur Kenntnis genommen. Dem Beispiel des Fußballs folgend, will sie ab der kommenden Saison ihre Spieltage grundsätzlich aufs Wochenende legen und die europäischen Wettbewerbe auf einen Werktag.

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So naheliegend der Vorschlag zunächst ist: Er birgt Konfliktstoff. Viele Wochenenden hat der Verband EHF für seine Europapokalwettbewerbe reserviert. Auf dieser Voraussetzung beruhen die Verträge, die mit den Fernsehsendern geschlossen wurden.

Die europäischen Wettbewerbe sind allerdings für die acht beteiligten deutschen Vereine kein gleichwertiger Ersatz für entgangene Bundesligaeinnahmen, Liveübertragung hin oder her. Beim HSV etwa lag der durchschnittliche Besuch in der laufenden Champions-League-Saison bei 2758. "Die wären aber auch unter der Woche gekommen", glaubt van de Velde. Champions League, das sei etwas für Liebhaber.

Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann drängt nun auf einen Kompromiss. Er weiß bei den Verhandlungen mit der EHF im Januar nicht nur die Vereine, sondern auch deren Fans hinter sich. "Wir sind im Dialog mit der Liga zu einem Konsens gekommen", sagt Torsten Lucht, Fanbeauftragter des HSV. Beim Spiel in Lübbecke vor zwei Wochen bekannten sich Hamburger Anhänger mit einem Plakat dazu: "Bundesliga auf den Samstag!"

Der SC Magdeburg hat zur kommenden Saison Nationalspieler Stefan Kneer vom TV Großwallstadt für zwei Jahre verpflichtet. Er reagiert damit auf den langfristigen Ausfall von Kapitän Fabian van Olphen, der sich einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.