Die Hamburger Handballer treten am Mittwoch in Kiel im Spitzenspiel vor ausverkaufter Halle bei Verfolger THW an. Kraus droht auszufallen.

Hamburg. Sportler, das verlangen ihre Trainer, dürfen nur an das nächste Spiel denken. Für die Mitarbeiter der Geschäftsstelle der HSV-Handballer gilt das nicht. Für sie steht allein das übernächste auf dem Plan, und das könnte in dieser Saison das schwerste werden. Zumindest was den Verkauf von Eintrittskarten angeht. Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League trifft der Bundesliga-Tabellenführer am Ostersonnabend um 15.45 Uhr auf den 13-maligen russischen Meister Medwedi Tschechow. 5000 Tickets sind für diese Begegnung in der O2 World verkauft, erst 5000 sagen sie beim HSV.

"Nur wenn die Halle voll ist, haben wir auch einen Heimvorteil", appelliert HSV-Trainer Martin Schwalb an die Fans. Mehr als 7000 Besucher dürften es kaum werden, die 6000 Dauerkarten-Besitzer haben nur Zugang zu den Punktspielen. In der Bundesliga wird der HSV am Ende der Saison mit einem Schnitt von rund 10 600 Besuchern einen neuen Ligarekord aufstellen. Die Champions League scheint nicht auf ähnlich großes Interesse zu stoßen.

Eine ausverkaufte Arena erwartet den wohl kommenden deutschen Meister dagegen morgen bei Titelverteidiger THW Kiel (20.15 Uhr, Sport1 live). Und dass das Kieler Publikum die HSV-Spieler nicht gerade mit verbalen Freundlichkeiten eindecken wird, empfindet Trainer Schwalb sogar als Auswärtsvorteil: "Das motiviert doch eher." Ohnehin sei der Druck in der Fremde derzeit nicht so groß wie in der heimischen Halle. Dort hatte die Hamburger Weltauswahl am vorvergangenen Sonntag beim 22:22 gegen den TV Großwallstadt vor dem eigenen erwartungsfrohen Publikum Angst vorm Siegen gezeigt und mit vielen Querpässen vor dem gegnerischen Kreis auch die Verantwortung zum Torwurf delegiert. In Kiel ist dieses Verhalten nicht zu befürchten. Wer beim THW bestehen will, muss Risiko gehen. Alle beim HSV wissen das.

Auch wenn die Kieler den Gewinn ihrer 17. Meisterschaft aufgrund von sieben Minuspunkten Rückstand auf den HSV angeblich abgeschrieben haben, geht es für sie nicht nur um die direkte Qualifikation für die Champions League (Plätze eins bis drei) - sondern auch um die Ehre, wie Nationalspieler Dominik Klein betont. Ein Sieg über den HSV sei für das eigene Selbstverständnis "schon enorm wichtig".

Bis auf Spielmacher Michael Kraus, 27, sind alle Hamburger fit. Kraus, der eine Entzündung in der rechten Schulter halbwegs auskuriert hat, konnte gestern Nachmittag nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Er übte für sich allein. Sein Einsatz entscheidet sich am Mittwochabend.