Der Tabellenführer der Bundesliga würde bei einer Kieler Niederlage in Lemgo auf ein Wiederholungsspiel in Lübbecke verzichten

Hamburg. Wie dringend sein Bedürfnis nach einem Wiederholungsspiel beim TuS N-Lübbecke angesichts von sieben Punkten Vorsprung in der Tabelle ist, war für Martin Schwalb noch am Sonntagabend eine Prinzipienfrage: "Es geht hier um Gerechtigkeit." Um sie war es für den Trainer der HSV-Handballer am 22. Februar beim 30:30-Unentschieden geschehen gewesen, als sein Spieler Blazenko Lackovic, offenkundig regelwidrig, mit einer Zeitstrafe belegt worden war.

Der Tabellenführer hatte tags darauf Protest eingelegt, scheiterte allerdings später mit dem Antrag, die Beisitzer des Bundessportgerichts im Deutschen Handball-Bund (DHB) wegen Befangenheit auszutauschen. Mit dem Urteil wurde Anfang dieser Woche gerechnet. Offenbar wird die Kammer der Ansicht des HSV folgen, dass es sich um eine spielentscheidende Fehlleistung der Schiedsrichter gehandelt hat und die Partie somit neu anzusetzen ist.

Doch mit zunehmendem Abstand - vom Tatzeitpunkt und von den Verfolgern - scheint sich der Pragmatismus bei den Hamburgern gegen das Gerechtigkeitsempfinden durchzusetzen. So hat der HSV den Vorsitzenden des Bundessportgerichts Karl-Hermann Lauterbach ersucht, das Urteil nicht vor Mittwoch auf den Postweg zu bringen. Grund: Sollte der Tabellenzweite THW Kiel heute beim TBV Lemgo verlieren (20.15 Uhr/Sport1), könnte der HSV angesichts von dann neun Minuspunkten Vorsprung auf den Titelverteidiger seinen Einspruch noch vor Inkrafttreten der Entscheidung zurücknehmen.

Vereinsanwalt Claus Runge bestätigte dem Abendblatt entsprechende Erwägungen: "Mit Rücksicht auf die hohe Belastung der Mannschaft gilt es, ein zusätzliches Spiel zu vermeiden, sofern es sportlich verzichtbar ist."

Sollten sich die Kieler heute allerdings schadlos halten, bliebe dem Tabellenführer der Sondereinsatz wohl nicht erspart - falls Lübbecke nicht in Revision geht. Der mögliche Spieltermin ist bereits eingegrenzt: das Final-Four-Wochenende 7./8. Mai. Hamburg als Titelverteidiger hatte wie Lübbecke die Endrunde um den DHB-Pokal in der heimischen O2 World verpasst. Da die Einnahmen aus dem Wiederholungsspiel zwischen beiden Klubs zu teilen wären, erwägt man beim HSV, die Lübbecker zum Umzug in eine größere Halle, etwa nach Hannover, zu bewegen.

Die Meisterschaft könnte zu diesem Zeitpunkt bereits zugunsten der Hamburger entschieden sein. Am 3. Mai steht das letzte schwere Auswärtsspiel bei den Rhein-Neckar-Löwen auf dem Pogramm. Die Mannheimer konnten in der Bundesliga zuletzt sieben Siege hintereinander feiern.

Glaubt man ihrem Anführer Gudjon Valur Sigurdsson, fehlt den Löwen aber die Konstanz, um solche Leistungen über ein ganzes Jahr zu zeigen. "In jedem Sommer kamen fünf, sechs neue Spieler. Es gibt Probleme, wenn ständig die halbe Mannschaft ersetzt wird", sagte der isländische Kapitän dem "Mannheimer Morgen". Der HSV habe vor dieser Saison kaum Veränderungen am Kader vorgenommen und sei jetzt Erster: "Die Hamburger haben offensichtlich viel richtig gemacht."