Die Hamburger klagen nach dem 27:26 gegen Veszprém über Personalsorgen. Lackovic, Duvnjak und Krzystof Lijewski sind angeschlagen.

Hamburg. Marcin Lijewski, 33, geht es schlecht. Der Linkshänder der HSV-Handballer, der einzig verbliebene im rechten Rückraum, hat Schmerzen, im Rücken, an den Füßen und jetzt - nach einem Schlag eines Gegenspielers - auch noch an den Rippen. Jeder normale Arbeitnehmer wäre längst krankgeschrieben, Lijewski jedoch soll seinen Beruf weiter ausüben, schon am Mittwoch wieder im Länderspiel der Polen in Köln gegen Deutschland. Sein Arbeitgeber wird diesen Einsatz zu verhindern suchen. Heute Nachmittag soll die Entscheidung fallen.

Dass die Hamburger ihre Angestellten schützen wollen, hat einen einfachen Grund. Dem HSV gehen die (Fach-)Kräfte aus. Beim Champions-League-Sieg gegen den ungarischen Meister MKB Veszprém verwarf die Mannschaft einen 21:14-Vorsprung (41. Minute) und rettete den 27:26 (13:11)-Erfolg in den letzten zehn Minuten nur mit größter Mühe bis zur Schlusssirene. "Die Jungs laufen auf der Felge, kein Wunder nach den Anstrengungen der vergangenen Wochen", erklärte Trainer Martin Schwalb den Leistungsverlust in der Endphase. Auf der Bank, die sonst den Unterschied ausmacht, saßen diesmal vor allem Kranke und Rekonvaleszente: Blazenko Lackovic (Mandelentzündung), Domagoj Duvnjak (Knieoperation) und Krzysztof Lijewski (Schulterprobleme). Im Rückraum fehlten Schwalb somit die Alternativen.

Zum Glück traf Pascal Hens, achtmal bei zwölf Versuchen. Es war das bisher beste Saisonspiel des Nationalmannschafts-Kapitäns. Auch auf Spielmacher Michael Kraus wie die Kreisläufer Igor Vori und Bertrand Gille war Verlass - und auf Torhüter Johannes Bitter, der 18 von 40 Würfen parierte. Weil der HSV aber nach der 30:33-Hinspielniederlage nur mit einem Tor Unterschied gewann, kann er den Gruppensieg endgültig abschreiben. Selbst wenn es Anfang März zum unwahrscheinlichen Fall des Punktgleichstands kommen sollte, spräche der direkte Vergleich dann für Veszprém. Immerhin hat sich der HSV vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert.

Nicht allein die nachlassende Physis hatte allerdings den Erfolg der Hamburger gefährdet, größere Gefahr noch ging vom Hallenboden aus. Der klebte den Spielern wiederholt beim Abheben zum Sprungwurf an der Sohle. Ein Spielabbruch drohte, mehrmals mussten die Kunststoffbahnen neu verklebt werden. Darunter hatte sich Feuchtigkeit gebildet. "Normalerweise muss dieser Boden einen ganzen Tag lang liegen. Dann gibt es keine Probleme. Die Zeit hatten wir diesmal nicht", sagte HSV-Vizepräsident Dierk Schmäschke.

Zeit lassen will sich der Verein weiter mit seinen letzten Personalien für die nächste Spielzeit. Während die Zuschauer mit Pappschildern erneut für eine Vertragsverlängerung der HSV-Gründungsmitglieder Guillaume, 34, und Bertrand Gille, 32, plädierten, gab sich Sportchef Christian Fitzek gelassen. "Wir haben geredet, unser Angebot liegt auf dem Tisch, nun ist es an Bertrand und Guillaume, sich zu äußern." Momentan lassen die Brüder nur ihre Leistungen - für sich - sprechen und liefern damit ihre Argumente gegen die beabsichtigten Gehaltskürzungen.

Kein Thema für den HSV bleibt Zvonimir Serdarusic. Der zurzeit arbeitslose Ex-Trainer des THW Kiel besuchte Tochter und Enkelin, die in Hamburg wohnen. Dass er in der Winterhuder Sporthalle auf der Tribüne saß, kommentierte er lapidar: "Ich bin Handballfan." Der Kontakt mit HSV-Präsident Andreas Rudolph beschränkte sich auf einen Handschlag und ein paar freundliche Worte. "Dabei belassen wir es auch", sagte Schmäschke.

Tore, HSV: Hens 8, Kraus 5 (2 Siebenmeter), Vori 4, B. Gille 4, Lijewski 4, G. Gille 1, Lindberg 1; Veszprém: Vujin 7 (4), Terzic 6, Sulic 5, Nagy 2, Gulyas 2, G. Ivancsik 2, T. Ivancsik 1, Csazar 1. SR: Lopez/Ramirez (Spanien). Zu.: 3688. Zeitstrafen: 3; 4.