Der HSV-Trainer äußerst sich zur Lage in der Champions-League. Nach dem Remis in Presov stehen die Hamburger unter Zugzwang.

Hamburg. Man möge doch diese HSV-Handballer einmal erklären, bittet der Ressortleiter: Wie es sein kann, dass sie mit Siegen über den THW Kiel (26:25) und die Rhein-Neckar-Löwen (32:31) an die Spitze der Bundesliga stürmen und dann in der Champions League dem krassen Außenseiter Tatran Presov mit einem Einbruch in der Schlussphase zum ersten Punkt verhelfen? Eine gute, eine berechtigte Frage. Aber sie wird schwer zu beantworten sein, und man sollte nicht allzu sehr auf Martin Schwalb als Telefonjoker vertrauen, auch wenn man ihm ein bisschen Zeit zum Überlegen lässt. "Die Jungs haben ja gekämpft", wird der Trainer erklären. An der Abwehr jedenfalls, die eigentlich ein unbestechlicher Gradmesser für die Einstellung einer jeden Handballmannschaft ist, habe es nicht gelegen. Man sei "eben nicht gut gewesen", was man im Übrigen mit den mazedonischen Schiedsrichtern gemeinsam habe.

Es gibt wohl, was die Frage nach den Gründen für das 26:26 vom Sonntag betrifft, keine eindeutige, aber auch keine eindeutig falsche Antwort. Richtige ist: a) Die Tagesform war unterdurchschnittlich; b) die Kadergröße auch; c) die körperliche und geistige Beanspruchung der vergangenen Wochen war überdurchschnittlich; und, auch wenn das niemand eingestehen dürfte, d) man hat die Qualität des Gegners offenbar ein wenig unterschätzt. Recht eindeutig fällt nur die Bestandsaufnahme der Situation in der Champions League aus. "Gruppenerster werden wir nicht mehr werden", folgert Schwalb aus fünf Punkten Rückstand auf Tabellenführer Veszprém aus Ungarn. Daran werde auch ein Sieg im direkten Vergleich am Sonnabend 17 Uhr, Sporthalle Hamburg/Eurosport live) nichts mehr ändern. Aber das sei grundsätzlich nicht weiter beunruhigend, zumal sich auch der Gruppenvierte noch fürs Achtelfinale qualifiziert: "Wir sind so stark, dass für uns weiter alles drin ist."

Ein bisschen Mutmachen kann der deutsche Pokalsieger schon gebrauchen angesichts der misslichen Personallage. Domagoj Duvnjak fehlt nach einem Knieeingriff bis auf Weiteres. Krzysztof Lijewski gab zwar seinen Saisoneinstand, aber die Schmerzen an der operierten Schulter schränken den Polen noch so stark ein, dass ihn Schwalb weiter unter "Ausfälle" verbucht. Da auch Lijewskis Bruder Marcin wegen Sprunggelenksproblemen fehlte, musste der Rückraum lange Zeit ohne Linkshänder auskommen, was dem Spielfluss abträglich war. Andere können zwar spielen, scheinen sich jedoch allmählich der Grenze ihrer Belastbarkeit zu nähern. Nach der siebenstündigen Rückreise aus der Slowakei seien die Spieler am Montag "nur noch froh gewesen, endlich zu Hause zu sein", berichtete Schwalb.

Es wird nur ein Zwischenstopp sein. Bereits morgen reist die Mannschaft zum Bundesligaspiel beim VfL Gummersbach (19 Uhr/Sport1 live). Die noch stärker dezimierten Kieler müssen anschließend bei den Rhein-Neckar-Löwen antreten. Es könnte ein entscheidendes Fernduell um die Meisterschaft werden.