HSV-Handballer und Rhein-Neckar Löwen müssen ohne Vorbereitung in ihr Schicksalsspiel gehen. Beim HSV fehlen insgesamt sieben Spieler.

Hamburg. Es sind bewegte Tage für Marcin Lijewski. Am Sonnabend war er mit den HSV-Handballern in Magdeburg im Einsatz, gestern Abend dann in seiner Heimatstadt Danzig für Polen gegen Deutschland. Von Freitag bis Sonntag will sich der 34-Jährige den letzten großen sportlichen Traum erfüllen, wenn seine Nationalmannschaft in Alicante mit Algerien, Serbien und Gastgeber Spanien um zwei Startplätze für die Olympischen Spiele in London kämpft. Das gleiche Ziel haben auch seine kroatischen HSV-Kollegen Igor Vori, Blazenko Lackovic und Domagoj Duvnjak, die im heimischen Varazdin gegen Japan, Island und Chile antreten.

+++ Kommentar: Stoppt den Termin-Irrsinn! +++

In welchem Zustand das Quartett am kommenden Montag in Hamburg eintreffen wird, mag sich Trainer Martin Schwalb gar nicht ausmalen: "Die werden auf dem Zahnfleisch gehen." Aber wieder einmal wird er seinen viel beschäftigten Stammspielern die dringend nötige Auszeit nicht einräumen können. Bereits tags darauf hat der HSV in der O2 World gegen die Rhein-Neckar Löwen anzutreten (19.15 Uhr/Sport1). Für den taumelnden deutschen Meister kommt es einem Endspiel um die Champions-League-Teilnahme gleich. Der Gegner aus Mannheim lauert wie der HSV auf einen der drei direkten Qualifikationsplätze.

"Wer so einen Termin ansetzt, hat nie selbst Sport getrieben", zürnt Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm, "das wird einem solch bedeutenden Spiel nicht gerecht." Die Mannheimer haben den Trainingsbetrieb in dieser Woche weitgehend eingestellt, weil fast alle einsetzbaren Aktiven mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sind.

+++ Niederlage in Magdeburg: Meister HSV bangt um Europa +++

Beim HSV fehlen insgesamt sieben Spieler: neben den Genannten noch die Franzosen Bertrand und Guillaume Gille und der Däne Hans Lindberg, die mit ihren bereits für London qualifizierten Nationalmannschaften Testspiele bestreiten. "Eine gewissenhafte Vorbereitung sieht anders aus", sagt Schwalb. Er hat den verbliebenen Profis zwei freie Tage verordnet, um nach der 23:27-Niederlage in Magdeburg wieder auf bessere Gedanken zu kommen.

Bei der Handballbundesliga gibt man sich problembewusst. "Die Ansetzung ist für die Betroffenen sicherlich unbefriedigend", räumt Prokurist Mark Schober ein, "aber unser Spielplan ist, bedingt durch die kurzfristigen internationalen Ansetzungen und die eingeschränkte Verfügbarkeit der Hallen, nur bedingt planbar." Die hohe Belastung der Profis sei allerdings auch berufsbedingt. In anderen Sportarten gebe es eine durchaus vergleichbare Termindichte.

Eben diesem Einwand will Storm nicht folgen: "Jürgen Klopp und Uli Hoeneß würden sich doch totlachen." Sein Verein erwäge nun, den Nationalspielern zu empfehlen, am Montag direkt nach Hamburg zu reisen, um wenigstens einen Tag in Ruhe regenerieren zu können. Dann würde aber auch die einzige gemeinsame Trainingseinheit der Mannschaft entfallen.

Der HSV verliert sein größtes Talent: Der 19 Jahre alte Halbrechte Tim Dahlhaus verlässt zur kommenden Saison die Nachwuchsabteilung des deutschen Meisters und wechselt zum Zweitligisten ASV Hamm. Dahlhaus erhält einen Vertrag bis 2014.