Ein Kommentar von Achim Leoni

Zu seinen besten Zeiten trug Henning Fritz den Beinamen Busfahrer. Er stand sinnbildlich für seine Eigenschaft, eine Mannschaft mit großer innerer Ruhe sicher ans Ziel zu lenken. Wie es in dem früheren Nationaltorhüter und Welthandballer wirklich aussah, gab er jetzt in einem Interview mit "Sport-Bild" preis: Kurz vor dem WM-Triumph 2007 habe er vor einem Burn-out gestanden.

Fritz dürfte nicht das einzige Opfer einer Sportart sein, die mit ihren Hauptdarstellern kein Erbarmen kennt. Obwohl sich der Profihandball im vergangenen Jahrzehnt dramatisch beschleunigt hat und die athletischen Anforderungen entsprechend gestiegen sind, wurden den Spielern immer neue Termine auferlegt. Sichtbar sind in der Regel nur die körperlichen Nebenwirkungen. Die Verletzungen infolge von Überlastung nehmen zu, sie lassen sich durch noch so gute medizinische Vorsorge nicht verhindern.

Dass eine so bedeutende Partie wie die des HSV Hamburg gegen die Rhein-Neckar Löwen keine 48 Stunden nach dem letzten Turnierspiel der Olympiaqualifikation angepfiffen wird, grenzt an Irrsinn. Unerklärlich bleibt, warum niemand ernsthaft versucht hat, ihn zu verhindern. Die Verbände haben bereits hinreichend bewiesen, dass sie ihrer Verantwortung nicht gerecht zu werden gedenken. Es wird also Zeit, dass die Profis sich ihrer Macht bewusst werden und noch energischer für ihre Interessen eintreten. Auf dem Spiel steht nicht weniger als ihre Gesundheit. Andernfalls werden Henning Fritz' Bekenntnisse nicht die letzten ihrer Art bleiben.