Martin Schwalb, Trainer der HSV-Handballer, will die Dinge im Champions-League-Spiel gegen Berlin vereinfachen - mit einer alten Weisheit.

Hamburg. Von der Ausgangsposition der Füchse Berlin können die HSV-Handballer nur träumen. Der Bundesligazweite kommt mit zwei Toren Vorsprung und in Bestbesetzung zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League (Sonntag, 17.15, O2 World) nach Hamburg. Der deutsche Meister HSV hingegen ist so gebeutelt wie seit Jahren nicht. Bertrand Gille (Muskelfaserriss) fällt aus, Torsten Jansen (Kniereizung), der am Mittwoch gegen Hannover noch fehlte, will es zumindest versuchen. Michael Kraus und Stefan Schröder wurden zuletzt von Magen-Darm-Infekten geschwächt. Der Einsatz von Renato Vugrinec (Innenbandanriss) und Pascal Hens (Bauchmuskelzerrung) entscheidet sich kurzfristig.

"Es hat uns diese Saison richtig erwischt, aber da muss man durch. Wir jammern nicht", sagt Trainer Martin Schwalb. Ein Risiko will der alte, neue Trainer aber nicht eingehen. "Wir werden mit Sicherheit keinen Spieler verheizen und weitere Langzeitverletzte riskieren", sagte Schwalb.

Schwalb versucht, den Spielern den Druck zu nehmen und ihnen nicht zu viel zuzumuten. Es sei sinnvoller, die Dinge zu vereinfachen. "Man darf die Sachen nicht verkomplizieren, so kann man Spieler auch kaputt machen." Für das Offensivspiel nahm sich der 48-Jährige eine Handball-Weisheit seines ehemaligen Trainers Velimir Kljaic zu Herzen: "Jedes Ball auf Tor ist gutes Ball." So einfach kann Handball sein.

Mit der spielerischen Entwicklung in seiner zweiwöchigen Trainerzeit ist Schwalb zufrieden. Die Leistung beim 34:30-Heimsieg gegen Hannover fand er gut: "Wir machen zwar noch zu viele Fehler, aber der Prozess ist gut angelaufen, und die Jungs ziehen toll mit."

Richtig mit ziehen die HSV-Fans noch nicht. Trotz des Plakatappells der Spieler nach dem Heimsieg gegen Hannover wurden bis Freitag nur 7100 Karten verkauft. "Es ist vermessen, von einer Enttäuschung zu sprechen", sagte Schwalb. Der Vorverkauf sei "eher gut" und "völlig okay". Für den Trainer hat die Champions League auch nicht die oberste Zuschauerpriorität: "Unser täglich Brot ist die Bundesliga. Da müssen wir die Fans für uns begeistern."

Die HSV-Fans hätten sicher auch nichts dagegen, wenn ihre Mannschaft sie auch in der Champions League begeistern würde. Dafür müssen die Hamburger das 30:32 vom Hinspiel aufholen. Für Schwalb wäre auch ein Ausscheiden kein Untergang: "Wir werden alles geben, aber das Leben geht weiter, egal, wie es ausgeht." Man dürfe nicht alles auf Sonntag fixieren und müsse die Kirche im Dorf lassen. "Wenn wir alles geben, akzeptieren wir das Ergebnis so, wie es kommt", sagte Schwalb.