Hamburg. Die Deutsche Fußball Liga soll gesellschaftliche Verantwortung der Clubs in der Spielordnung verankern. Zander bleibt, Meier geht.

An Akribie und Detailversessenheit hat es Andreas Rettig noch nie gemangelt. Da überraschte es nicht, dass der 56 Jahre alte kaufmännische Geschäftsführer und Interimssportchef des FC St. Pauli mit handschriftlich vorbereiteten Notizen und Ausdrucken am Donnerstag zu einer 78-minütigen Gesprächsrunde in die Viva-con-Agua-Loge im Millerntor-Stadion lud. Eigentlich sollte es vorwiegend über die insgesamt enttäuschende Zweitliga-Saison 2018/19 gehen, doch Andreas Rettig wäre nicht Andreas Rettig, wenn er nicht auch über den berühmt-berüchtigten Tellerrand hinausschauen würde.

Der Geschäftsführer des Kiezclubs macht keinen Hehl daraus, wie groß seine Sorge ob des immer größer werdenden Gigantismus im Weltfußball ist. „Die Zeit der goldenen Steaks ist vorbei“, sagte Rettig in Anspielung auf Franck Ribérys Besuch in einem Luxusrestaurant. „Wir dürfen die Identifikation der Fans nicht weiter aufs Spiel setzen“, sagt Rettig und nimmt da vor allem die Clubs und die Deutsche Fußball Liga (DFL) in die Pflicht. So schlagen die Verantwortlichen des Kiezclubs vor, dass neben den vier vorhandenen Säulen im Lizenzierungsverfahren (sportliche Platzierung, Wirtschaftlichkeit, Medienrichtlinien und Nachwuchsarbeit) künftig eine fünfte Säule etabliert werden soll. „Das System ist zwar bewährt und europaweit anerkannt, aber im Laufe der Jahre hat ein Wertewandel stattgefunden“, erklärt der Funktionär.