Hamburg. Es schien lange ein Vorteil, dass es keinen herausragenden Leader im Team gibt. Jetzt erweist sich dies als Problem.

Wer die Vergangenheit des FC St. Pauli betrachtet, wird immer wieder auf Spielerpersönlichkeiten stoßen, die in ihrer Zeit die unumstrittenen Kapitäne der Mannschaft waren. Beispiele dafür sind etwa Rolf Höfert, der die Mannschaft 1977 erstmals in die Bundesliga führte, der vom HSV gekommene Jens Duve, der spätere Erfolgstrainer Holger Stanislawski und natürlich, noch in bester Erinnerung auch bei jüngeren Fans, Fabian Boll. Es waren meinungsstarke, gefestigte Persönlichkeiten, deren Wort im Team etwas zählte. Und zwar auch deshalb, weil es an ihrer sportlichen Leistung keine Zweifel gab.

Wenn die aktuelle Mannschaft des FC St. Pauli zu einem Punktspiel das Spielfeld betritt, gleicht es schon fast einem Ratespiel, wer denn diesmal die Binde mit dem Totenkopf am Oberarm tragen darf. Das Textilstück, das offiziell den „Spielführer“ ausweist, ist beim Team vom Millerntor zu einer Art Wandertrophäe geworden – fast nach dem Motto „wer hat noch nicht, wer will noch mal“. Bei der jüngsten 1:2-Niederlage bei Holstein Kiel am vergangenen Sonnabend feierte Innenverteidiger Christopher Avevor als Kapitän seine Zweitliga-Premiere.