Trainer Roland Vrabec lobt Innenverteidiger Sören Gonther für seine Ausstrahlung auf dem Platz

Hamburg. Es war ein klarer Auftrag, den Fabian Boll seinem Nachfolger als Kapitän des FC St. Pauli unmittelbar vor dem Spiel gegen den FC Ingolstadt auferlegt hatte. „Du kannst es nicht wissen, aber vor ein paar Jahren habe ich da mal nen Standard entwickelt! Erster Spieltag – Heimspiel vs. FC Ingolstadt – erstes Spiel als Kapitän: Da sind zwei Tore als Einstand Pflicht“, schrieb das 35 Jahre alte Urgestein auf seiner Facebook-Seite in Richtung Sören Gonther und verlieh seiner Forderung während des Spiels Nachdruck.

Als Gonther mit seinem Weltklasseschuss in den Winkel für den Ausgleich sorgte, schickte Boll eine SMS mit den Worten „So, und jetzt noch eins“. Der Held des Ingolstadt-Spiels bekam diese Nachricht erst weit nach dem Schlusspfiff. Zuvor schilderte der 27-Jährige in der Mixedzone ausführlich, wie er sein Kunststück vollbracht hat. „In der Situation war ich ganz schön ,on fire‘“, erzählte Gonther mit leuchtenden Augen. „Ich habe den Ball erkämpft und bin mit nach vorn gegangen. Dann habe ich mir gesagt, lauf mal weiter, vielleicht bekomme ich den Ball ja noch mal. Auf jeden Fall muss ich den vier oder fünf Jungs, die insgesamt am Tor beteiligt waren, danken. Da war ich es den anderen schon schuldig, dass ich den Ball dann auch ins Tor schieße“, sagte Innenverteidiger Gonther.

Dieses Verantwortungsbewusstsein legte Gonther in den 90 Minuten gegen Ingolstadt an den Tag. Der Führungsspieler suchte immer wieder das Gespräch mit den Mitspielern, diskutierte ebenso eifrig mit dem Schiedsrichter und den Gegenspielern. Gerade nach dem 0:1 versuchte Gonther mit gutem Beispiel voranzugehen, seine Mannschaftskollegen mit Gesten und Worten zu pushen. „Man hat gesehen, warum wir ihn zum Kapitän gemacht haben. Mit seiner Körpersprache und Präsenz war ich sehr zufrieden. Fußballerisch hat er wie alle noch Luft nach oben“, sagte Trainer Roland Vrabec.

Das Traumtor von Gonther konnte der 40 Jahre alte Übungsleiter dabei nicht gemeint haben. Die Mitspieler zeigten sich überrascht, welch feines Füßchen der Defensivspieler doch hat. „Unglaublich! Wer ihm das beigebracht hat, muss ich noch mal herausfinden. Unmittelbar nach dem Spiel fällt mir zu dem Tor nichts mehr ein“, flachste Sebastian Schachten. Lasse Sobiech entwich nach der Frage, ob er überraschst sei, wie technisch versiert sein Nebenmann aus der Innenverteidigung ist, ein klares „Ja!“. „Das war Weltklasse. Er stand ja nicht vorne zufällig rum, sondern hat sich das Tor erarbeitet“, lobte die Leihgabe vom HSV.