Der FC St. Pauli überzeugt beim 2:2 gegen Spitzenclub Greuther Fürth mit einer starken Heimleistung. Für den Aufstieg reicht der Punkt gegen den Tabellenzweiten wohl aber nicht.

Hamburg. Der FC St. Pauli hat sich in die Herzen seiner Anhänger zurückgespielt. Beim 2:2 (0:0) am Freitagabend gegen den Zweitliga-Zweiten SpVgg Greuther Fürth demonstrierte das Team von Trainer Roland Vrabec die Tugenden, die es zuletzt oft hatte vermissen lassen. 28.087 Zuschauer sahen im Millerntorstadion ein von Kampf und Emotionen geprägtes Spiel, das in den letzten 25 Minuten mit vier Treffern noch richtig Fahrt aufnahm.

„Wir wollten die Zuschauer mit ins Boot holen, nachdem sich die Mannschaft auch selbst über die beiden letzten Spiele geärgert hatte. Das ist uns gelungen“, sagte Vrabec nach den äußerst intensiven 90 Minuten, „es war ein rassiges Spiel. Mit diesem Unentschieden können wir gut leben.“ Auch sein Fürther Kollege Frank Kramer war schließlich zufrieden: „Es hat in dieser fantastischen Atmosphäre richtig Spaß gemacht. Es war ein unglaublich rassiges Spiel, in dem es gefühlt alle 15 Sekunden einen Zweikampf gab, in dem es richtig gescheppert hat.“

Nach dem enttäuschenden 0:0 im vorherigen Heimspiel gegen Ingolstadt (0:0) versuchten die St.-Pauli-Spieler von Anfang an, entschlossener nach vorn zu spielen, als dies zuletzt der Fall war. „Das Stadion war voll da, wir haben alles gegeben, fußballerisch war es schwer, aber wir haben uns zurückgekämpft und das gezeigt, was die Fans sehen wollen“, sagte Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann: „Es war unheimlich wichtig, dass wir heute so unterstützt wurden.“

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Denn auch der Tabellenzweite aus Fürth machte sehr schnell deutlich, dass er im Millerntorstadion auf dem Weg zum erhofften Wiederaufstieg in die Bundesliga einen weiteren Sieg einfahren wollte. In der elften Minute musste St. Paulis Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski auf der Torlinie nach einem Kopfball von Goran Sukalo retten, fünf Minuten später lenkte Torwart Philipp Tschauner einen 18-Meter-Flachschuss von Tom Weilandt mit der rechten Hand zur Ecke.

Nach einer halben Stunde kochten die Emotionen an der Außenlinie vor der Gegengeraden hoch. Sukalo sah Gelb, als er vehement seinen Unmut über eine Einwurf-Entscheidung kundtat. Das aber war der Auftakt zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Trainern und Betreuern. Schiedsrichter Daniel Siebert schickte daraufhin St. Paulis Co-Trainer Timo Schultz auf die Tribüne, den er offenbar als hauptsächlichen Übeltäter ausgemacht hatte.

„Fürth hat die reifere Spielanlage, aber wir knallen alles rein, was möglich ist“, sagte in der Halbzeitpause St. Paulis Kapitän Fabian Boll, der wegen seines Trainingsrückstands noch nicht wieder im Kader war. Auch in der zweiten Halbzeit blieb das Spiel emotional, ja bisweilen giftig. Nicht ganz zufällig fielen die beiden ersten Tore des Spiels dann auch nach einem Freistoß. St. Paulis Führungstreffer leitete Christopher Buchtmann ein, am langen Pfosten scheiterte zunächst noch Verhoek, doch im Nachschuss setzte Sebastian Schachten den Ball vehement zum umjubelten 1:0 (66.) ins Tornetz. „Es war entscheidend, dass sich jeder den Arsch aufgerissen hat, dann hast du auch diese Stimmung hier“, sagte der herausragende Torschütze, „Wenn wir das zweite Tor machen, ist das Ding hier durch.“

Statt dessen aber gab es wieder ein Gegentor nach einem Standard. Beim 1:1 (75.) durch Benedikt Röcker hatte Daniel Brosinski den Freistoß von rechts in den Strafraum gebracht. Kurz danach fand auch noch Brosinskis Flankenball von rechts den Kopf von Stürmer Ilir Azemi (78.), der den Ball aus zentraler Position ins Tor setzte. Die Partie war gekippt.

Doch an diesem Abend resignierte der FC St. Pauli nicht. Angetrieben vom unermüdlichen Schachten wehrten sich die Kiezkicker. Und wieder war es ein Freistoß, der zum Treffer führte. Diesmal zirkelte Sebastian Maier den Ball gefährlich in den Strafraum, Gonther leitete den Ball so weiter, dass er an die Brust seines Verteidiger-Kollegen Thorandt und von dort zum 2:2 (85.) ins Tor sprang. Am Ende kämpften die St. Paulianer sogar mit aller Macht, auch noch den Siegtreffer zu erzielen. Doch Fürths Torwart Wolfgang Hesl konnte einen gefährlichen Freistoß von Maier mit Mühe noch zur Ecke lenken. Auch ohne die absolute Krönung verabschiedeten die Zuschauer die Spieler mit Applaus und Anfeuerungsrufen in die Kabinen. So wollen die Fans ihr Team erleben, auch wenn es gegen ein Topteam wie Fürth nicht zu einem Sieg reicht.