Nachdem St. Pauli in Führung gegangen war, drehte Fürth in drei Minuten die Partie. Kurz vor Schluss kamen die Kiezkicker durch Thorandt noch zum 2:2-Ausgleich. Das Aufstiegsrennen bleibt damit spannend.

Hamburg. Der FC St. Pauli hat sich in die Herzen seiner Anhänger zurückgespielt. Beim 2:2 (0:0) am Freitagabend gegen den Zweitliga-Zweiten SpVgg. Greuther Fürth demonstrierte das Team von Trainer Roland Vrabec die Tugenden, die es zuletzt oft hatte vermissen lassen. 28.087 Zuschauer sahen im Millerntorstadion ein von Kampf und Emotionen geprägtes Spiel, das in den letzten 25 Minuten mit vier Treffern noch richtig Fahrt aufnahm.

„Wir wollen in Vorleistung treten“, hatte Vrabec vor dem Spiel angesichts der Pfiffe gesagt, mit denen das enttäuschende 0:0 im vorherigen Heimspiel gegen Ingolstadt (0:0) von einigen Zuschauern quittiert worden war. „Wir wollen wieder mutig sein, das haben zuletzt vermissen lassen.“ Tatsächlich versuchten seine Spieler von Anfang an, entschlossener nach vorn zu spielen, als dies zuletzt der Fall war. So kam es schon in der zweiten Spielminute nach einem Eckball zu einer gefährlichen Situation vor dem Fürther Tor. Wenig später zeigte Kalla ein schönes Solo, das er mit einem allerdings ziemlich harmlosen Torschuss abschloss.

Doch auch der Tabellenzweite aus Fürth machte sehr schnell deutlich, dass er im Millerntorstadion auf dem Weg zum erhofften Wiederaufstieg in die Bundesliga einen weiteren Sieg einfahren wollte. In der elften Minute musste St. Paulis Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski auf der Torlinie nach einem Kopfball von Goran Sukalo retten, fünf Minuten später lenkte Torwart Philipp Tschauner einen 18-Meter-Flachschuss von Tom Weilandt mit der rechten Hand zur Ecke.

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Die beste Torchance der ersten Halbzeit allerdings verbuchte St. Pauli. Sebastians Schachtens Flanke von links lenkte Nöthe per Kopf weiter zu seinem heranstürmenden Angriffskollegen John Verhoek. Doch der Kopfball des Niederländers flog knapp rechts am Fürther Tor vorbei.

Nach einer halben Stunde kochten die Emotionen an der Außenlinie vor der Gegengeraden hoch. Sukalo sah Gelb, als er vehement seinen Unmut über eine Einwurf-Entscheidung kundtat. Das aber war der Auftakt zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Trainern und Betreuern. Schiedsrichter Daniel Siebert schickte daraufhin St. Paulis Co-Trainer Timo Schultz auf die Tribüne, den er offenbar als hauptsächlichen Übeltäter ausgemacht hatte.

„Fürth hat die reifere Spielanlage, aber wir knallen alles rein, was möglich ist“, sagte in der Halbzeitpause St. Paulis Kapitän Fabian Boll, der wegen seines Trainingsrückstands noch nicht wieder im Kader war.

Auch in der zweiten Halbzeit blieb das Spiel emotional, ja bisweilen giftig. Schiedsrichter Siebert zeigte innerhalb von sechs Minuten St. Paulis Sören Gonther und Kevin Schindler sowie dem Fürther Tom Weilandt Gelb.

Nicht ganz zufällig fielen die beiden ersten Tore des Spiels dann auch nach einem Freistoß. St. Paulis Führungstreffer leitete Christopher Buchtmann ein, am langen Pfosten scheiterte zunächst noch Verhoek, doch im Nachschuss setzte Sebastian Schachten den Ball vehement zum umjubelten 1:0 (66.) ins Tornetz.

Beim 1:1-Ausgleich (75.) durch Benedikt Röcker hatte Daniel Brosinski den Freistoß von rechts in den Strafraum gebracht. Die Fürther schienen durch den Treffer so beflügelt, dass sie kurz danach aus dem laufenden Spiel ihren zweiten Treffer erzielten. Brosinskis Flankenball von rechts fand diesmal den Kopf von Stürmer Ilir Azemi (78.), der den Ball aus zentraler Position ins Tor setzte.

Doch an diesem Abend resignierte der FC St. Pauli nicht. Vor allem angetrieben vom unermüdlichen Schachten wehrten sich die Kiezkicker gegen die drohende Niederlage. Und wieder war es ein Freistoß, der zum Treffer führte. Diesmal zirkelte der eingewechselte Sebastian Maier den Ball gefährlich in den Strafraum, Gonther leitete den Ball so weiter, dass er an die Brust seines Verteidiger-Kollegen Thorandt und von dort zum 2:2 (85.) ins Tor sprang.

Am Ende kämpften die St. Paulianer sogar mit aller Macht, auch noch den Siegtreffer zu erzielen. Doch Fürths Torwart Wolfgang Hesl konnte einen gefährlichen Freistoß von Maier mit Mühe noch zur Ecke lenken. Auch ohne die absolute Krönung verabschiedeten die Zuschauer die Spieler mit Applaus und Anfeuerungsrufen in die Kabinen. So wollen die Fans ihr Team erleben, auch wenn es gegen ein Topteam wie Fürth nicht zu einem Sieg reicht.