FC St. Pauli hofft in Aalen wieder einmal auf den zweiten Sieg in Folge. Trainer Vrabec setzt dabei auf die zuletzt erfolgreiche Taktik.

Hamburg. Die Chance scheint wieder einmal verlockend. Bereits zum sechsten Mal in dieser Zweitligasaison bietet sich dem FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr, Sky live) im Auswärtsspiel beim VfR Aalen die Gelegenheit zu zwei Siegen in Folge. Dieses Vorhaben konnte allerdings bei den bisherigen fünf Chancen nicht in die Realität umgesetzt werden. Überhaupt hatten die 14 bisherigen Saisonspiele der Kiezkicker noch nie zweimal in Folge den gleichen Spielausgang. Zu Recht sprechen einige Spieler von einer „Achterbahnfahrt“.

Diese findet immerhin auf einem recht hohen Niveau statt, als Tabellenfünfter hat der FC St. Pauli Kontakt zur Spitzengruppe der Zweiten Liga. Die Partie in Aalen könnte bei einem Erfolg richtungweisend dafür sein, dass das Team dauerhaft im oberen Tabellendrittel bleibt. Gedanken dieser Art aber liegen St. Paulis Trainer Roland Vrabec fern. Der 39-Jährige ist ausschließlich auf die Aufgabe am Sonntag fixiert. Dies ist nachvollziehbar, ist es für ihn doch das erste Auswärtsspiel, in dem er als Cheftrainer verantwortlich ist.

Taktisch wird Vrabec an der Formation festhalten, die sich beim jüngsten 3:0 gegen Cottbus bewährt hat – mit einer Raute im Mittelfeld. „Wir haben diese Taktik noch verfeinert. Sie ist für mich auch am Sonntag die erste Option“, sagte Vrabec, fügte aber sofort hinzu: „Wenn wir merken, dass dies nicht gut funktioniert, können wir während des Spiels kurzfristig umstellen.“

Eine wichtige personelle Entscheidung ist Vrabec abgenommen worden. Für die linke Halbfeld-Position in der Mittelfeld-Raute fällt Jan-Philipp Kalla aus, weil er seine Oberschenkelverletzung aus dem Cottbus-Spiel noch nicht auskuriert hat und von einem Infekt geplagt wird. Damit wird Bernd Nehrig, der schon gegen Cottbus für Kalla ins Team kam, in der Startelf stehen. „Bernd ist taktisch sehr gut geschult und hat ein gutes Passspiel. Er kann die Anforderungen auf verschiedenen Positionen schnell umsetzen“, sagt Vrabec.

Für Nehrig selbst, der den Posten als rechter Außenverteidiger an Sebastian Schachten abgeben musste, ist die Partie in Aalen quasi ein Lokalderby, weil er im benachbarten Heidenheim aufgewachsenen ist. „Das wird ein heißes Spiel, auch wenn es draußen kalt werden wird. Ich erwarte, dass das Stadion fast ausverkauft ist“, sagt Nehrig.

Tatsächlich sind im Vorverkauf bereits rund 9000 Tickets abgesetzt worden, maximal 13.251 Zuschauer passen in die Scholz-Arena. Rund 2000 Besucher werden dabei Anhänger des FC St.Pauli sein, die die schwierige Anreise in die mit 67.000 Einwohnern größte Stadt des Ostalbkreises nicht scheuen.

Nehrig spricht mit Respekt vom Gegner. „Die Mannschaft spielt eine sehr ordentliche Runde, lebt von ihrer Kompaktheit und mannschaftlichen Geschlossenheit“, sagt er. „Die Aalener machen die Räume sehr eng und spielen sehr schnell nach vorn. Wir müssen höllisch aufpassen“, sagt sein Kollege Christopher Buchtmann.

Diese Einschätzung teilt Trainer Vrabec: „Die Aalener sind defensiv sehr gut organisiert und haben daher bisher auch nur 14 Gegentore hingenommen. Sie sind in der Lage, mit Rhythmuswechseln ihr Spiel zu variieren.“ Doch dann stellt er klar, dass ein möglicher Erfolg in erster Linie von der Leistung seiner Mannschaft abhängt: „Wir müssen ganz besonders gut in der Defensive sein, giftig gegen den Ball arbeiten und bei eigenem Ballbesitz unsere fußballerischen Fähigkeiten einsetzen.“

Ob seine Spieler angesichts der Kälte mit Handschuhen und Strumpfhose auflaufen oder nicht, sei ihm gleichgültig, gab Vrabec zu verstehen. „Ich trage ja auch Mütze, Schal und lange Unterhose und habe trotzdem Feuer und Leidenschaft in mir.“

St. Paulis Startelf: Tschauner – Schachten, Thorandt, Gonther, Halstenberg – Buchtmann – Rzatkowski, Nehrig – Kringe – Bartels, Nöthe.