Beim 4:2 in Fürth gelingt den Hamburgern der zweite Auswärtssieg in Folge. Schindler trifft gleich doppelt. „Wir hatten das Glück des Tüchtigen“, sagt Trainer Frontzeck.

Fürth. Rachid Azzouzi war nicht mehr von seinem Sitz auf der Ersatzbank hochgekommen. Zu groß war die Anspannung, die von ihm abfiel, als Fin Bartels in der Nachspielzeit den Ball zum 4:2-Auswärtssieg bei Greuther Fürth ins Tor bugsierte. Der Sportdirektor des FC St. Pauli sackte bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte zunächst in sich zusammen, ehe er die Freude zeigen konnte. „Das war ein sehr emotionales Spiel für mich. Heute haben wir uns für eine couragierte Leistung belohnt. Die Mannschaft hat gezeigt, welches Potenzial sie hat“, freute sich Azzouzi dann nach ereignisreichen 94 Minuten, an deren Ende der zweite Auswärtssieg in Folge stand. Zuletzt hatte St. Pauli vor zwei Jahren, im November 2011, zwei Erfolge am Stück in der Fremde feiern können. In Fürth war es nach dem Aufstiegsspiel von 2010 gar erst der zweite Sieg in 22 Duellen.

Trainer Michael Frontzeck hatte seine Mannschaft dafür wirkungsvoll auf drei Positionen gegenüber der 1:2-Pleite gegen Paderborn verändert. Der zuvor gesperrte Christopher Buchtmann rückte für Florian Kringe in die Elf, auf der linken Seite sollte Sebastian Maier für Schwung sorgen. In der Sturmspitze ersetzte der frühere Fürther Christopher Nöthe den verletzten John Verhoek.

Frontzecks Team lieferte die wohl beste erste Hälfte der Saison ab

Vor allem die Hereinnahme des jungen Maier und die Rückkehr Buchtmanns im Zusammenspiel mit Kalla zahlten sich von Beginn an aus. „Buchti macht das herausragend, ist ein echter Taktgeber. Schnecke wollte immer den Ball haben und versteckt sich nie“, lobte auch Azzouzi. St. Pauli erwischte am Fürther Ronhof einen hervorragenden Start, zeigte variable Kombinationen in Serie. Bartels, der die Spielmacherrolle übernahm, Rzatkowski auf Rechtsaußen und Maier wirbelten die Fürther Defensive durcheinander. Kalla und Buchtmann gaben dem Spiel Struktur. Es dauerte nur zwölf Minuten, ehe Rzatkowski Maier auf der linken Seite bediente. Der 19-Jährige zog in seinem zweiten Spiel von Beginn an mutig in die Mitte und schloss von der Strafraumhöhe ins linke untere Eck zur Führung ab. „Mit solchem Offensivfußball fährt der FC St. Pauli sehr gut“, konstatierte Kevin Schindler später.

Die frühe Führung verlieh den Hamburgern weitere Sicherheit. Nöthe hätte nur vier Minuten später erhöhen müssen. Es dauerte 21 Minuten, ehe Aufstiegsanwärter Fürth vor 14.110 Zuschauern in der Trolli-Arena den ersten Torschuss abgab. Drei Minuten später war es jedoch St. Paulis Innenverteidiger Markus Thorandt, der die Franken mit einem katastrophalen Schnitzer ins Spiel zurückbrachte. Am Fünfmeterraum verunglückte seine Rettungsaktion auf den Fuß von Stephan Fürstner, der zum Ausgleich ins rechte Eck traf.

Frontzecks Elf blieb das deutlich spielstärkere Team und lieferte die wohl beste erste Hälfte der Saison ab.

Es dauerte dennoch bis zur 50. Minute, ehe St. Pauli sich erneut für den spielstarken Auftritt belohnte. Der für den angeschlagenen Nehrig zur Pause eingewechselte Schindler wuchtete den Ball aus 25 Metern zur 2:1-Führung hinein. Nur acht Minuten später schnürte Rechtsverteidiger Schindler seinen ersten Doppelpack im Profifußball und beendete damit eine lange, von Verletzungen geprägte Leidenszeit. Seit seinem Debütspiel für St. Pauli im August 2011 hatte Schindler nicht mehr getroffen. Nach einer Ecke hatte Nöthe volley parallel zur Torlinie abgezogen, Schindler traf mit dem Knie zum 3:1. „Ich bin einfach stehen geblieben und konnte gar nichts mehr machen“, kommentierte er Treffer Nummer zwei. Seinen Distanzkracher hätte er „entweder über die Tribüne gehauen oder eben aufs Tor“.

Nach 60 fußballerisch herausragenden Minuten, wie sie St. Paulis Fans lange nicht mehr gesehen hatten, gingen der jungen Frontzeck-Elf jedoch die Kräfte aus. „Es war über 90 Minuten schwer, dieses Tempo zu gehen“, gab Sören Gonther zu, „wir haben schließlich nicht gegen eine Kegeltruppe gespielt.“ Im Schlussviertel zeigte Fürth seine Qualitäten und brachte St. Pauli ins Wanken. Florian Trinks verkürzte per Kopf (77.) noch auf 2:3, doch anschließend hielt die Defensive stand.

In hektischen Schlussminuten, in denen Fürths Fürstner die Rote Karte sah (90.), setzte Bartels den verdienten Schlusspunkt. „In der Vergangenheit haben wir uns in guten Auswärtsspielen oft nicht belohnt, heute hatten wir am Ende das Glück des Tüchtigen“, sagte Frontzeck.

Statistik

SpVgg Greuther Fürth: Hesl – Brosinski, Korcsmar, Mavraj, Baba (44. Gießelmann) – Fürstner, Sparv (69. Mudrinski) – Weilandt (81. Pledl), Trinks, Stieber – Azemi

FC St. Pauli: Tschauner – Nehrig (46. Schindler), Thorandt, Gonther, Halstenberg – Kalla, Buchtmann – Maier (69. Thy), Rzatkowski, Bartels – Nöthe (80. Kringe)

Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg) –

Zuschauer: 14.110

Tore: 0:1 Maier (12.), 1:1 Fürstner (24.), 1:2 Schindler (50.), 1:3 Schindler (58.), 2:3 Trinks (77.), 2:4 Bartels (90.+5)

Gelbe Karten: Azemi (1) / Buchtmann (6), Halstenberg (1), Maier (1), Schindler (1), Thorandt (4)

Rote Karten: Fürstner (90.+2/grobes Foulspiel) / -

Beste Spieler: Stieber / Bartels, Thorandt