Beim Auswärtsspiel gegen SpVgg Greuther Fürth droht der Millerntor-Elf der Sturz ins Mittelmaß. Die einzige Serie des FC St. Pauli diese Saison? Es gibt keine. Stürmer Verhoek fällt verletzt aus.

Hamburg. Wenn das Gesetz der Serie auch an diesem Wochenende Bestand haben sollte, dann wird der FC St. Pauli von seinem Zweitliga-Auswärtsspiel bei der SpVgg. Greuther Fürth mindestens einen, womöglich sogar drei Punkte mitbringen. Die „Serie“ der Hamburger besteht in dieser Zweitligasaison nach bisher zehn Spieltagen allerdings darin, dass es nicht einmal ansatzweise überhaupt eine Serie gibt.

Noch kein einziges Mal gab es zwei Spiele in Folge mit demselben Ausgang. Siege, Unentschieden und Niederlagen wechselten sich in bunter Folge ab. Zuletzt gab es mit dem 1:2 im Heimspiel gegen den SC Paderborn nach schwacher Vorstellung die zweite Heimpleite dieser Spielzeit. Es wäre also wieder ein Sieg oder ein Remis an der Reihe.

Allein auf diese Gesetzmäßigkeit zu bauen dürfte allerdings fatal sein. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich der Bundesliga-Absteiger als die bisher schwierigste Aufgabe für den FC St. Pauli entpuppen wird. „Die Fürther haben ihren Abstieg sehr gut verkraftet. Das wird eine richtige Herausforderung für uns. Es ist ein Team, das gern selbst die Initiative ergreift und im Spiel fußballerisch anspruchsvolle Lösungen sucht“, sagt St. Paulis Trainer Michael Frontzeck mit einer Portion Respekt. „In der Offensive sind sie mit einigen schnellen Spielern stark besetzt.“

Genau dieser Aspekt könnte dazu führen, dass Frontzeck beim Spiel in der Trolli-Arena eine neue Besetzung im defensiven Mittelfeld auf das Feld schicken wird. Unumstritten ist, dass der zuletzt gelbgesperrte Christopher Buchtmann in die Startelf zurückkehren wird. Gemeinsam mit ihm aber könnte Jan-Philipp Kalla die „Doppel-Sechs“ bilden. Kalla, eigentlich als Innenverteidiger vorgesehen, hatte diese Rolle bereits gegen Paderborn an der Seite von Florian Kringe gespielt. Dieser könnte nun Opfer von Frontzecks Strategie werden, mit zwei besonders flinken Akteuren den Fürther Angriffsaufbau zu stören. „Ich habe schon vor zehn Tagen gesagt, dass Kalla für mich eine Option für diese Position ist“, sagte Frontzeck, ohne sich schon endgültig auf die Besetzung mit Buchtmann und Kalla festlegen zu wollen.

Im Angriff dagegen hat sich die Auswahl von selbst reduziert. Der Niederländer John Verhoek musste in den vergangenen Tagen im Training passen. Am Freitag stellte sich heraus, dass er sich eine Sehnenzerrung im Hüftbeuger zugezogen hat. Damit ist der Weg für Christopher Nöthe frei, gegen seinen ehemaligen Club, bei dem er im vergangenen Sommer nach vier Jahren keinen neuen Vertrag mehr erhalten hatte, in der Startelf zu stehen. „Ich halte Fürth nicht für eine der stärksten Mannschaften der Liga“, hatte er in dieser Woche gesagt und damit gezeigt, dass er nicht vor Ehrfurcht erstarren wird, wenn er auf das Feld kommt.

Das erste Spiel gegen seinen bisherigen Arbeitgeber wird auch Außenverteidiger Bernd Nehrig bestreiten, der sogar sechs Jahre lang für Fürth spielte. „Es wird ein spezieller Moment sein, wenn sie ins Stadion kommen. Man muss dann klar im Kopf sein und nicht überdrehen“, sagt Trainer Frontzeck, der sich noch gut daran erinnert, als er erstmals mit dem VfB Stuttgart nach Mönchengladbach kam, wo er seit seiner Jugend und dann sieben Jahre in der Bundesliga gespielt hatte. „Nehrig und Nöthe sind aber inzwischen so erfahren, dass sie damit umgehen können“, sagte Frontzeck.

Auf jeden Fall stellt das Spiel für die St-Pauli-Mannschaft eine echte Qualitätsprüfung dar. Fürth ist in dieser Saison erst der zweite Gegner, der vor einem Spieltag mehr Punkte aufweist als die St. Paulianer. Die erste Mannschaft aus dieser Kategorie war der 1. FC Union Berlin. Dort lag St. Pauli bekanntlich früh mit 2:0 in Front, verlor dann aber am Ende mit 2:3. Jetzt muss Frontzecks Team zeigen, ob es aus dieser Erfahrung gelernt und sich weiterentwickelt hat, oder eben doch nicht mehr als Mittelmaß in der Zweiten Liga darstellt. Denn die beiden anderen großen Kaliber der Liga, der 1. FC Köln und der 1. FC Kaiserslautern, kommen erst noch im weiteren Verlauf der Hinserie auf den FC St. Pauli zu.

Einer lautstarken Unterstützung können sich die Kiezkicker am Sonntag erneut sicher sein. Die braun-weißen Anhänger haben das Kontingent von 2015 Karten im Gästeblock komplett ausgeschöpft. Insgesamt dürften sich in der nur 18.000 Plätze großen Trolli-Arena rund 2500 St.-Pauli-Sympathisanten befinden. „Allein die Tatsache, dass so viele Fans diese Reise auf sich nehmen, sollte für uns Motivation genug sein“, sagt Frontzeck.