Der FC St. Pauli verändert beim Heimspiel gegen den FSV Frankfurt sein Abwehrverhalten bei Ecken und Freistößen. In den letzten drei Spielen fielen vier Tore nach einer Ecke.

Hamburg. War es nur Zufall oder ein gezielter Hinweis auf die jüngste Schwäche im Defensivspiel des FC St. Pauli? Jedenfalls wurde am Freitagvormittag, einen Tag vor dem Zweitliga-Heimspiel gegen den FSV Frankfurt an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky und Abendblatt-Liveticker), im Millerntor-Stadion der Rasen rund um einen der Eckstoßpunkte vor der Südtribüne einer Behandlung mit künstlichem Licht unterzogen. Es schien, als sollte damit noch einmal die bedenkliche Tatsache in den Fokus gerückt werden, dass die Kiezkicker in den drei vergangenen Spielen insgesamt vier Gegentore nach einem Eckball hinnehmen mussten.

Abgesehen davon, dass auch Torwart Philipp Tschauner dabei zumindest zweimal nicht glücklich agierte, mangelte es vor allem am Defensivverhalten der zuständigen Feldspieler. Viel zu leicht kamen die Bochumer Heiko Butscher und Florian Jungwirth, der Dresdner Mohamed Aoudia und schließlich der Berliner Adam Nemec jeweils nach Eckstößen an den Ball und konnten jeweils einen Treffer erzielen. St. Paulis Trainer Michael Frontzeck hat diese auffällige Schwäche, die theoretisch schon drei Punkte gekostet hat, nun zum Anlass genommen, die defensive Ordnung seiner Mannschaft bei diesen Situationen zu verändern. „Bisher haben wir bei Ecken und Freistößen von der Seite im Raum verteidigt, jetzt wird es eine klare personelle Zuordnung bei diesen Situationen geben“, kündigte Frontzeck am Freitag an.

Dabei traf es sich ganz gut, dass das Team dank der Länderspielpause am vergangenen Wochenende knapp zwei Trainingswochen Zeit hatte, das neue Konzept einzuüben. „Als ich vor knapp einem Jahr hier Trainer wurde, hat die Mannschaft die Verteidigung im Raum bereits praktiziert und sich dabei wohl gefühlt. Deshalb habe ich es erst einmal so beibehalten. Jetzt ändern wir dies, und ich erwarte ein besseres Abwehrverhalten als in den vergangenen zwei, drei Spielen“, sagte Frontzeck. Schon beim überraschend deutlichen 4:1 im Testspiel gegen Werder Bremen in der vergangenen Woche praktizierte sein Team das neue System. „Das hat da auch schon ganz gut funktioniert“, sagt Abwehrchef Markus Thorandt.

Dabei ist allerdings der Gegner an diesem Sonnabend nicht zwingend ein Gradmesser dafür, dass das neue Defensivverhalten bei den beschriebenen Standardsituationen die erhofften Früchte trägt. Grund für diese Einschränkung ist, dass der FSV Frankfurt in der Regel nicht so dominant auftritt, dass er zu überdurchschnittlich vielen Ecken kommt. FSV-Trainer Benno Möhlmann bevorzugt gerade in Auswärtsspielen eine kompakte Defensive, aus der heraus Konterangriffe zum Erfolg führen sollen. „Die haben sehr schnelle Spieler. Da werden wir aufpassen müssen“, sagt Thorandt. Er denkt dabei vor allem an den Australier Matthew Leckie. Ebenso viel Respekt hat sein Innenverteidiger-Kollege Sören Gonther aber auch vor dem Frankfurter Mittelstürmer Edmond Kapllani. „Ich habe mit ihm auch ein Jahr in Paderborn zusammengespielt. Er ist ein Typ, der nicht viel läuft, aber genau weiß, wann und wohin er laufen muss. Er ist vor dem Tor ein richtig abgebrühter Hase“, sagt Gonther.

In der vergangenen Saison war Gonther noch unfreiwillig Zuschauer, als der damals in Abstiegsgefahr schwebende FC St. Pauli am Millerntor mit 3:0 gegen den FSV Frankfurt gewann. Nach zwei Kreuzbandrissen befand er sich noch im Aufbautraining. Auch deshalb ist für ihn der FSV Frankfurt auch noch der persönliche Angstgegner schlechthin. „Ich habe insgesamt schon 13 Mal gegen den FSV gespielt und noch nicht einziges Mal gewonnen. Da waren nicht nur die Spiele mit Paderborn gegen die Frankfurter dabei. Auch als ich noch mit dem KSV Baunatal in der Regionalliga gegen den FSV gespielt habe, gab es keinen Sieg“, erzählt Gonther.

Umso mehr besitzt der 26-Jährige den Ehrgeiz, selbst einen entscheidenden Teil zu einem Erfolg über den FSV Frankfurt beizutragen. Dabei hat er nicht nur seine Hauptaufgabe in der zentralen Verteidigung im Blick, sondern auch die Offensive. In den bisherigen Spielen dieser Zweitligasaison besaß Gonther schon einige Möglichkeiten, nach Ecken und Freistößen per Kopf zum Torerfolg zu kommen. „Es waren wirklich ganz gute Chancen dabei. Ich hätte meine Kopfbälle noch etwas präziser setzen müssen“, sagt Gonther selbstkritisch und hofft gegen Frankfurt auf Besserung. Womöglich hatte ja die intensive Bestrahlung des Rasens am Eckstoßpunkt auch in dieser Hinsicht eine besondere Bedeutung.