St. Paulis Trainer Michael Frontzeck ist mit dem 0:0 in Karlsruhe bei 41 Grad im Wildparkstadion zufrieden. Das Team überzeugt in der Defensive, erarbeitet sich aber zu wenige Chancen.

Karlsruhe. Kapitän Fabian Boll wurde zum Feuerwehrmann, griff sich nach dem Abpfiff den Wasserschlauch und duschte die mitgereisten Fans in der Kurve unter tosendem Jubel ab. Verteidiger Markus Thorandt klagte über Kopfschmerzen, und Trainer Michael Frontzeck wünschte sich ein Bad in einem Eisbach. „Bei diesem Wetter kann man auch etwas anderes Schönes machen. Deshalb ein großes Dankeschön an die Fans, die wieder einmal ihre Liebe zu diesem Spiel gezeigt haben“, zollte der Trainer des FC St. Pauli den 17.667 Zuschauern beim heißesten Tag des Jahres im Karlsruher Wildparkstadion Respekt. Bei Temperaturen von 41 Grad auf dem Rasen waren alle Beteiligten nach 90 Minuten mit der torlosen Punkteteilung zufrieden. „Der Fußball passt sich dem Wetter an. Man hat gesehen, dass wir das größere Potenzial haben, aber der KSC hatte die besseren Chancen“, fasste Sportchef Rachid Azzouzi ein eher langsames Spiel, das dennoch Unterhaltungswert bot, treffend zusammen.

Trainer Frontzeck war von einem Zwei-Mann-Sturm zum in der vergangenen Saison eingesetzten 4-2-3-1-System zurückgekehrt, bot Fin Bartels in zentraler Rolle hinter Angreifer Christopher Nöthe auf. Auf der Doppelsechs hatte sich der Coach in Christopher Buchtmann anstelle von Florian Kringe für die offensivere und laufstärkere Variante entschieden. Das Konzept, über die zentralen Akteure Bartels und Buchtmann die Flügelspieler Marc Rzatkowski und Lennart Thy einzusetzen, ging auf. St. Pauli präsentierte sich reifer, kombinationssicherer und kam durch Rzatkowski (16. Minute) und Nöthe (21.) zu guten Chancen. Eine Trinkpause – Schiedsrichter Guido Winkmann hatte in beiden Hälften eine Unterbrechung angeordnet – brachte nach 25 Minuten jedoch einen Bruch im Spiel der Hamburger, die fortan dem KSC mehr Räume boten. „Da gab es einen Knick“, räumte Frontzeck ein, der die Abschlussschwäche seiner Elf als größtes Manko gesehen hatte.

Wie schon gegen 1860 München (1:0) in der Vorwoche und der vergangenen Saison, als St. Pauli in den ersten acht Spielen nur vier Treffer erzielte, agierten die Gäste gegen den Zweitliga-Aufsteiger vor dem Tor zu harmlos. Viel zu selten suchten auch die Mittelfeldspieler den Abschluss. „Daran müssen wir arbeiten. Ich hätte mir mehr Zielstrebigkeit gewünscht, hatte dies auch in der Halbzeit schon angesprochen“, erklärte Frontzeck. „Vor dem Tor haben wir viel zu viel herumgespielt“, gestand Buchtmann ein, „da sind wir nicht konsequent“, wusste auch Nöthe. Dennoch zeigte sich im Karlsruher Glutofen, dass St. Paulis mit seiner neue Elf über mehr Kreativität und Variabilität verfügt - auch wenn der Aufsteiger 57 Prozent der Zweikämpfe gewann und mehr Torschüsse abgab.

„Da waren zwei tausendprozentige Chancen dabei“, sagte St. Paulis Rechtsverteidiger Bernd Nehrig und wusste, dass er es gewesen war, der in der 33. Minute nach einer Flanke von Philipp Klingmann Dennis Mast am Fünfmeterraum hatte freistehen lassen. Warum der KSC-Profi den Ball nicht im leeren Tor unterbrachte, wird sein Geheimnis bleiben. Auch der Ex-St.-Paulianer Rouwen Hennings verpasste einen Treffer, als er freistehend aus kurzer Distanz am Ball vorbei rutschte (17.).

Jenes Glück und eine weitgehend gut gestaffelte Viererkette bescherten St. Pauli das zweite Spiel ohne Gegentreffer. Mit Abwehrchef Markus Thorandt, und Sören Gonther hat Frontzeck seinen inneren Abwehrverbund gefunden. Beide zeichnete erneut ein aggressives, rigoroses Spiel gegen die spritzigen Karlsruher aus. Vor allem Thorandt musste mehrfach mit gefährlichen Grätschen retten, tat dies ohne Foulspiel souverän. „Die beiden haben das fehlerfrei gemacht“, lobte der Trainer. Leidtragender ist Jan-Philipp Kalla, der nach überzeugender Vorbereitung krankheitsbedingt aussetzen musste und seinen Platz verlor. Eine Tatsache, die das gestiegene Niveau im Kader unterstreicht. Am Feinschliff, dem Torabschluss und den Abständen zwischen den Mannschaftsteilen, soll nun intensiv gearbeitet werden.

Weil sich nicht nur Frontzeck kühles Nass wünschte, sondern vor allem die Profis der Hitze Tribut zollen mussten, verordnete der Trainer dem Team zwei Tage Ruhepause. Wenn St. Pauli im DFB-Pokal am kommenden Sonntag bei Drittligist Preußen Münster (18.30 Uhr) antritt, werden Temperaturen von 30 Grad erwartet. Fabian Boll sehnte sich nach Hamburger Herbststürmen: „Ich freue mich schon auf den November ...“

Statistik

Karlsruher SC: Orlishausen - Klingmann, Gordon, Mauersberger, Vitzthum - Peitz, Yabo (ab 78. Varnhagen) - Alibaz, Mast (ab 46. Krebs) - van der Biezen, Hennings (ab 71. Micanski). - Trainer: Kauczinski

FC St. Pauli: Tschauner - Nehrig, Thorandt, Gonther, Halstenberg - Buchtmann, Boll - Rzatkowski (ab 70. Maier), Bartels - Nöthe (ab 78. Verhoek), Thy (ab 90. Kringe). - Trainer: Frontzeck

Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)

Zuschauer: 17.667

Tore: Fehlanzeige