Der Geschäftsführer des FC St. Pauli erklärt, warum sich die Verhandlungen mit dem neuen Trikotsponsor hinziehen und er Einbußen bei den Business-Plätzen erwartet.

Hamburg. Michael Meeske hetzt in diesen Tagen von einem Termin zum nächsten. Der sportlich durchtrainierte Geschäftsführer des FC St. Pauli führt etliche vereinsinterne Gespräche und vor allem Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren und potenten Kunden für die „Separees“ und Business-Plätze im Millerntor-Stadion. Am kommenden Montagabend geht es in größerer Runde auch noch um grundsätzliche Entscheidungen hinsichtlich des Neubaus der Nordtribüne.

Die wohl wichtigste Aufgabe, die Meeske alsbald erfolgreich zu erledigen hat, wird bereits an diesem Sonntag offensichtlich werden. Wenn um zwölf Uhr das offizielle Mannschaftsfoto geschossen und um 13 Uhr im Fanshop im Millerntor-Stadion die neue Trikotkollektion präsentiert wird, fehlt auf der Brust des Hemdes noch der Schriftzug eines Sponsors. Nachdem der Vertrag mit der ARD-Fernsehlotterie, die als Co-Sponsor erhalten bleibt, ausgelaufen ist, wird mittlerweile seit Monaten um die Nachfolge verhandelt. Der Kreis der potenziellen Trikotsponsoren hat sich zuletzt von drei auf zwei reduziert. Doch noch gibt es keine Unterschrift.

Meeske demonstriert dennoch Gelassenheit angesichts der Situation. „Wir diskutieren ja häufig unsere Sponsorships mit Partnern, die keine klassischen Fußballsponsoren sind. Daher dauert dort der Abstimmungsprozess manchmal etwas länger. Aber deshalb bin ich nicht beunruhigt. Es ist ja gerade ein Vorteil für uns, auch mit Partnern reden zu können, die nicht die bekannten Fußballsponsoren sind“, so Meeske.

Dennoch weiß auch er, dass jeder weitere Tag, an dem die St.-Pauli-Profis ohne Sponsorenlogo auf dem Trikot spielen und trainieren, Geld kostet. „Niemand wird einen höheren Betrag zahlen, wenn er erst am 1. August statt am 1. Juli dabei ist“, sagt Meeske. Gleichzeitig räumt er ein: „Wir befinden uns derzeit in einem nicht gerade einfachen Sponsoringmarkt. Die Schere geht insgesamt weiter auseinander. Bei den ganz Großen wie dem FC Bayern, Borussia Dortmund und auch Schalke 04 wollen alle hinein. Dahinter wird es zunehmend schwieriger.“ Auch in der Zweiten Liga sei dieser Trend zu beobachten. „Hier ist es für uns als besonderer Verein immer noch etwas einfacher“, sagt Meeske. „Daher bin ich sicher, dass wir zum ersten Zweitligaspiel gegen 1860 München nicht mit nackter Brust auflaufen werden.“

Optimistisch sieht St. Paulis Geschäftsführer auch die Vermarktung der 37 Saison-Logen, der sogenannten Separees. Neun Kunden hatten ihren Vertrag nicht verlängert. „Wir haben die realistische Erwartung, dass wir die Separees zu 90 Prozent verkaufen, das wären dann 33“, sagt Meeske. Problematischer sei es bei den Business-Seats, von denen es 2200 im Stadion gibt. Zuletzt waren 1700 verkauft. „Hier spüren wir den Druck und gehen von einem Rückgang von zehn bis 15 Prozent aus“, räumt Meeske ein. Dennoch werde man daran festhalten, auf den Verkauf des Stadionnamens und auf Presentings während des Spiels zu verzichten, auch wenn man damit 1,5 bis zwei Millionen Euro einnehmen könnte.

Freitagabend gewann der FC St. Pauli ein Testspiel beim Kreisligisten Borussia Rendsburg 14:0 (8:0).