Ein Kommentar von Carsten Harms

Es klingt wie die Quadratur des Kreises: Wie kann ein Verein in dieser Zeit der immer weiter zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs sportlich erfolgreich sein und es sich dennoch dauerhaft leisten, auf Millioneneinnahmen aus bestimmten Formen der Vermarktung zu verzichten? Der FC St. Pauli will diesen Weg weiter beschreiten, wie jetzt Geschäftsführer Michael Meeske im Gespräch mit dem Abendblatt nochmals betonte. Das Millerntor-Stadion soll auch künftig nicht nach einer Bank, einer Versicherung oder einem Spielzeughersteller benannt werden. Die abgelaufene Spielzeit wird nicht alle 15 Minuten von einem Geflügelzuchtbetrieb präsentiert, und das aktuelle Eckenverhältnis nicht von einem Ölkonzern. Das ist für die Puristen unter den Fußballfans eine erfreuliche Botschaft. Doch wie hoch wird der Preis langfristig sein, den dieser Verzicht kostet? Auf 1,5 bis zwei Millionen Euro jährlich beziffert Meeske den Betrag, den der Kiezclub in der Zweiten Liga mit den genannten Maßnahmen zusätzlich einnehmen könnte. Damit ließe sich durchaus der eine oder andere Spieler finanzieren, der die sportliche Qualität der Mannschaft heben könnte. Konkret hätte man womöglich die Ablösesumme für den zuvor ausgeliehenen Torjäger Daniel Ginczek berappen können. Doch der FC St. Pauli hat sich entschieden, den schwereren Weg zu gehen, auch weil er das Image des besonderen Clubs im Profifußball auf keinen Fall aufgeben, sondern weiterpflegen will. Das macht den Verein sympathisch, birgt aber eben auch Risiken in sich.