St. Paulis Trainer Michael Frontzeck bleibt trotz negativer Tendenz optimistisch. Einzelgespräch mit dem gegen Hertha indisponierten Christopher Avevor.

Hamburg. So ruhig sei es im Mannschaftskreis nach einem Spiel des FC St. Pauli schon lange nicht mehr gewesen, sagte Florian Bruns nach der bitteren 2:3-Niederlage gegen Hertha BSC Berlin. Der Schock über die beiden Gegentore in den letzten drei Minuten sitzt tief, Erklärungen zu finden fällt schwer, auch am Tag danach. Die drängenden Fragen: Wie kann man die sich häufenden individuellen Fehler abstellen? Wie flößt man der Mannschaft wieder Selbstvertrauen ein, nachdem sie dreimal daran scheiterte, den entscheidenden Schritt aus dem Abstiegssumpf zu machen? Und wie schafft man es, auswärts mal wieder zu gewinnen?

Michael Frontzeck hielt eine lange Ansprache vor der Mannschaft und versuchte ihr die aufkommende Nervosität, die Angst vor einem Abrutschen auf den Relegationsplatz zu nehmen. Kein langes Verharren in Gedankenspielen und möglichen Szenarien mit Blick auf die Tabelle, keine Erinnerung zu viel an den Sonntagnachmittag. Der Trainer ist trotz der mageren Ausbeute von sieben Punkten aus den letzten sieben Spielen optimistisch: "Seit der Winterpause haben wir einen Vorsprung zwischen zwei und sieben Punkten, jetzt sind es fünf. Und wir haben drei Spiele vor der Brust, aus denen wir ausreichend Zähler mitnehmen werden. Punkt." Ein klares Bekenntnis des Trainers, der abgesehen von der ersten halben Stunde mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden war. Dem 49-Jährigen obliegt es nun, die positiven Ansätze herauszustellen und zu konservieren, aber auch die Fehler klar anzusprechen. "Ich werde keinen meiner Spieler mit der Keule in den Boden rammen", sagte Frontzeck, der ein kurzes Einzelgespräch mit dem indisponierten Christopher Avevor gesucht hatte. "Das ist ein junger Spieler, der seine erste Zweiliga-Saison spielt. Er wird so einen Fehler wie vor dem 0:1 nicht noch einmal machen."

Doch er ist ja nicht der Einzige: Mal ist es der erfahrene Markus Thorandt, der stümperhaft einen Elfmeter verschuldet, mal ist es Jan-Philipp Kalla oder Torhüter Philipp Tschauner.

Dass die Mannschaft noch einen Dreier benötigt, um den Relegationsspielen sicher zu entgehen, ist allen klar. Und dass man am letzten Spieltag auf dem Betzenberg in Kaiserslautern nicht dem Druck ausgesetzt sein möchte, dort noch Punkte holen zu müssen, ebenfalls. "Dass wir diesen entscheidenden Schritt noch nicht geschafft haben, nervt uns alle", sagte Sportdirektor Rachid Azzouzi. Die nächste Möglichkeit, eine Vorentscheidung herbeizuführen, bietet sich am kommenden Sonntag in Duisburg. Sollte Dynamo Dresden am Freitag zuvor nicht gewinnen, könnte St. Pauli mit einem Sieg den Klassenerhalt feiern. Auswärts holte die Frontzeck-Elf in dieser Saison allerdings erst zehn Punkte. "Wir werden deswegen nicht in Aktionismus verfallen", sagte der Coach. "Es könnte aber sein, dass wir die Vorbereitung ein Stück weit verändern." Details wollte er nicht verraten. Ob es etwas gebracht hat, wird sich dann zeigen.

Restprogramm: St. Pauli (36 Pkt.): Duisburg (A), Braunschweig (H), Kaiserslautern (A).

Bochum (35): Köln (H), Frankfurt (A), Union (H).

Aue (34): Hertha (A), Ingolstadt (H), Sandh. (A).

Dresden (31): Paderborn (H), Aalen (A), Regensburg (H).