Der FC St. Pauli verliert nach desolater Leistung 1:4 in Sandhausen. Trainer Frontzeck: Kollektives Versagen

Sandhausen. Mit gesenktem Kopf ging Michael Frontzeck schnurstracks in die Kabine. Die Spieler seiner Mannschaft würdigte er dabei mit keinem Blick. Der Trainer hatte gerade sein erstes Desaster erlebt, seit er vor vier Monaten beim FC St. Pauli anheuerte, der damals auf einem Abstiegsplatz stand. Nach dem 1:4 (0:3) beim Tabellenvorletzten SV Sandhausen ist der gute Eindruck aus den ersten Wochen mit dem neuen Trainer erst einmal dahin. Die Aufbruchstimmung ist verflogen. St. Pauli weist zwar immer noch einen Vorsprung von fünf Punkten auf den Relegationsplatz auf, die Leistung in Sandhausen lässt indes das Schlimmste befürchten. "Das war ein rabenschwarzer Tag", sagte der Trainer und fand weitere deutliche Worte: "Mit einem Zweikampfverhalten einer Schülermannschaft kann man in dieser Liga kein Spiel gewinnen. Es war ein kollektives Versagen besonders in der ersten Halbzeit und ein Spiel, an dem wir zu knabbern haben werden."

Acht Tage bleiben dem Trainer jetzt, um seiner Mannschaft nach einer ganz schwachen Vorstellung wieder Selbstvertrauen einzuhauchen, dann wird am Montag kommender Woche (20.15 Uhr, live Sport1 und Sky) der 1. FC Köln ins Millerntor-Stadion kommen. "Wir haben eine junge Mannschaft. So ein Spiel kann einmal vorkommen, aber ich erwarte nun auch eine Reaktion", sagte Frontzeck. "Wir werden das Spiel in aller Härte aufarbeiten und müssen jetzt lernen, wieder aufzustehen."

Der FC St. Pauli hat sich mit der Niederlage im Kampf um den Klassenverbleib zurückgemeldet. Die Hamburger, die in dieser Saison auswärts erst einmal gewinnen konnten, holten in der Rückrunde in vier Spielen nur zwei Punkte und weisen dabei ein Torverhältnis von 1:7 auf. Das ist nicht nur alarmierend, sondern auch schlechter als die Bilanz in der Hinrunde, als nach den ersten vier Spieltagen unter dem damaligen Trainer André Schubert immerhin vier Punkte auf dem Konto verbucht worden waren.

Auch das Bild, das der FC St. Pauli im Sandhausener Hardtwaldstadion vor 7600 Zuschauern abgab, erinnerte an die Anfangsphase der Saison. "Es fehlte an Kompaktheit, an Geschlossenheit, eigentlich an allem", sagte Torhüter Philipp Tschauner. "Wir haben heute als Mannschaft versagt." Ausschlaggebend für den Verlauf des Spiels waren zudem individuelle Fehler. Bereits nach drei Minuten konnte der Sandhausener Kapitän Frank Löning - von Gegenspieler Florian Mohr in dieser Szene völlig allein gelassen - ungestört die Führung erzielen. Vor dem 2:0 ließ sich der linke Außenverteidiger Sebastian Schachten von seinem Gegenspieler Andrew Wooten im Strafraum düpieren und foulte ihn. Den berechtigten Strafstoß verwandelte David Ulm (29.). Vor dem 3:0 ließ Tschauner einen Distanzschuss in die Mitte klatschen, wo wiederum Löning seinen Torriecher bewies. Nach 39 Minuten war die Partie daher schon so gut wie entschieden, zu einem Zeitpunkt, als St. Pauli erst einmal auf das gegnerische Tor geschossen und bereits zweimal ausgewechselt hatte. Frontzeck reagierte bereits nach 37 Minuten und wechselte mit Marius Ebbers und Florian Kringe zwei erfahrene Spieler für Dennis Daube und Lennart Thy ein. An der Qualität des Spiels seiner Mannschaft änderte sich dadurch jedoch nichts.

In der Halbzeitpause gab der Trainer seiner Mannschaft ganze acht Minuten Zeit, um sich in der Kabine von der desaströsen ersten Hälfte zu erholen. Schnell vergessen aber war die Devise, noch mal alles zu versuchen. Schon vier Minuten und einen Sandhausener Konter später war jegliche Hoffnung und jeglicher Elan wieder dahin. Es stand 0:4 durch Juho Mäkelä. Nun ging es nur noch um Schadensbegrenzung und Ergebniskosmetik. Doch auch das fiel schwer an diesem sonnigen Wintertag im Kraichgau. Das Ergebnis hätte sogar noch schlimmer ausfallen können. Bei den Hamburger Profis dagegen versprangen weiterhin die Bälle, Pässe über zehn Meter waren schon ein Problem, Schüsse aus der zweiten Reihe landeten an der Eckfahne, wenn der Ball überhaupt einigermaßen getroffen wurde. Die knapp 2000 mitgereisten Fans der Hamburger nahmen es angesichts der schwachen Vorstellung ihrer Mannschaft erstaunlicherweise mit Humor und skandierten "Auswärtssieg, Auswärtssieg". Ein bisschen konnten sie sich noch über Florian Kringes Elfmetertor zum 1:4-Endstand (74.) freuen. Es war nach drei torlosen Spielen St. Paulis erster Treffer - ein völlig unbedeutender.

Den Humor der Fans konnten die Spieler nach dem Schlusspfiff nicht teilen. "Jeder muss sich jetzt an die eigene Nase fassen, und als Mannschaft müssen wir zusammenrücken, sonst wird es verdammt schwer", sagte Florian Bruns. Recht hat er.