St. Paulis ehemaliger Sportchef Helmut Schulte spricht über die Zertifizierung des Nachwuchsarbeit und seinen Anteil daran.

Hamburg. Helmut Schulte weilt für einen Kurzurlaub am Timmendorfer Strand und macht nebenbei ein bisschen Reha für sein im Frühjahr operiertes Knie. Die Nachricht von der Zertifizierung von St. Paulis Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) mit drei Sternen hat ihn gefreut. Weniger die Reaktion der Verantwortlichen.

Hamburger Abendblatt: Herr Schulte, wie haben Sie reagiert, als Sie von der Zertifizierung von St. Paulis NLZ gehört haben?

Schulte: Ich war positiv überrascht. Das ist ein super Ergebnis. Ein großes Kompliment an alle Mitarbeiter der Abteilung und besonders an Joachim Philipkowski, den Leiter des NLZ, und den administrativen Leiter Alex Eick, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe.

Hätten Sie sich für Ihren Anteil an der Entwicklung des NLZ ein Dankeschön seitens des Präsidiums gewünscht?

Schulte: Mir ist wichtig, dass die Wahrheit nicht verdreht wird. Während meiner Zeit bei St. Pauli von 2008 bis 2012 hat sich das Ergebnis der Qualitätsprüfungen von 33 Prozent in 2007 auf nun 69 Prozent verbessert. Und es gibt nichts, was meine Arbeit mit dem Nachwuchsbereich besser beurteilt, als diese Zertifizierung mit drei Sternen. Es stimmt mich traurig, wenn behauptet wird, ich hätte mich nicht ausreichend darum gekümmert und das NLZ hätte sich nicht wie erhofft entwickelt. Dass der Eindruck erweckt wird, es funktioniere erst, seitdem andere das Zepter übernommen haben, ärgert mich.

Was wurde seit 2008 verbessert?

Schulte: Die Einstellung von Philipkowski und Eick war die Grundvoraussetzung für die jetzigen Erfolge. Und auch die Verpflichtung von Hansi Bargfrede als U17-Coach war ein Meilenstein. Dazu haben wir den Kunstrasenplatz an der Kollaustraße neu gebaut und viele Projekte mithilfe der AFM realisiert, die sich der Verein nicht hätte leisten können. Zudem wurde die Qualität des Scoutings deutlich erhöht.

Intern heißt es, bei der letzten Prüfung 2010 gab es noch keinen Stern, weil die Dokumentation schlampig gewesen sei.

Schulte: Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann. Aber im Grunde ist das ein unrelevanter Vorwurf. Die Dokumentation war sicher nicht dafür verantwortlich, dass das Ergebnis innerhalb von nicht einmal zwei Jahren um zwanzig Prozent verbessert wurde.

Woran lag es dann?

Schulte: Hauptgründe waren die Durchlässigkeit und die Infrastruktur. Wir hatten durch vier Jahre Regionalliga zu wenig Spieler, die den Sprung zu den Profis geschafft haben. Aber es fehlten nur eineinhalb Prozent für den einen Stern. Das war ärgerlich, weshalb wir sofort eine Nachprüfung beantragt haben. Deren Ergebnisse stehen für die Zeit, in der ich als Sportdirektor für das NLZ verantwortlich war. Die Entwicklungen seit März haben null Einfluss. Wer einen anderen Eindruck erweckt, wirft mit Nebelbomben. Trotzdem überwiegt bei mir die Freude über den Geldregen für den Klub.