Hamburg. Wirklich Lust hatte niemand, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Doch der Wurf einer Kassenrolle, mit der Frankfurts Kapitän Pirmin Schwegler in der 48. Minute am Schädel getroffen worden war, wird die Verantwortlichen des FC St. Pauli noch eine Weile beschäftigen. Der Klub wurde vom DFB-Kontrollausschuss aufgefordert, Stellung zu beziehen, nachdem Schiedsrichter Felix Zwayer während der Partie mit dem Spielabbruch gedroht hatte, sollten weitere Gegenstände von den Tribünen geworfen werden. Zusätzlich vermerkte er die Vorgänge in einem Sonderbericht.

Wieder einmal finden sich die Hamburger auf der Anklagebank wieder. Es hatte nach den Bierbecherwürfen in den diesjährigen Heimspielen gegen Schalke 04 und Erzgebirge Aue schon etwas von Routine, als sich Sportchef Helmut Schulte direkt nach dem Abpfiff in die Schiedsrichterkabine begab und mit entschuldigenden Worten auch im TV um Schadensbegrenzung bemüht war. Es galt zu verurteilen, was weder er noch der Klub hätten verhindern können: die Tat eines Einzelnen, diesmal auf den Stehrängen der Südtribüne. "Diese Täter schaden allen. Sich selber, ihrer Gruppe, ihrem Verein und dem Fußball insgesamt", findet Schulte und hofft auf die Ermittlung des Täters, um entsprechende Regressforderungen geltend zu machen. Dass der FC St. Pauli mit einer Strafe belegt wird, steht außerhalb der Diskussion, und das Maß dürfte sich bei der Vorgeschichte im drastischen Bereich bewegen. "Ich möchte da nicht spekulieren und vorgreifen", hielt Schulte seine Einschätzungen unter Verschluss. Von einer Geld- bis hin zu einer Bewährungsstrafe oder gar einem Teilausschluss von Zuschauern scheint vieles möglich.

Die Tat wurde von Videokameras aufgezeichnet, der Werfer dürfte in den kommenden Tagen in Zusammenarbeit mit Polizei, Ticketing und Fangremien identifiziert werden, sollte er den Ermittlungen nicht per Selbstanzeige zuvorkommen. Das Opfer trug hingegen keine Schäden davon. "Ich habe einen Schlag gespürt und bin zusammengesackt, weil ich überrascht war. Aber auch wenn ich jetzt vielleicht etwas anderes sagen sollte: Mir geht es gut! Das Publikum hier ist eines der besten", lobte Sportsmann Schwegler und dehnte seine herausragende Leistung bis über das Spielende hinaus aus.