Der Torwart des FC St. Pauli zieht sich im letzten Spiel eine schwere Verletzung an der Schulter zu und fehlt somit beim Jahresauftakt 2012.

Hamburg. Torwart Philipp Tschauner vom Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli ist erfolgreich an seiner verletzten rechten Schulter operiert worden. „Es geht mir den Umständen entsprechend gut“, sagte Tschauner, „die Operation ist gut verlaufen - es sind keine Komplikationen aufgetreten.“ Allerdings habe er in der Nacht „starke Schmerzen“ gehabt. Am Donnerstag kann Tschauner, der am Montag während der Partie gegen Eintracht Frankfurt (2:0) eine Schultereckgelenksprengung und einen doppelten Bänderriss erlitt, das Krankenhaus verlassen. Wie lange Tschauner ausfällt und ob der Kiez-Klub in der Winterpause einen weiteren Torwart verpflichtet, ist noch unklar. Ersatzkeeper Benedikt Pliquett hatte bei seinen bisherigen Einsätzen nicht immer überzeugen können.

Für Tschauner kam es knüppeldick


Einige seiner Mannschaftskollegen wischten sich noch die Brötchenkrümel aus den Mundwinkeln, ehe sie mit letzten Grüßen in ihren Autos verschwanden. "Frohe Weihnachten" hier, ein "Guter Rutsch" dort, und sowieso: "Schönen Urlaub noch!" Philipp Tschauner hatte das abschließende Teamfrühstück gestern Morgen nur zum Teil mitmachen können. Bei der kollektiven Verabschiedungsarie war St. Paulis Torwart schon gar nicht mehr auf der Trainingsanlage. Tschauner wäre ohnehin der falsche Adressat derartiger Wünsche gewesen. Für den 26-Jährigen kam es zum Jahresende trotz des 2:0-Erfolges über Eintracht Frankfurt knüppeldick.

In der 88. Minute des Top-Spiels zog sich der Schlussmann einen Totalschaden in der rechten Schulter zu: Eckgelenksprengung, zwei gerissene Bänder, ein lädierter Bizepsmuskel. "Bei einem Zweikampf mit Rob Friend bekam ich seine Hand ins Gesicht. Dadurch habe ich die Orientierung verloren und bin auf die Schulter gefallen", erinnert sich Tschauner, nach dem Abpfiff mit Sprechchören gefeiert. Während die Kollegen in den Urlaub entschwanden, führte Tschauners Weg in die Parkklinik Manhagen nach Großhansdorf, wo er operiert wurde. Der Start in die Winterpause musste warten, ebenso - und das ist die weitaus schlimmere Nachricht - ihr Ende. "Bei so einer komplizierten Verletzung ist davon auszugehen, dass Tschauni mindestens im ersten Spiel 2012 nicht dabei sein wird", sagt Trainer André Schubert, "alles weitere müssen wir abwarten und von Woche zu Woche schauen."

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Eine ernsthafte Prognose, wie lange Tschauner tatsächlich ausfallen wird, erscheint aufgrund der insbesondere für Torhüter äußerst sensiblen Stelle der Verletzung schwer. Neben des Heilungsverlaufs wird auch Tschauners Psyche mitentscheiden, ob und wann er wieder sein Leistungsniveau erreichen wird. Fest steht momentan nur, dass er das Trainingslager vom 16. bis 24. Januar im spanischen Oliva nicht durchlaufen und zumindest am 4. Februar in Aachen fehlen wird. "Immerhin ist es der bestmögliche Zeitpunkt für so eine Verletzung. Da sieht man Philipps ganze Erfahrung", sagt Schubert, sichtlich bemüht, die gute Laune zu bewahren: "Das ist eine ganz blöde Verletzung, keine Frage. Aber ich bin nicht bereit, jetzt angesichts der Verletzung und des Wurfgeschosses die ganz bittere Note zu fahren."

Bevor sich Schubert bis zum Vorbereitungsbeginn am 9. Januar in der Sonne erholt und sein überaus erfolgreiches erstes Halbjahr reflektiert, stellte er noch einmal die Leistung seiner Mannschaft heraus und ließ nach dem ersten Saisonsieg gegen einen direkten Aufstiegskonkurrenten neben Zufriedenheit auch eine gewisse Genugtuung durchblicken. "Tja, so schnell werden aus Volldeppen Helden. Bis Montag waren wir noch die, die keine Top-Elf schlagen konnten, und jetzt sind wir die Ersten, die Frankfurt eine Niederlage im Spitzenspiel beibringen konnten", so der Chefcoach, dessen Mannschaft nun mit 39 Zählern zu Paderborn und Frankfurt aufschloss und nur noch drei Punkte hinter Spitzenreiter Düsseldorf auf dem vierten Platz in die Pause geht. "Wobei es zu diesem Zeitpunkt unerheblich ist, ob du Zweiter, Dritter oder eben Vierter bist. Wichtig ist, dass wir dran sind", stellt Schubert die Bedeutung heraus, "wenn möglich, wollen wir an der Bundesliga schnuppern, und wenn möglich, dann am Ende natürlich auch aufsteigen." Als wichtigen Baustein hatten Spieler wie Trainer stets eine personelle Kontinuität im Defensivverbund herausgestellt. Genau diese wird es nun auf der wichtigsten Position nicht geben. Tschauners Ausfall bedeutet einen Qualitätsverlust und nach den lange verletzten Verteidigern Carsten Rothenbach, Lasse Sobiech und Carlos Zambrano das vierte Fragezeichen.

Nachverpflichtungen wird es bei St. Pauli nicht geben, und so dürfen sich Vertreter Benedikt Pliquett, aber auch U23-Torwart Arvid Schenk zum Spielstart 2012 Hoffnungen auf den Platz zwischen den Pfosten machen. Pliquett, der gestern seinen 27. Geburtstag feierte, ist der Favorit, doch Schenk beeindruckte seinen Trainer gestern schon mal mit herausragenden Fähigkeiten, wenn auch nur an der Pfanne: "Arvid stand eine halbe Stunde in der Küche und hat für alle Rührei gemacht", berichtete Schubert nach dem Frühstück, "und ich muss sagen, dass es wirklich verdammt lecker war."

Mit Material von sid