Ein Kommentar von Bastian Henrichs

Es ist wieder passiert, es bleibt unerklärlich. Die Frage nach den Beweggründen, die einen Fan des FC St. Pauli dazu motivieren, einen Gegenstand so aufs Feld zu werfen, dass Schiedsrichter, gegnerische oder gar Spieler des eigenen Klubs getroffen und verletzt werden können, wird auch diesmal nicht geklärt werden. Der Verein versucht nun, den Werfer der Kassenrolle unter Druck zu setzen, droht mit seinen Videoaufzeichnungen, auf denen die Tat zu erkennen sein soll, und lockt mit mildernden Umständen, wenn sich der Täter freiwillig zu erkennen gibt. Das dürfte eigentlich gar nicht nötig sein. In einem derartigen Fall ist Denunziation durchaus erlaubt!

Die negative Besetzung des Wortes, hervorgerufen durch den engen Zusammenhang mit "Verrat" und "Petze", kann hier getrost außer Acht gelassen werden. Vielmehr geht es um Zivilcourage. Darum, aufzustehen, wenn bedroht wird, was einem lieb und wichtig ist. Das hat bei dem Becherwurf nach dem Spiel gegen Aue bereits geklappt, der damalige Täter konnte nach Hinweisen Umstehender dingfest gemacht werden. Am Montag wurde der Werfer stattdessen geschützt, konnte seine Kleidung wechseln und unerkannt entkommen.

Der Verein wird zur Kasse gebeten, sein Ansehen und das der Anhänger wird beschädigt. Die Diskussion über Verhaltensweisen der Fans in deutschen Stadien wird eh schon so erhitzt geführt wie ein Bengalo. Ein Zeichen aus den eigenen Reihen wäre wohltuend. Einen Straftäter zu identifizieren, das gehört durchaus dazu.