Frankfurts Trainer spricht vor dem Spitzenspiel der 2. Bundesliga bei St. Pauli über den Kampf um die Spitze und seinen Ex-Klub HSV.

Hamburg/Frankfurt. Bis zum März trainierte er noch den HSV. Am Montag kehrt Armin Veh, inzwischen Trainer des Absteigers Eintracht Frankfurt, zum Spitzenspiel beim FC St. Pauli wieder nach Hamburg zurück. Das Abendblatt sprach mit dem 50-Jährigen über das Top-Spiel des Zweiten beim Vierten der Zweiten Bundesliga, die Aufstiegsfavoriten und den Aufwärtstrend beim HSV.

Abendblatt: Herr Veh, am Montag steht das Spitzenspiel beim FC St. Pauli an. Was für eine Partie erwarten Sie?

Armin Veh: Wie immer am Millerntor wird es auch diesmal ein ganz harter Gang. Sollten wir auch nur einen Prozentpunkt weniger von unserer Leistung abrufen, werden wir nichts holen. Es ist ein absolutes Spitzenspiel. Ein Duell zweier Teams, die sich auf Augenhöhe befinden.

Ist es für Ihr Team von Vorteil, dass der FC St. Pauli zuletzt in Ingolstadt einen Dämpfer hinnehmen musste?

Veh: Nein. Die Niederlage kann genauso gut ein Weckruf gewesen sein. Ich halte es wie immer und konzentriere mich in den Vorbesprechungen auf die Qualitäten meiner eigenen Mannschaft.

Reichen die aus, um aufzusteigen?

Veh: Das ist unser Ziel. Und wir sind auf einem sehr guten Weg, der allerdings noch sehr lang wird. Und steinig, wie beispielsweise am Montag bei Pauli.

Wer sind in Ihren Augen die Favoriten auf den Aufstieg?

Veh: Es wird ein Fünfkampf mit den Teams, die auch jetzt vorn stehen. Da gibt sich keiner eine Blöße, auch Paderborn nicht. Das wird sich bis zum Ende halten und eng bleiben. Der Topfavorit dabei ist ganz sicher Düsseldorf. Der Rest spielt zwei aus vier.

Sind Sie überrascht von der Souveränität der Düsseldorfer Fortuna?

Veh: Nein, ganz ehrlich nicht. Ich bin beeindruckt von den 42 Punkten, die sie geholt haben. Aber rechnet man die Rückrunde der alten Saison dazu, sind die jetzt seit 26 Spielen ungeschlagen. Von daher hatte ich die von Anfang an auf dem Zettel und kann mir nicht vorstellen, dass die sich das noch nehmen lassen. Dafür sind sie im Moment einfach zu stark.

Sind Spitzenspiele gegen direkte Konkurrenten um den Aufstieg wie am Montag die Partien, in denen sich der Aufstieg letztlich entscheidet?

Veh: Auch. Man kann mit einem Sieg einen Konkurrenten auf Distanz halten. Aber entscheidend sind nicht allein die fünf, sechs Spitzenspiele, sondern die Konstanz. Man darf die Spitzenspiele nicht verlieren und muss gegen die tabellarisch Schwächeren gewinnen. Eine simple Formel, die meistens mit dem gewünschten Ergebnis belohnt wird, dem Aufstieg.

Sie haben Thomas Kessler, der letzte Serie beim FC St. Pauli im Tor stand, durch Oka Nikolov ersetzt. Warum?

Veh: Weil Oka bislang sicher gehalten hatte und wieder fit war.

Welche Perspektive hat Kessler?

Veh: Eine gute. Thomas nimmt seine Situation super an. Er ist extrem fleißig und hat sich in meinen Augen schon verbessert. Ich hätte absolut keine Probleme, ihn von Beginn an spielen zu lassen. Im Gegenteil, ich habe mit Oka und Thomas auf der Torwartposition ein absolutes Luxusproblem.

Im Sommer haben Sie Matthias Lehmann vom FC St. Pauli als Führungsspieler zur Eintracht gelotst. Konnte er den Erwartungen nicht gerecht werden?

Veh: Nein, konnte er nicht. Allerdings konnte er es nicht, weil wir mit Mohamadou Idrissou noch einen Stürmer dazu bekommen haben und ich daraufhin das geplante System umgestellt habe. Matthias hat am Anfang immer gespielt und keineswegs enttäuscht. Im Gegenteil, er ist ein Opfer dieser Umstellung. Aber er wird noch seine Spiele machen.

Schon am Montag bei seinem Ex-Klub?

Veh: Warum nicht? Matthias trainiert super. Er ist mehr als ein Ergänzungsspieler. Alles ist möglich.

Anderes Thema: Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres letzten Klubs, dem HSV?

Veh: Sehr positiv. Ich habe aber auch nie verstanden, weshalb es am Anfang diese Abstiegshysterie gab.

Obwohl der HSV nach sechs Spieltagen nur einen Punkt hatte?

Veh: Ja, trotzdem. Der HSV hatte immer zu viel Qualität, um ganz unten zu stehen. Da wurde am Anfang leider etwas zu viel auf Understatement gemacht. Es musste sich doch nur finden. Und dass ein derartiger Umbruch Zeit bedarf, war doch eigentlich allen klar. Ich hatte die Situation beim HSV eher als große Chance gesehen. Es ist doch ein Vorteil für Mannschaft wie Trainer, wenn man nicht unter dem Druck steht, einen internationalen Platz erreichen zu müssen. Und dass man absteigt, halte ich für ausgeschlossen. Demnach ist genau jetzt der Platz für den Umbruch gegeben. Ich hoffe, der HSV nutzt diese Chance weiter wie in den letzten Wochen. Das zu sehen macht Spaß.

Und nächste Saison treffen Sie mit Eintracht in der Bundesliga auf Ihren Ex-Klub?

Veh: Das hoffe ich. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass es für uns nur einer von zwei Erstligabesuchen in Hamburg sein wird. Einmal in der Imtech-Arena und einmal am Millerntor ...