Tjark Woydt, Vizepräsident des FC St. Pauli, über die Emission der Fan-Anleihe, miese Szenarien und Weihnachtsgeschenke für HSV-Fans in der Familie.

Hamburg. Heute Abend lädt das Präsidium des FC St. Pauli zu einem letzten Treffen mit Investoren, bevor am Donnerstagabend im großen Ballsaal der Haupttribüne ab 19.10 Uhr der Emissionsstart der St.-Pauli-Anleihe durch sechs Gongschläge eingeläutet wird. Das Abendblatt traf Tjark Woydt, den für Finanzen zuständigen Vizepräsidenten des Klubs, zum Interview.

Hamburger Abendblatt: Herr Woydt, wie sind die ersten Reaktionen auf die bevorstehende Anleiheemission ausgefallen?

Tjark Woydt: Die Auswirkungen der Pressekonferenz waren insofern positiv, dass sich neue potenzielle Investoren gemeldet haben, die auf unser Treffen heute Abend eingeladen werden wollten. Auch die Reaktionen innerhalb des Vereins und vom ständigen Fan-Ausschuss waren sehr positiv.

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Sind Sie für den Erfolg der Anleihe auf finanzstarke Investoren angewiesen?

Woydt: Wir brauchen alle und möchten alle mitnehmen. Wir brauchen aber auch eine gewisse Sicherheit.

Es gab von unabhängigen Wirtschaftexperten auch kritische Stimmen. Woher nehmen Sie Ihre Zuversicht, dass alles reibungslos abläuft?

Woydt: Wir haben auf den bisherigen zwei Treffen mit Investoren und dem Freundeskreis Zettel verteilt und anonym gefragt, wie viel Geld sie selbst anlegen würden und was für ein Volumen der Gesamtemission sie erwarten. Die Erwartungen liegen zwischen 4,5 und 5,5 Millionen. Wir haben zwar noch keine verbindlichen Zusagen, aber bisher hätten wir bereits rund 1,5 Millionen zusammen. Dadurch bekommt man ein gewisses Bauchgefühl. Und was die Kritik an der sechsprozentigen Verzinsung angeht: Das haben wir uns gut überlegt und ich habe in enger Absprache mit Kollegen den Markt sehr genau sondiert. Acht Prozent zu zahlen, das brauchen wir nicht. Es sollen ja auch nicht Leute aus Hinterposemuckel zeichnen, die uns nicht kennen. Die Affinität der Anleger spielt eine große Rolle und ich sehe mich erst dann widerlegt, wenn diese Anleihe kein Erfolg wird.

Es kann also nichts schiefgehen?

Woydt: Wir haben drei Szenarien: Ganz mies wäre, wenn wir nur 1,3 Millionen zusammenbekommen. Dann müsste die Bank uns den Höchstbetrag des Kredites ausgeben, 15,5 Millionen. Der reduziert sich immer weiter, je mehr wir über die Anleihe reinbekommen. Drei Millionen wären gut, alles was darüberliegt, sehe ich als Erfolg.

Was erwartet die Leute am Donnerstag? Sitzt Tjark Woydt hinter einem Schalter, kassiert Geld und gibt Anleihen aus?

Woydt: Nein. Geld wird morgen noch nicht fließen, die Belastungen erfolgen erst später. Ich kann nicht sagen, wie viele Leute kommen, ich schätze um die 300. Der komplette Freundeskreis wird da sein, und ich hoffe, dass viele aus der Fanszene kommen. Ab 19.10 Uhr soll dann gezeichnet werden. Wir vom Präsidium werden auch an diesem Abend schon zeichnen.

Was werden Sie persönlich investieren?

Woydt: Ich werde mich aller Weihnachtswünsche entledigen. Meine Frau und ich haben zusammen sechs Kinder, dazu kommen noch Enkelkinder und Freunde. Insbesondere gibt es in der Familie auch noch ein paar HSV-Anhänger. Die beschenke ich dieses Jahr besonders gerne und ein bisschen reicher.

Wann müsste ich mir als Gläubiger Sorgen machen, dass der Verein eventuell Probleme bekommt, das Geld 2018 zurückzuzahlen? Stichwort: Dritte Liga.

Woydt: Der Verein verpflichtet sich, das Geld ordnungsgemäß zurückzuzahlen. Bei einem Abstieg werden wir allerdings neu verhandeln müssen, eventuell verbunden mit einer verspäteten Rückzahlung. Ich sage aber mit voller Überzeugung: Niemand wird sein Geld verlieren! Wenn er bereit ist, gegebenenfalls ein bisschen zu warten.