Nach den Krawallen in Dortmund verzichtet Dynamo Dresden auf das komplette Kartenkontingent für das Spiel beim FC St. Pauli am 27. November.

Hamburg. Der FC St. Pauli wird sein übernächstes Heimspiel am 27. November gegen Dynamo Dresden ausschließlich vor eigenen Fans austragen. Die Sachsen verzichten freiwillig auf die Unterstützung durch ihre Anhänger, wie es in einer Erklärung des Vereins hieß.

Mit seiner Entscheidung reagierte der Zweitliga-Aufsteiger auf die Vorfälle der vergangenen Woche beim DFB-Pokalspiel in Dortmund, als bei Ausschreitungen mehrere Personen, darunter auch Polizeibeamte, verletzt worden waren und ein Sachschaden von 150 000 Euro entstand. "Wir sind ein gebranntes Kind, wir haben uns auf einem besseren Weg gewähnt. Uns ist bewusst, dass wir durch diese harte Konsequenz leider auch die an den Vorfällen unbeteiligten und unschuldigen Dynamo-Fans bestrafen", sagte Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz. "Wir mussten jetzt handeln, um zu unterstreichen, dass wir nicht bereit sind, diesen Chaoten und unbelehrbaren Personen die Spiele als Bühne für ihre kriminellen Handlungen zu überlassen und damit die Fußballkultur in Dresden nachhaltig und auf lange Sicht zu zerstören."

Beim FC St. Pauli wurde die Nachricht zwiegespalten aufgenommen. "Wir haben es natürlich am liebsten, wenn Fußballspiele vor Heim- und Gästefans stattfinden. Das ist der Idealzustand", sagte Vizepräsident Bernd-Georg Spies dem Abendblatt, "aber wir haben für diese Entscheidung Verständnis und zollen den Verantwortlichen von Dynamo Dresden Respekt. Ich denke, dass sie am besten beurteilen können, was in dieser Situation angemessen ist - und was nicht."

Die Hamburger prüfen nun, wie sie die für das Gästekontingent vorgesehenen 2200 Karten in den Verkauf geben, um zu gewährleisten, dass die Tickets tatsächlich und ausschließlich an Fans des FC St. Pauli veräußert werden. "Wir diskutieren darüber intern, stehen aber auch in Gesprächen mit den Dresdnern, die uns ihre Kooperationsbereitschaft angeboten haben", so Spies. Voraussichtlich werden die Karten allein auf der Geschäftsstelle und nur an Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber verkauft. Die Dresdner hatten ihre Mitarbeit signalisiert und zudem erklärt, mögliche Einnahmeverluste St. Paulis auszugleichen. Darüber hinaus behalten sich die Sachsen vor, bei erneuten Zwischenfällen mit Beteiligung von Dynamo-Fans, auch zum Ost-Derby bei Hansa Rostock Mitte Dezember ohne eigene Fans anzureisen.

DFB und DFL diskutieren aktuell sogar über eine grundsätzliche Aussperrung. Ligapräsident Reinhard Rauball hatte zuletzt mit einem "kompletten Ausschluss von Gästefans" gedroht. Dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Hendrik Große Lefert geht dieser Schritt zu weit. "Dass wir ganze Fanszenen ausschließen müssen, kann eigentlich nur das letzte Mittel sein", sagte er in der ARD.