Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Der Hauptsponsor hinterfragt sein Engagement, ganz Fußball-Deutschland blickt mit erhobenem Zeigefinger auf Dresden, und die Verbände diskutieren sich öffentlich durch den dicken Strafenkatalog. Der Druck auf Dynamo könnte nach den Krawallen in Dortmund kaum größer sein. Insofern ist die Maßnahme, im Spiel beim FC St. Pauli auf die eigenen Anhänger zu verzichten, zwar einzigartig, aber keineswegs überraschend. Die Entscheidung sei freiwillig, wie es heißt. Tatsächlich aber kommen die Sachsen nur dem DFB zuvor. Wer die PR-Aktion als Schuldeingeständnis eines Reumütigen interpretiert, liegt gleich doppelt falsch.

Mit ihrem vorauseilenden Gehorsam hoffen die Sachsen auf die Milde des DFB-Kontrollausschusses, damit Zuschauerverbote, Geldstrafen und den Ausschluss vom Pokalwettbewerb 2012/2013 möglichst im schwarz-gelben Sanktionstopf bleiben. In der Tat sind alle Richter gut beraten, die Schuldfrage differenziert zu betrachten. Alle wegsperren? Sicher der falsche Ansatz. Dynamo Dresden und der Großteil seiner Fans sind Opfer, keine Täter. Viel wichtiger als Art und Maß der Strafe ist, wie ernsthaft nun den Chaoten entgegengetreten wird. Diesen die juristische Rote Karte zu zeigen und dabei nicht nur Platzverweise in Form von Stadionverboten zu erteilen sollte das Handeln bestimmen.

Dynamo hat die richtige Reaktion gezeigt. Nicht mit dem Aussperren der Fans, sehr wohl aber durch die klare Distanzierung von Gewalt. Ultras, Fanszene und Funktionäre haben sich klar positioniert und wollen gegen die Täter vorgehen. Dafür benötigen sie Hilfe von Verbänden und Justiz.